Aktienstrategien
Welche gibt es, wie setzt man diese um und für wen eignen sie sich?
Dein umfassender Guide zu den besten Aktienstrategien (Value, Growth, Dividende, Quality, Momentum, Multi-Faktor) mit konkreten Checklisten und Bewertungsmodellen. Detailliert erklärt, wie du dein Portfolio aufbauen, das richtige Timing finden und emotionale Fehler vermeiden kannst.
Hand aufs Herz: Besteht dein Depot aus einem bunten Mix aus YouTube-Tipps, Altlasten und einem ETF, der alles retten soll? Damit bist du nicht allein. Doch an der Börse ist Zufall dein größter Feind. Was du brauchst, ist kein Glück, sondern ein strenger Türsteher für dein Geld: Eine feste Strategie, die nur Investments zulässt, die exakt zu deinem Profil passen, und alles andere gnadenlos aussortiert.
In diesem Artikel gehen wir in die Tiefe. Wir schauen uns die erfolgreichsten Strategien der Börsengeschichte nicht nur theoretisch an, sondern liefern dir konkrete Punktekataloge und Bewertungsmodelle. Damit bekommst du das Werkzeug an die Hand, um emotionale Fehlentscheidungen abzustellen und dein Depot noch an diesem Wochenende auf ein professionelles Fundament zu stellen.
Dieser Teil gehört zur Phase 2 des Geld Anlage Guide. Den kompletten Fahrplan, von der Strategie bis zur Umsetzung, findest du hier: 👉 Geld anlegen Einsteigerguide.
- Aktienstrategien: Das Wichtigste in Kürze
- Was ist eine Aktienstrategie?
- Value & Turnaround Strategie
- Quality Investing Strategie
- Dividenden-Strategien
- Growth Investing Strategie
- Multi-Faktor-Strategie (Quantitative Analyse)
- Zusatz: Timing-Tool – Momentum & Technische Analyse
- Portfolio-Bauplan: Wie du die Strategien mischt
- Fazit & Deine Auswahl-Matrix
- Häufig gestellte Fragen zur Aktienstrategie
Aktienstrategien: Das Wichtigste in Kürze
Strategie schlägt Zufall
Value Investing
Quality Investing
Dividenden-Strategien
Growth Investing
Multi-Faktor (Levermann)
Timing & Momentum
Portfolio-Bauplan
Was ist eine Aktienstrategie?
Eine Aktienstrategie ist mehr als nur eine Idee. Es ist ein festes, schriftlich fixiertes Regelwerk, das drei Phasen abdeckt:
- Selektion: Welche Aktien kommen überhaupt in die engere Auswahl? (Das Universum filtern).
- Kauf: Wann genau drücke ich den Knopf? (Timing & Bewertung).
- Verkauf: Wann muss die Aktie das Depot verlassen? (Exit-Szenarien).
Warum solltest du dich auf eine Strategie konzentrieren?
Unser Gehirn ist evolutionär nicht für den Finanzmarkt gemacht. Wir spüren den Schmerz eines Verlustes doppelt so stark wie die Freude über einen Gewinn (Loss Aversion). Ohne Strategie wirst du zwangsläufig:
- Gewinner zu früh verkaufen (um den Gewinn zu sichern).
- Verlierer zu lange halten (in der Hoffnung, dass sie wieder steigen).
- Dem Hype hinterherlaufen (FOMO – Fear Of Missing Out).
Eine Strategie nimmt dir die Entscheidung ab. Sie macht dich vom emotionalen Zocker zum rationalen Manager deines Vermögens.
So sieht der Prozess einer professionellen Strategie-Entwicklung aus:

Welche Aktienstrategien gibt es?
Es gibt tausende Wege an der Börse, aber die meisten erfolgreichen Investoren nutzen Varianten dieser fünf Hauptströmungen. Wir werden jede einzelne im Detail zerlegen:
- Value Investing: Du kaufst Aktien, die weniger kosten, als sie wert sind. (Ideal für Geduldige).
- Quality Investing: Du kaufst die besten Firmen der Welt und hältst sie ewig. (Ideal für Sicherheitsbewusste).
- Dividenden-Strategie: Du fokussierst dich auf regelmäßigen Cashflow auf deinem Konto. (Ideal für Einkommens-Suchende).
- Growth Investing: Du setzt auf die explosiven Gewinner von morgen. (Ideal für Risikofreudige).
- Multi-Faktor: Du nutzt Modelle wie die Levermann-Strategie, um Aktien rein nach Punkten zu bewerten. (Ideal für Zahlenmenschen).
Value & Turnaround Strategie
Beim Value Investing interessieren wir uns nicht für Hypes, bunte Storys oder vage Zukunftsvisionen. Wir interessieren uns für nackte Fakten. Deine Rolle ist nicht die des Visionärs, sondern die des kaufmännischen Prüfers.
Die zentrale Erkenntnis dieser Strategie stammt von Benjamin Graham: „Preis ist das, was du bezahlst. Wert ist das, was du bekommst.“ An der Börse klaffen diese beiden Dinge oft weit auseinander, weil der Markt kurzfristig nicht rational, sondern emotional handelt. Man nennt das die Theorie des „manisch-depressiven Mr. Market“:
- Gute Nachrichten (Gier): Der Markt übertreibt. Eine solide Firma wird plötzlich zum „Highflyer“ hochgejubelt. Die Aktie kostet 100 €, ist aber eigentlich nur 60 € wert. -> Value-Investoren verkaufen oder warten ab.
- Schlechte Nachrichten (Panik): Der Markt sieht schwarz. Wegen eines Quartalsverlusts, eines Skandals oder einer allgemeinen Rezession werfen alle ihre Aktien auf den Markt. Die Aktie fällt auf 30 €, obwohl in der Firma noch Maschinen, Patente und Cash im Wert von 60 € liegen. -> Value-Investoren kaufen.
Unsere Jagdgründe: Wir suchen keine perfekten Unternehmen (die sind meistens teuer). Wir suchen solide Unternehmen mit lösbaren Problemen. Das können vergessene Weltmarktführer in langweiligen Branchen sein, Firmen in einem zyklischen Tief (z.B. Chemie oder Auto) oder Konzerne, die vom Markt für einen Fehler übermäßig hart abgestraft wurden. Deine Wette lautet immer: „Der Markt irrt sich. Die Angst ist größer als das tatsächliche Risiko.“
Damit du dich nicht verläufst, hier die vier Spielarten dieser Strategie im Überblick:

1. Die Ur-Formel: Deep Value nach Benjamin Graham
Benjamin Graham (Buffetts Lehrer) war ein Mathematiker des Geldes. Er misstraute Analysten, die eine goldene Zukunft versprachen, denn niemand kann die Zukunft vorhersagen. Sein Ansatz war radikal nüchtern: Er bewertete Unternehmen nicht als Visionär, sondern als Liquidator.
Seine zentrale Frage war: „Wenn wir den Laden morgen zusperren, alle Schulden bezahlen und das Inventar verkaufen – bekomme ich dann mehr Geld heraus, als die Aktie an der Börse gerade kostet?“
Wenn die Antwort „Ja“ lautet, hast du eine Sicherheitsmarge (Margin of Safety). Du kaufst reale Substanz (Maschinen, Gebäude, Cash) mit Rabatt. Das schützt dein Kapital, selbst wenn das Unternehmen nicht wächst. Das ist kein Wetten auf Hoffnung, das ist der Kauf von Fakten.
A. Die Königsdisziplin: Net-Nets (Net Current Asset Value)
Das ist die härteste Form des Value Investings. Du suchst Unternehmen, die an der Börse weniger kosten als ihr kurzfristig verfügbarer Besitz nach Abzug aller Schulden.
Die Formel für den Screener:
Marktkapitalisierung < 2/3 * (Umlaufvermögen – Alle Verbindlichkeiten)
- Umlaufvermögen (Current Assets): Bargeld, Lagerbestände, Forderungen (alles, was binnen 12 Monaten zu Geld gemacht werden kann).
- Alle Verbindlichkeiten (Total Liabilities): Schulden bei Banken, Lieferanten, Pensionslasten etc.
- Tipp: Achte auf die „Strict NCAV“-Variante. Ziehe auch Dinge ab, die nicht direkt als Schulden ins Auge springen, wie operative Leasing-Verträge oder Pensionsverpflichtungen. Nur so vermeidest du Überraschungen.
Die Logik: Du bekommst das Unternehmen geschenkt. Selbst wenn die Firma sofort geschlossen wird, die Maschinen verschrottet und die Gebäude verfallen, bleibt nach Rückzahlung aller Schulden Geld übrig, das höher ist als dein Kaufpreis. Das operative Geschäft gibt es „gratis“ dazu.
- Wo findest du das heute? In den USA/Europa fast ausgestorben (außer in tiefen Crashs). Suche in Japan, Südkorea oder bei Micro-Caps (sehr kleine Firmen).
- Risiko: Oft haben diese Firmen schlechtes Management (Kapitalvernichter). Deswegen: Breite Streuung (20–30 Titel).
B. Defensive Value (Die 7 Kriterien für den defensiven Investor)
Da Net-Nets selten sind, nutzen wir für etablierte Firmen (z.B. BASF, Volkswagen, Pfizer) den klassischen Graham-Check.
Die Bedingungen:
- Größe: Es muss ein etabliertes Unternehmen sein (kein Pennystock).
- Finanzielle Stärke: Umlaufvermögen > Kurzfristige Verbindlichkeiten (Liquidität 2:1).
- Dividenden-Stabilität: Zahlt seit mind. 20 Jahren Dividende ohne Unterbrechung.
- Keine Verluste: Gewinne in jedem der letzten 10 Jahre.
- Wachstum: Mindestens 33 % Gewinnwachstum über die letzten 10 Jahre (kumuliert). Berechnet anhand der Dreijahresdurchschnitte zu Beginn und Ende der Periode, um Ausreißer zu glätten
- Günstige Bewertung:
- KGV < 15
- KBV < 1,5
- Kombinierte Regel: KGV * KBV < 22,5
Das Werkzeug: Die Graham-Zahl
Dies ist deine konkrete Kaufmarke. Sie berechnet den maximalen Preis, den ein defensiver Investor zahlen darf.
Graham Zahl = Wurzel aus {22,5 * Gewinn je Aktie * Buchwert je Aktie}
Gewinn je Aktie (EPS): Nimm hier idealerweise den Durchschnitt der letzten 3 Jahre. Warum? Das glättet Ausreißer, falls die Firma gerade ein „Super-Jahr“ hatte, das sich nicht wiederholen lässt.
Praxis-Beispiel:
- Aktie X steht bei 40,00 €.
- Gewinn je Aktie (EPS) = 3,00 €
- Buchwert je Aktie = 25,00 €
- Rechnung: 22,5 * 3 * 25 = 1687,5$
- Wurzel aus 1687,5 = 41,08 €
- Ergebnis: Der faire Graham-Wert ist 41,08 €. Die Aktie kostet 40,00 €. Sie ist fair bewertet, aber kein extremes Schnäppchen. Ein Value-Investor würde hier noch eine „Sicherheitsmarge“ (Margin of Safety) von 20 % abziehen und erst bei ca. 32,80 € kaufen.
2. Der Qualitäts-Filter: Der Piotroski F-Score
Günstig ist gut, „billig“ ist gefährlich. Eine Aktie kann günstig sein, weil sie pleitegeht. Das nennt man Value Trap. Joseph Piotroski entwickelte den F-Score (0–9 Punkte), um genau das zu verhindern. Er filtert finanzielle Stabilität heraus.
Anwendung: Du nimmst deine Liste an günstigen Aktien (aus dem Graham-Screening) und jagst sie durch diesen 9-Punkte-Check. Nur wer 7, 8 oder 9 Punkte hat, wird gekauft.
Der 9-Punkte-Plan (Datenquelle: Letzter Jahresbericht)
Block 1: Profitabilität (Geld verdienen vs. Geld verbrennen)
- ROA (Return on Assets) > 0: Hat die Firma im letzten Jahr überhaupt Gewinn gemacht? (1 Punkt)
- CFO (Operating Cashflow) > 0: Kam echtes Geld auf das Konto rein? (1 Punkt)
- Warum wichtig? Gewinne kann man buchhalterisch schönrechnen, Cashflow lügt selten.
- ROA Wachstum: Ist der ROA höher als im Vorjahr? (1 Punkt)
- Signal: Der Trend zeigt nach oben, die Krise könnte vorbei sein.
- Qualität der Gewinne (Accruals): Ist der Cashflow (CFO) höher als der Nettogewinn? (1 Punkt)
- Warnsignal: Wenn Gewinn > Cashflow, sind das oft nur „Papiergewinne“ (z.B. Lagerbestände höher bewertet). Wir wollen Cash.
Block 2: Finanzierung & Hebel (Risiko senken)
- Verschuldung (Leverage): Sind die langfristigen Schulden im Vergleich zum Vorjahr gesunken? (1 Punkt)
- Liquidität (Current Ratio): Ist das Verhältnis von Umlaufvermögen zu kurzfr. Schulden besser geworden? (1 Punkt)
- Verwässerung: Wurden keine neuen Aktien ausgegeben? (1 Punkt)
Block 3: Operative Effizienz (Hausaufgaben gemacht?)
- Bruttomarge (Gross Margin): Ist die Marge höher als im Vorjahr? (1 Punkt)
- Kapitalumschlag (Asset Turnover): Wird Umsatz effizienter generiert? (Umsatz / Gesamtvermögen gestiegen?) (1 Punkt)
Die Bewertung:
- 0-3 Punkte: Finger weg! Hohes Insolvenzrisiko.
- 4-6 Punkte: Durchschnitt. Beobachten.
- 7-9 Punkte: Kaufkandidat. Hier ist die Wahrscheinlichkeit für einen Turnaround statistisch am höchsten.
3. Zusammenfassung & Konkrete Umsetzung (Schritt-für-Schritt)
Jetzt wird es ernst. Bevor du den Screener startest, musst du dich für eine Route entscheiden. Ein „Mischmasch“ aus beiden Welten führt oft zu Portfolios, die weder Fleisch noch Fisch sind.
Entscheidung: Welcher Value-Typ bist du?
- Route A: Deep Value (Das „Trüffelschwein“): Du suchst bei kleinen, unbekannten Firmen nach Substanz, die der Markt übersehen hat. Hohes Risiko, hohe Chance.
- Route B: Defensive Value (Der „Turnaround-Jäger“): Du suchst bekannte Großkonzerne (z.B. VW, Bayer, BASF), die gerade in der Krise stecken, aber zu groß zum Scheitern sind.
Schritt 1: Der Screener (Wähle deine Route)
Nutze Tools wie Aktien.guide, Tikr, TradingView oder Marketscreener.
Screener A: Deep Value / Net-Nets (Fokus: Assets & Ineffizienz)
Hier suchen wir Ineffizienz bei Small Caps. Gewinne sind zweitrangig, die Substanz zählt.
- Marktkapitalisierung: < 500 Mio. € (Hier schauen die großen Fonds nicht hin).
- Bewertung: KBV < 0,8 (Du kaufst unter Buchwert) oder Net-Net (Preis < Umlaufvermögen – Schulden).
- Finanzielle Stärke: Eigenkapitalquote > 50 %.
- Diversifikation: Kaufe mind. 20–30 Titel (Korb-Ansatz), da einige scheitern werden.
Screener B: Defensive Value / Turnaround (Fokus: Ertragskraft & Rückkehr zum Mittelwert)
Hier suchen wir Stabilität zum Rabattpreis.
- Marktkapitalisierung: > 2 Mrd. € (Etablierte Marktführer).
- Bewertung: KGV < 15 und KBV < 1,5 (Klassische Graham-Zahl).
- Dividende: Dividendenrendite > 3 % (Als Schmerzensgeld beim Warten).
- Diversifikation: 15–20 Titel reichen, da das Insolvenzrisiko geringer ist.
Schritt 2: Der Qualitäts-Check (Piotroski F-Score)
Jetzt jagst du deine Kandidaten durch den Piotroski-Check (siehe oben). Je nach Strategie legen wir die Latte unterschiedlich hoch:
Bei Deep Value (Route A): Score > 5 Punkte
Warum? Die Firma muss nicht perfekt sein, sie darf nur nicht sterben. Solange sie überlebt, wird der Markt den Wert der Assets irgendwann heben.
Bei Defensive Value (Route B): Score > 7 Punkte
Warum? Wir wollen keine „Value Traps“ (Dauer-Verlierer). Wir wollen exzellente Unternehmen, die nur temporär straucheln. Ein niedriger Score bei einem Riesenkonzern deutet oft auf tiefe strukturelle Probleme hin -> Finger weg!
Schritt 3: Der „Warum“-Check (Manuell)
Lies die letzten Nachrichten zu den verbliebenen Kandidaten.
- Struktureller Wandel? (Beispiel: Zeitungsverlage vs. Internet). -> Nicht kaufen. Die Branche stirbt.
- Temporäres Problem? (Beispiel: Einmalige Strafzahlung, Zyklisches Tief bei Chemie/Auto, Lieferketten-Probleme). -> Kaufen. Das geht vorbei.
Schritt 4: Exit-Strategie (Wann verkaufen?)
Value Investing ist kein „Buy & Hold forever“. Sobald der Markt den Fehler korrigiert hat, musst du gehen.
- Regel 1: Verkauf, wenn der faire Wert (Graham-Zahl) erreicht ist.
- Regel 2 (Zeit): Verkauf nach 2 bis 3 Jahren, wenn die Aktie sich nicht bewegt hat (dann war deine Analyse vermutlich falsch oder der Markt ignoriert den Wert dauerhaft).
- Regel 3: Verkauf sofort, wenn der Piotroski-Score unter 4 fällt (die Firma verschlechtert sich dramatisch).
Der Strategie-Steckbrief: Value
| Kriterium | Beschreibung |
| Profil | Antizyklisch. Fokus auf unterbewertete Substanz und Turnaround-Kandidaten. |
| Empfohlene Anzahl | 20 – 30 Aktien. (Breite Streuung nötig, um Ausfälle durch „Value Traps“ zu kompensieren). |
| Zeitaufwand | Hoch. Du musst Screener bedienen, Geschäftsberichte lesen und Bilanzen bereinigen. |
| Haupt-Risiko | Value Trap. Die Aktie ist billig, weil das Geschäftsmodell dauerhaft kaputt ist (Insolvenzgefahr). |
| Mindset | Hohe Frustrationstoleranz. Du kaufst Aktien, die andere hassen, und musst gegen den Strom schwimmen. |
Depot Vergleich
Besonders bei der Deep-Value-Strategie kaufst du oft 20 bis 30 Positionen gleichzeitig. Bei einer klassischen Hausbank zahlst du dafür schnell 300 € an Gebühren, was deine Rendite sofort vernichtet. Für die besten Ordergebühren kannst du unseren aktuellen Depotvergleich verwenden.
Quality Investing Strategie
Das Prinzip: „Kaufe wunderbare Unternehmen zu fairen Preisen.“ Hier verlassen wir den Wühltisch. Quality Investing ist die Evolution des Investierens. Du suchst nicht nach Unternehmen, die billig sind, weil sie Probleme haben. Du suchst nach Unternehmen, die exzellent sind und Dominanz ausstrahlen.
Die Grundregel lautet: Zeit ist der Freund des wunderbaren Unternehmens und der Feind des schlechten. Wenn du eine Aktie 10 Jahre hältst, spielt der Kaufkurs (ob billig oder teuer) fast keine Rolle mehr. Die Rendite wird fast ausschließlich von der operativen Entwicklung des Unternehmens bestimmt. Dein Ziel sind „Compounder“ – Zinseszins-Maschinen, die ihr Kapital hochrentabel reinvestieren können.
Was macht so einen Compounder aus? Hier der Steckbrief eines Qualitätsunternehmens:

1. Die Philosophie: Der ökonomische Burggraben (Economic Moat)
Zahlen schauen in die Vergangenheit. Der „Burggraben“ schaut in die Zukunft. Er ist der strukturelle Vorteil, der verhindert, dass die Konkurrenz die hohen Gewinne des Unternehmens wegfrisst. Ohne Burggraben ist jeder hohe Gewinn nur temporär. Wir orientieren uns hier am bewährten Morningstar-Framework, das seit 2002 systematisch eingesetzt wird.
Die 5 Arten von Burggräben (Checkliste):
Der Netzwerk-Effekt (Der stärkste Graben)
Das Produkt wird wertvoller, je mehr Menschen es nutzen.
- Beispiel: Visa/Mastercard. Ein Händler muss sie akzeptieren, weil alle Kunden sie haben. Ein Kunde braucht sie, weil alle Händler sie nehmen. Ein neuer Konkurrent hat fast keine Chance.
- Check: Nutzt du das Produkt nur, weil deine Freunde/Kollegen es auch nutzen?
Hohe Wechselkosten (Lock-in-Effekt)
Es ist zu teuer, risikoreich oder mühsam für den Kunden, zur Konkurrenz zu gehen.
- Beispiel: SAP oder Intuitive Surgical (OP-Roboter). Kein Krankenhaus wirft einen 2-Mio-Euro-Roboter raus und schult alle Ärzte um, nur weil ein neuer Roboter 10 % billiger ist.
- Check: Würde der Kunde fluchen und schwitzen, wenn er den Anbieter wechseln müsste?
Intangibles (Marke & Patente)
Der Kunde zahlt freiwillig mehr, nur für das Gefühl oder die Sicherheit.
- Beispiel: Hermès oder Coca-Cola. Niemand kauft eine Birkin Bag, um Sachen zu transportieren. Man kauft Status.
- Check: Kann die Firma mehr verlangen als das No-Name-Produkt nebenan?
Kostenvorteil (Skaleneffekte)
Die Firma kann dauerhaft günstiger produzieren oder liefern als jeder andere.
- Beispiel: Costco oder Amazon. Durch gigantische Mengen drücken sie die Einkaufspreise so tief, dass kein kleiner Händler mithalten kann.
- Check: Ist die Firma der Marktführer mit dem größten Volumen?
Effiziente Skalierung (Nischen-Monopole)
Der Markt ist zu klein für einen zweiten Spieler.
- Beispiel: Lokale Flughäfen oder Eisenbahnschienen (Union Pacific). Es lohnt sich nicht, daneben eine zweite Schiene zu bauen.
Der ultimative Test: „Pricing Power“ (Preissetzungsmacht)
Warren Buffett sagt: „Die wichtigste Entscheidung beim Bewerten eines Unternehmens ist die Preissetzungsmacht.“
- Der Test: Wenn das Unternehmen die Preise um 10 % erhöht – laufen die Kunden zur Konkurrenz oder zähneknirschend zur Kasse?
- Wenn sie zahlen (wie bei Apple oder Netflix oft gesehen), hast du Quality.
- Wenn sie wechseln (wie bei Shell oder ThyssenKrupp), hast du eine Commodity (Austauschware).
2. Das Zahlenwerk: Der AlleAktien Qualitätsscore (AAQS)
Um „Qualität“ objektiv messbar zu machen und Bauchgefühl auszuschalten, nutzen wir quantitative Modelle. Der AAQS ist der Goldstandard in Deutschland für diese Strategie. Er prüft Wachstum, Risiko, Rentabilität und Bewertung.
Du vergibt für jeden Punkt eine 1 (erfüllt) oder 0 (nicht erfüllt).
Block A: Nachhaltiges Wachstum (Ist die Firma ein Dauerläufer?)
- Umsatzwachstum 10 Jahre > 5 % p.a.: Zeigt, dass das Geschäftsmodell langfristig funktioniert und nicht nur eine Eintagsfliege ist.
- Umsatzwachstum 5 Jahre > 5 % p.a.: Zeigt, dass das Wachstum auch in der jüngeren Vergangenheit noch intakt ist (keine Sättigung).
- EBIT-Wachstum 10 Jahre > 5 % p.a.: Wichtig! Wächst der Gewinn mit dem Umsatz? Wenn Umsatz steigt, aber Gewinn stagniert, stimmt die Effizienz nicht.
- EBIT-Wachstum 5 Jahre > 5 % p.a.: Bestätigung des Trends auf mittlere Sicht.
Block B: Risiko & Sicherheit (Überlebt die Firma Krisen?)
- Verschuldung < 4x EBIT: Wir teilen die Netto-Schulden durch den operativen Gewinn. Kann die Firma ihre Schulden theoretisch in 4 Jahren tilgen? Quality-Firmen brauchen wenig Fremdkapital.
- EBIT-Drawdown < 50 %: Gab es in den letzten 10 Jahren (inkl. Corona/Finanzkrise) ein Jahr, in dem der Gewinn um mehr als die Hälfte eingebrochen ist? Echte Qualität ist krisenfest (z.B. Lebensmittel, Hygiene, Software-Abos).
Block C: Rentabilität (Wie gut arbeitet das Geld?)
- Eigenkapitalrendite (RoE) > 15 %: Das ist die wichtigste Kennzahl für den Zinseszins. Sie zeigt, wie viel Gewinn die Firma aus dem Geld der Aktionäre erwirtschaftet.
- Logik: Ein Unternehmen mit 20 % RoE verdoppelt sein Eigenkapital theoretisch alle 3,5 Jahre aus sich selbst heraus.
- Piotroski F-Score > 5: Der Check auf Bilanz-Sauberkeit (siehe Kapitel Value). Qualität darf keine „frisierten“ Bücher haben.
Block D: Bewertung (Ist der Preis noch okay?)
- Renditeerwartung > 10 %: Eine Faustformel: Gewinnrendite (Gewinn/Kurs) + Wachstumserwartung. Ist die Summe größer als 10?
- KGV < 25 (Faustregel): Qualität hat ihren Preis, aber Mondpreise töten die Rendite. Ein KGV über 25 gilt im AAQS als Punktabzug, um Überhitzung zu vermeiden. Hinweis: Diese Regel kann bei extrem stark wachsenden Qualitätsunternehmen (z.B. Nvidia, Amazon in frühen Jahren) zu restriktiv sein. Ein KGV von 30 oder 40 kann gerechtfertigt sein, wenn das Wachstum enorm ist. Nutze diesen Punkt als Warnsignal, nicht als absolutes Ausschlusskriterium.
Die Auswertung:
- 0-8 Punkte: Watchlist oder ignorieren.
- 9-10 Punkte: Echter „Compounder“. Diese Aktien sind Kandidaten für ein langfristiges Investment.
3. Konkrete Umsetzung (Schritt-für-Schritt)
Wie baust du das Depot konkret auf?
Schritt 1: Das Screening (Die Grobauswahl)
Suche nach Unternehmen mit:
- Marktkapitalisierung > 2 Mrd. € (Marktführer).
- Eigenkapitalrendite (RoE) > 15 %.
- EBIT-Marge > 15 % (Hohe Margen deuten auf Burggraben hin).
- Verschuldungsgrad < 2.
Schritt 2: Der „Soft“-Check (Der Mensch)
Schau dir das Management an.
- Skin in the Game: Hält der CEO selbst viele Aktien? (Das wollen wir).
- Kapitalallokation: Was machen sie mit dem Gewinn?
- Gut: Reinvestition ins Geschäft (F&E), Aktienrückkäufe (wenn Kurs günstig), steigende Dividenden.
- Schlecht: Teure Übernahmen, um das Ego des CEO zu füttern („Empire Building“).
Schritt 3: Der Kauf (Timing)
Quality-Aktien sind fast nie „billig“.
- Strategie: Kaufe eine erste Position (50 % der geplanten Summe), wenn der Score 9/10 ist.
- Nachkauf: Warte auf „Hiccups“ (kleine Probleme). Wenn eine Top-Firma Quartalszahlen verfehlt und 10 % fällt, ist das oft die beste Chance des Jahres.
4. Exit-Strategie: Wann verkaufen?
Dies ist der größte Unterschied zum Value-Investing. Beim Quality Investing gilt oft: Möglichst für immer halten. Aber verkaufen, wenn die Investment-These bricht.
Wann du NICHT verkaufst
- Die Aktie ist 50 % im Plus (Gewinne laufen lassen!).
- Die Aktie ist 20 % im Minus (wegen allgemeiner Marktschwäche).
- Das KGV sieht „teuer“ aus (Qualität wächst oft in die Bewertung hinein).
Wann du VERKAUFST
Du verkaufst nur, wenn sich die Fakten ändern.
- Struktureller Wandel: Das Geschäftsmodell wird obsolet (Kodak-Moment).
- Management-Versagen: Eine teure, dumme Übernahme, die die Bilanz zerstört (z.B. Bayer kauft Monsanto).
- Kartellamt: Ein Monopol wird zerschlagen (Risiko bei Big Tech).
- AAQS-Absturz: Wenn der Score dauerhaft (2 Jahre in Folge) unter 7 fällt.
Der Strategie-Steckbrief: Quality
| Kriterium | Beschreibung |
| Profil | Substanz-Orientiert. Fokus auf hochprofitable Marktführer mit Wettbewerbsvorteilen (Burggraben). |
| Empfohlene Anzahl | 10 – 15 Aktien. (Hohe Konzentration möglich, da das Pleiterisiko bei Qualitätsfirmen in der Regel geringer ist). |
| Zeitaufwand | Mittel. Die Analyse ist initial aufwendig, danach ist das Depot sehr wartungsarm („Schlaftabletten-Depot“). |
| Haupt-Risiko | Hohe Konzentration ist möglich, aber riskant. Auch Quality-Aktien können scheitern. Persönlich würde ich 15-25 Titel anstreben bei einer maximalen Gewichtung von 5% pro Titel. |
| Mindset | Geduld. Du brauchst „Sitzfleisch“, um Gewinne über Jahrzehnte laufen zu lassen, ohne einzugreifen. |
Dividenden-Strategien
Das Prinzip: „Rente statt Rente“. Hier liegt der Fokus auf Cashflow. Während Growth-Investoren hoffen, dass die Aktie irgendwann teurer verkauft werden kann, wollen Dividenden-Investoren die Aktie (im Idealfall) nie verkaufen. Die Aktie ist die Kuh, die Dividende die Milch. Du willst die Milch trinken, nicht die Kuh schlachten.
Doch Vorsicht: Die Gier ist hier dein Feind. Viele Anfänger jagen der höchsten Prozentzahl hinterher („Yield Chasing“).
- Das Problem: Eine Dividendenrendite berechnet sich aus
Dividende / Aktienkurs. - Die Falle: Wenn der Kurs einer schlechten Firma um 50 % einbricht, verdoppelt sich mathematisch die Dividendenrendite – kurz bevor die Dividende gestrichen wird.
- Merkregel: Eine Rendite von über 6–8 % bei normalen Industrie-Unternehmen ist meistens kein Schnäppchen, sondern eine Warnung des Marktes.
Damit du nicht in die Rendite-Falle tappst, muss eine gute Dividenden-Aktie diese 5 Kriterien erfüllen:

Variante 1: Dividenden-Adel (Qualität & Wachstum)
Der Begriff „Dividendenadel“ (populär gemacht u.a. durch Christian Röhl) steht für Unternehmen, die über Jahrzehnte bewiesen haben, dass sie krisenfest sind. Die Grundlogik ist bestechend simpel: Ein Unternehmen kann Gewinne fälschen („Creative Accounting“). Es kann den Aktienkurs manipulieren. Aber es kann nicht 25 Jahre lang echtes Geld an dich überweisen und diese Summe jedes Jahr erhöhen, wenn das Geschäftsmodell nicht exzellent ist. Die Dividende ist der ehrlichste Qualitätsnachweis der Börse.
Die 4 Kriterien des Adels:
1. Die Kontinuität (Der Track-Record)
Das ist der Türsteher-Filter.
- Das Kriterium: Das Unternehmen hat die Dividende seit mindestens 10 Jahren nicht gesenkt (besser: immer erhöht).
- Die Champions: In den USA nennt man Firmen, die seit 25 Jahren jedes Jahr erhöhen, Dividend Aristocrats. Wer seit 50 Jahren erhöht, ist ein Dividend King.
- Warum das wichtig ist: Wer in der Dotcom-Blase, in der Finanzkrise 2008 und während Corona die Dividende erhöht hat, ordnet alles der Zuverlässigkeit unter. Das Management hat Disziplin.
2. Die Ausschüttungsquote (Payout-Ratio)
Wir wollen keine Substanz-Vernichter. Ein Unternehmen, das 100 % des Gewinns ausschüttet, kann nicht investieren.
- Die Formel:
Dividende / Free Cashflow(Besser als Gewinn, da Cashflow nicht manipulierbar ist). - Der Zielkorridor: Ideal sind 25 % bis 75 %.
- Die Logik: Die verbleibenden 25–50 % bleiben in der Firma, um Wachstum zu finanzieren oder schlechte Jahre auszugleichen. Nur so bleibt die Dividende sicher.
3. Das Wachstum (CAGR)
Eine hohe Start-Rendite (z.B. 5 %) ist nett, aber ohne Wachstum frisst die Inflation deinen Gewinn.
- Das Kriterium: Die Dividende muss in den letzten 5 Jahren im Schnitt um mehr als 3 % pro Jahr gestiegen sein (Inflationsausgleich).
- Der Zinseszins-Turbo: Eine Aktie, die heute 2 % zahlt, aber die Dividende jährlich um 10 % steigert (wie Visa oder Microsoft), zahlt dir in 15 Jahren oft mehr Cash als die langsame „High-Yield-Aktie“. Das nennt man Yield on Cost (Persönliche Dividendenrendite).
4. Die Rendite (Der Ertrag)
Auch beim Adel darf die Aktie nicht extrem überbewertet sein.
- Der Filter: Die aktuelle Dividendenrendite sollte im historischen Durchschnitt liegen. Liegt sie extrem darunter (z.B. 0,5 % bei einer Aktie, die sonst 2 % zahlt), ist die Aktie zu teuer.
Der „Dividendenadel-Score“ zur Bewertung
Wie entscheidest du konkret? Hier ist das Punktesystem, um echte Adelige von Hochstaplern zu trennen.
Anleitung
Prüfe die Aktie und vergib Punkte. (Maximal 5 Punkte).
- Punkt 1: Eiserne Kontinuität – Hat das Unternehmen die Dividende in den letzten 10 Jahren nie gesenkt? (1 Punkt)
- Punkt 2: Nachhaltige Ausschüttung – Liegt die Payout-Ratio (auf Free Cashflow oder Gewinn) unter 75 %? (1 Punkt)
- Punkt 3: Dynamisches Wachstum – Wurde die Dividende in den letzten 5 Jahren im Schnitt um mehr als 3 % p.a. gesteigert? (1 Punkt)
- Punkt 4: Operative Deckung – Wächst auch der Gewinn (oder Cashflow) des Unternehmens in den letzten 5 Jahren? Warnung: Wenn die Dividende steigt, aber der Gewinn fällt, lebt die Firma von der Substanz. (1 Punkt)
- Punkt 5: Die Verschuldungs-Bremse – Ist die Nettoverschuldung geringer als der 4-fache operative Gewinn (EBITDA)? Logik: Hoch verschuldete Firmen streichen die Dividende als Erstes, wenn die Zinsen steigen. (1 Punkt)
Die Bewertung
- 5 Punkte: Der König. Kaufen. Hier stimmt alles: Historie, Sicherheit und Wachstum. Das ist eine Aktie für die Ewigkeit. (Beispiele oft: Johnson & Johnson, Procter & Gamble).
- 4 Punkte: Der Prinz. Kaufenswert. Meist scheitert es knapp am Wachstum oder der Bewertung. Wenn der Kurs etwas zurückkommt: Zuschlagen.
- 0-3 Punkte: Der Bettler. Finger weg. Hier ist die Dividende unsicher oder das Unternehmen wächst nicht mehr. Das Risiko einer Kürzung (und damit eines Kurssturzes) ist zu hoch.
Variante 2: Dogs of the Dow (Die mechanische Methode)
Das ist eine der ältesten, wissenschaftlich untersuchten Strategien („Mean Reversion“). Sie ist antizyklisch. Du kaufst die großen Riesen, wenn sie gerade unbeliebt sind.
Die Logik dahinter: Blue-Chip-Unternehmen (die größten der Welt) gehen fast nie pleite. Wenn sie Probleme haben, fällt der Kurs. Da die Dividende (in absoluten Euro/Dollar) meist stabil bleibt, steigt die Dividendenrendite durch den Kursverfall an. Du kaufst also Substanz zum Rabattpreis.
Die Schritt-für-Schritt-Anleitung:
Diese Strategie erfordert keine Analyse, kein Bilanzlesen und keine Nachrichten. Sie erfordert nur Disziplin.
Schritt 1: Das Universum definieren
Du nimmst ausschließlich die 30 Unternehmen aus dem Dow Jones Industrial Average.
Warum nur der Dow? Weil hier nur die finanzstärksten US-Firmen drin sind. Bei kleineren Indizes (wie dem MDAX) ist das Risiko einer Pleite zu hoch.
Schritt 2: Das Ranking (Stichtag 31.12.)
Am letzten Handelstag des Jahres sortierst du alle 30 Aktien nach ihrer aktuellen Dividendenrendite.
- Die Aktie mit der höchsten Rendite kommt auf Platz 1.
- Die Aktie mit der niedrigsten Rendite auf Platz 30.
- Tipp: Listen dafür findest du im Januar auf fast jedem Finanzportal (z. B. Finanzen.net oder OnVista).
Schritt 3: Der Kauf (Stichtag 1. Handelstag)
Du kaufst die Top 10 dieser Liste. Das sind die „Dogs“.
- Wichtig: Du gewichtest alle gleich (Equally Weighted).
- Beispiel: Du hast 10.000 € Investitionssumme. Du kaufst von jeder der 10 Aktien für genau 1.000 €.
- Fehler vermeiden: Setze nicht alles auf Platz 1! Manchmal hat der „Ober-Hund“ wirklich existenzielle Probleme. Die Streuung auf 10 Werte ist deine Lebensversicherung.
Schritt 4: Der Winterschlaf
Das ist der schwerste Teil. Du machst nichts.
- Du ignorierst Quartalszahlen.
- Du ignorierst Panik-Meldungen.
- Du verkaufst nicht, wenn eine Aktie 20 % fällt oder 50 % steigt. Du hältst diese 10 Aktien stur für genau ein Jahr und einen Tag.
Schritt 5: Das Rebalancing (Ein Jahr später)
Nach einem Jahr wiederholst du das Ranking.
- Welche Aktien sind noch in den Top 10? -> Behalten.
- Welche Aktien haben sich erholt (Kurs gestiegen, Rendite gesunken) und sind aus den Top 10 gefallen? -> Verkaufen.
- Welche neuen „Prügelknaben“ sind in die Top 10 aufgestiegen? -> Kaufen (vom Erlös der Verkäufe).
Pro-Tipp: Die „Small Dogs of the Dow“
Es gibt eine Variation für etwas mehr Risiko und Chance.
- Aus den 10 Dogs kaufst du nur die 5 Aktien mit dem niedrigsten absoluten Aktienkurs (in Dollar).
- Die Theorie: Aktien mit optisch niedrigem Kurs schwanken stärker und haben ein noch höheres Erholungspotenzial.
- Historie: Diese Variante hat die normale Dogs-Strategie langfristig oft geschlagen, ist aber volatiler.
Risiken und Warnung zur „Small Dogs of the Dow“ Strategie
Diese Strategie ist „dumm“. Sie ist ein Algorithmus.
- Das Risiko: Sie prüft nicht, warum der Kurs gefallen ist. Es kann sein, dass eine Branche (z. B. Tabak oder Öl) dauerhaft stirbt. Dann erholt sich der Kurs nie („Value Trap“).
- Der Steuernachteil: Durch das jährliche Verkaufen der Gewinner realisierst du Gewinne, auf die du sofort Steuern zahlst (in Deutschland). Das bremst den Zinseszins-Effekt im Vergleich zu einer „Buy & Hold“-Strategie.
Zusatz: Die Dividenden-Falle erkennen (Red Flags)
Bevor du eine Dividendenaktie kaufst, prüfe diese drei Warnsignale. Wenn eines leuchtet: Finger weg!
- Payout > 100 %: Die Firma zahlt mehr Geld an die Aktionäre aus, als sie einnimmt. Das geht nur durch Schulden oder Verkauf von Substanz. Das ist nicht nachhaltig.
- Dividenden-Kürzung in der Historie: Hat das Management in der letzten kleinen Krise sofort die Dividende gekürzt? Das zeigt fehlendes Commitment.
- Explodierende Schulden bei steigenden Zinsen: Prüfe das „Interest Coverage Ratio“ (EBIT / Zinszahlungen). Wenn der operative Gewinn die Zinsen kaum noch deckt, wird die Dividende als Erstes gestrichen, um die Banken zu bedienen.
Exit-Strategie: Wann verkaufen?
Dividenden-Investoren sind treu, aber nicht blind. Es gibt drei klare Trennungsgründe, bei denen du emotionslos handeln musst:
- Die Kürzung (Das Todesurteil): Kürzt eine „Adel“-Firma die Dividende, verkaufst du. Sofort. Ohne Diskussion. Eine Kürzung ist oft nur der Anfang vom Ende. Wer einmal kürzt, hat das Vertrauen verspielt.
- Die Überbewertung: Wenn der Kurs so stark gestiegen ist, dass die Dividendenrendite historisch extrem niedrig ist (z. B. eine Aktie, die immer 3 % lieferte, bringt jetzt nur noch 1,5 %), ist die Aktie zu teuer. Nimm Gewinne mit oder schichte um.
- Dauerhafte Payout-Probleme: Wenn die Ausschüttungsquote über 3 Jahre hinweg über 100 % liegt (die Dividende wird aus der Substanz gezahlt), musst du die Reißleine ziehen, bevor der Markt es tut.
Der Strategie-Check: Dividende
| Kriterium | Beschreibung |
| Profil | Einkommens-Orientiert. Fokus auf stetigen Cashflow und Ausschüttungskontinuität. |
| Empfohlene Anzahl | 15 – 20 Aktien. (Genug Diversifikation, um eine Dividendenkürzung abzufedern, aber übersichtlich genug). |
| Zeitaufwand | Gering. Die Kennzahlen (Rendite, Historie, Payout) sind einfach und schnell verfügbar. |
| Haupt-Risiko | Steuer-Nachteil & Zinsrisiko. Sofortige Versteuerung bremst den Zinseszins; steigende Zinsen drücken oft die Kurse. |
| Mindset | Genügsamkeit. Du freust dich über regelmäßige Zahlungen und ignorierst dafür, dass der Kurs mal schwankt. |
Investieren ist kein Solo-Sport
Die Strategie steht, aber die Umsetzung wirft Fragen auf? In der Stackfounders Community lassen wir die Hosen runter. Statt theoretischem Bla-Bla bekommst du hier echte Praxis-Einblicke.
Growth Investing Strategie
Growth-Investoren sind Jäger. Sie suchen Unternehmen, die ihren Umsatz nicht um langweilige 5 % steigern, sondern um 20 %, 50 % oder 100 % pro Jahr. Der Gewinn heute ist dabei fast egal. Es geht um die Marktführerschaft in 5 bis 10 Jahren.
Die Wette lautet: Das Unternehmen wächst so schnell in einen neuen Markt (Cloud, KI, Biotech) hinein, dass die heutigen Gewinne irrelevant erscheinen im Vergleich zu den zukünftigen Cashflows.
Aber Vorsicht: Wachstum hat einen Preis. Du zahlst heute eine hohe Prämie für Hoffnungen. Wird die Hoffnung enttäuscht, stürzt der Kurs ab. Das nennt man Multiple Compression (Die Bewertungsluft entweicht).
Woran erkennst du solche potenziellen Tenbagger? Hier der Steckbrief:

1. Die konservative Methode: GARP (Peter Lynch)
Peter Lynch verwaltete den legendären Magellan Fund. Sein Ansatz war GARP (Growth At A Reasonable Price). Er kaufte keine unprofitablen Luftschlösser, sondern Firmen, die schnell wachsen, aber noch nicht völlig überteuert sind.
Das Werkzeug: Das PEG-Ratio
Das normale KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) ist bei Wachstumsaktien oft irreführend. Ein KGV von 30 wirkt teuer, ein KGV von 10 billig. Aber wenn die Firma mit KGV 30 ihren Gewinn jedes Jahr verdoppelt, ist sie eigentlich spottbillig.
Um das vergleichbar zu machen, setzen wir den Preis ins Verhältnis zum Wachstum.
PEG = KGV / Gewinnwachstum (in %)
Hinweis: Nutze für das Wachstum idealerweise die erwartete Wachstumsrate der nächsten 3–5 Jahre (CAGR).
Die Bewertungs-Skala:
- PEG < 1: Schnäppchen! (Kaufsignal). Das Unternehmen wächst schneller, als die Bewertung vermuten lässt.
- PEG = 1: Fair bewertet. (Halten/Kaufen). Du zahlst einen fairen Preis für das Wachstum.
- PEG > 2: Teuer. (Vorsicht). Hier ist schon sehr viel Optimismus eingepreist.
- PEG > 4: Blase. (Verkaufssignal).
Beispiel-Rechnung:
- Aktie A (Langweiler): KGV 15, wächst mit 5 %. -> $15 / 5 = 3,0$. (Zu teuer für das miese Wachstum).
- Aktie B (Highflyer): KGV 50, wächst mit 50 %. -> $50 / 50 = 1,0$. (Fair bewertet, trotz hohem KGV!).
- Aktie C (Chance): KGV 20, wächst mit 40 %. -> $20 / 40 = 0,5$. (Strong Buy).
2. Die Tech-Methode: High Growth Investing (HGI)
In der modernen Software-Welt (SaaS, Cloud, Cyber-Security) funktioniert das KGV oft nicht, weil die Firmen bewusst Verluste machen. Sie stecken jeden Cent in Marketing, um Kunden zu gewinnen („Land & Expand“). Wie bewertest du eine Firma ohne Gewinn?
Hier gelten andere Gesetze. Wir nutzen die Rule of 40 und die Bruttomarge.
A. Die Rule of 40 (Effizienz-Check)
Diese Regel besagt: Ein Software-Unternehmen ist gesund, wenn die Summe aus Wachstum und Cashflow-Marge mindestens 40 ergibt. Sie balanciert Gier (Wachstum) und Vernunft (Profitabilität).
Score = Umsatzwachstum (%) + Free-Cashflow-Marge (%)
Szenario 1: Hyper-Growth (Die Rakete)
Umsatz wächst um 60 %. Die Firma verbrennt dabei Geld (Marge -10 %).
60 + (-10) = 50.
Urteil: Bestanden (> 40). Das Wachstum ist so hoch, dass der Verlust akzeptabel ist.
Szenario 2: The Compounder (Die Gelddruckmaschine)
Umsatz wächst „nur“ um 15 %. Dafür ist die Firma hochprofitabel (Marge 30 %).
15 + 30 = 45.
Urteil: Bestanden (> 40). Ein gesundes Qualitätsunternehmen.
Szenario 3: Die Todeszone (The Trap)
Umsatz wächst um 20 %. Die Firma macht 0 % Marge.
20 + 0 = 20.
Urteil: Durchgefallen. Die Firma wächst zu langsam dafür, dass sie kein Geld verdient. Finger weg!
B. Die Bruttomarge (Gross Margin)
Das ist der Filter für das Geschäftsmodell.
- Frage: Wieviel vom Umsatz bleibt übrig, bevor Marketing und Verwaltung bezahlt werden?
- Ziel: Bei Software-Firmen muss die Bruttomarge > 70 % sein.
- Warum? Nur wenn die Herstellung des Produkts (Software-Code kopieren) fast nichts kostet, kann die Firma später, wenn sie das Marketing zurückfährt, massive Gewinne einfahren. Ist die Bruttomarge niedrig (z.B. 30 %), skaliert das Modell nicht.
3. Der HGI-Score (Die Bewertungstabelle)
Um das Risiko zu minimieren, kannst du Growth-Aktien nach diesem Schema punkten (angelehnt an den HGI-Index von Stefan Waldhauser).
Maximal 10 Punkte möglich. Kaufen ab 7-8 Punkten.
Block 1: Wachstum & Bewertung (Der Motor)
- Rule of 40 Score: Ist der Wert (Wachstum + FCF-Marge) größer als 40? (1 Punkt)
- Umsatzwachstum: Wächst der Umsatz schneller als 20 % p.a.? (1 Punkt)
- Bewertungs-Check (EV/Sales):Teile den Unternehmenswert (Enterprise Value) durch den Umsatz. Ist das EV/Sales kleiner als das Umsatzwachstum x 0,3? Faustformel: Ein Unternehmen, das 20 % wächst, darf ein Umsatz-Multiple von ca. 6 haben. Wächst es 50 %, darf das Multiple 15 sein. Ist es günstig bewertet? (1 Punkt)
Block 2: Qualität des Geschäfts (Der Burggraben)
- Bruttomarge: Liegt die Gross Margin über 70 %? (1 Punkt)
- PEG Ratio: Ist die Bewertung im Verhältnis zum Wachstum fair? (PEG < 2). (1 Punkt)
- Verschuldung: Hat das Unternehmen mehr Cash als Schulden (Net Cash)? Wichtig: Unprofitable Firmen dürfen keine hohen Schulden haben, sonst töten sie steigende Zinsen. (1 Punkt)
4. Das Risiko: Die Bewertungsfalle (Multiple Compression)
Das musst du verstehen, bevor du Growth-Aktien kaufst. Der Aktienkurs ergibt sich aus: Gewinn (oder Umsatz) x Bewertungs-Multiple.
Das Horror-Szenario: Du kaufst eine Aktie, die mit dem 50-fachen Umsatz bewertet ist, weil alle glauben, sie wächst ewig mit 50 %. Plötzlich meldet die Firma: „Wir wachsen nur noch mit 20 %.“
- Der Umsatz steigt zwar weiter (gut).
- Aber der Markt sagt: „Für 20 % Wachstum zahle ich nur noch den 10-fachen Umsatz.“
- Ergebnis: Das Multiple fällt von 50 auf 10. Der Kurs fällt um 80 %, obwohl die Firma wächst.
Lösung: Kaufe niemals Aktien, wo die Bewertung „Perfektion“ voraussetzt. Nutze das PEG-Ratio oder den HGI-Score als Sicherheitsgurt.
5. Exit-Strategie: Wann verkaufen?
Bei Growth-Aktien ist der Exit überlebenswichtig, da es keine Dividende gibt, die das Warten versüßt.
- Strukturelle Verlangsamung: Die Firma wächst nur noch mit 10 % statt wie gewohnt mit 30 %, wird aber nicht profitabler. Die Wachstums-Story ist vorbei -> Sofort verkaufen (Gefahr der Multiple Compression).
- Thesis Drift: Das Management ändert plötzlich die Strategie oder das Geschäftsmodell, weil das ursprüngliche Produkt nicht mehr zieht. Das ist ein neues Investment. Im Zweifel: Verkaufen.
- Rule of 40 Bruch: Fällt der Score (Wachstum + Marge) dauerhaft unter 30, verbrennt die Firma ineffizient Geld. Das wird in Hochzinsphasen vom Markt bestraft.
- Der Chart bricht: Viele Growth-Trader nutzen die 200-Tage-Linie. Fällt der Kurs darunter, bauen Großinvestoren Positionen ab. Folge ihnen und sichere deine Gewinne.
Der Strategie-Steckbrief: Growth
| Kriterium | Beschreibung |
| Profil | Chancen-Orientiert. Fokus auf überdurchschnittliches Umsatzwachstum und Zukunftsmärkte. |
| Empfohlene Anzahl | 15 – 25 Aktien. (Notwendig, da die Ausfallrate hoch ist und wenige „Tenbagger“ die Performance treiben müssen). |
| Zeitaufwand | Sehr Hoch. Tiefes Verständnis von Technologie, Produkten und Marktpotenzial ist zwingend erforderlich. |
| Haupt-Risiko | Volatilität. Extreme Kursschwankungen (+/- 50 %) und Bewertungs-Crashs, wenn das Wachstum nachlässt. |
| Mindset | Nerven aus Stahl. Du musst massive Buchverluste aushalten können, ohne panisch zu verkaufen. |
Multi-Faktor-Strategie (Quantitative Analyse)
Wir Menschen sind emotional. Wir verlieben uns in Aktien, weil wir das Produkt mögen. Wir verkaufen Gewinner zu früh, weil wir Angst haben. Wir halten Verlierer zu lange, weil wir hoffen. Eine quantitative Strategie (Quants) eliminiert den Faktor Mensch. Ein Algorithmus kennt keine Angst und keine Gier. Er kennt nur Daten.
Die Multi-Faktor-Strategie sucht nicht nach einem Grund zum Kaufen (nur billig oder nur Wachstum), sondern kombiniert verschiedene Erfolgsfaktoren. Die berühmteste Umsetzung für Privatanleger im deutschsprachigen Raum ist die Levermann-Strategie.
Wie aus Daten eine Entscheidung wird, siehst du hier:

Die Levermann-Strategie im Detail
Die ehemalige Fondsmanagerin Susan Levermann entwickelte dieses Punktesystem. Ihr Ziel: Eine wissenschaftlich fundierte Methode, die Value (günstige Bewertung), Quality (gesunde Bilanz), Momentum (Trendstärke) und Psychologie (Analystenmeinung) vereint.
Die Strategie bewertet jede Aktie anhand von 13 Kennzahlen. Für jede Kennzahl gibt es:
- +1 Punkt (Positives Signal)
- 0 Punkte (Neutral)
- -1 Punkt (Negatives Signal)
Am Ende zählt die Summe. Ist sie hoch genug, wird gekauft. Fällt sie, wird gnadenlos verkauft.
Die 13 Kriterien (Der Check-Plan)
Wir gehen die 13 Punkte im Detail durch. Du brauchst hierfür den Geschäftsbericht und aktuelle Kursdaten.
Kategorie A: Qualität & Rentabilität (Ist die Firma gut?)
1. Eigenkapitalrendite (RoE): Wie gut verzinst sich das Geld der Aktionäre?
- > 20 %: +1 Punkt (Exzellent).
- 10 – 20 %: 0 Punkte (Durchschnitt).
- < 10 %: -1 Punkt (Schlecht).
2. EBIT-Marge: Wieviel vom Umsatz bleibt als operativer Gewinn hängen?
- > 12 %: +1 Punkt.
- 6 – 12 %: 0 Punkte.
- < 6 %: -1 Punkt.
- Ausnahme: Bei Finanzwerten (Banken) wird stattdessen oft die Eigenkapitalquote betrachtet.
3. Eigenkapitalquote: Wie solide ist die Firma finanziert?
- > 25 %: +1 Punkt.
- 15 – 25 %: 0 Punkte.
- < 15 %: -1 Punkt.
- Hinweis: Diese Regel schützt vor Pleite-Kandidaten.
Kategorie B: Bewertung (Ist die Aktie günstig?)
4. KGV aktuell (1 Jahr): Ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis basierend auf dem aktuellen Gewinn günstig?
- 0 – 12: +1 Punkt (Günstig).
- 12 – 16: 0 Punkte (Fair).
- > 16 oder < 0: -1 Punkt (Teuer oder Verlust).
5. KGV Durchschnitt (5 Jahre): Ist die Aktie im historischen Vergleich günstig? Wir glätten hier Ausreißer.
- 0 – 12: +1 Punkt.
- 12 – 16: 0 Punkte.
- > 16 oder < 0: -1 Punkt.
Kategorie C: Trend & Momentum (Will der Markt die Aktie?)
6. Kurs heute vs. vor 6 Monaten
- > +5 %: +1 Punkt.
- -5 % bis +5 %: 0 Punkte.
- < -5 %: -1 Punkt.
7. Kurs heute vs. vor 1 Jahr
- > +5 %: +1 Punkt.
- -5 % bis +5 %: 0 Punkte.
- < -5 %: -1 Punkt.
8. Kursmomentum (Steigend vs. Fallend)
Hier wird es etwas technisch. Wir vergleichen, ob der Trend der letzten 6 Monate besser ist als der Trend der letzten 12 Monate.
- Steigend: +1 Punkt (Der Aufwärtstrend beschleunigt sich).
- Fallend: -1 Punkt (Der Trend verliert Kraft).
Kategorie D: Psychologie & Analysten (Der Kontra-Indikator)
9. Analystenmeinungen (Vorsicht Falle!)
Hier unterscheidet Levermann zwischen großen und kleinen Firmen.
- Small Caps (Kleine Firmen): Wenn Analysten „Kaufen“ sagen, ist das gut (+1 Punkt). Sie entdecken die Aktie erst.
- Large Caps (DAX/Dow Jones): Wenn hier alle Analysten „Kaufen“ schreien, ist die gute Nachricht schon im Preis drin. Wer soll noch kaufen? Das ist ein Warnsignal (-1 Punkt). Wenn Analysten „Verkaufen“ sagen, ist das oft der Boden (+1 Punkt).
10. Reaktion auf Quartalszahlen: Wie hat der Markt am Tag der Veröffentlichung im Vergleich zum Index reagiert?
- Kurs schlägt Index um > 1 %: +1 Punkt (Die Erwartungen wurden deutlich übertroffen).
- Kurs schlechter als Index (um > 1 %): -1 Punkt (Enttäuschung).
- Dazwischen: 0 Punkte.
11. Gewinnrevisionen: Haben die Analysten ihre Gewinnschätzungen für das nächste Jahr kürzlich angehoben?
- Ja (um > 5 %): +1 Punkt (Optimismus steigt).
- Nein/Gering: 0 Punkte.
- Senkung (um > 5 %): -1 Punkt.
Kategorie E: Die Sonderpunkte
12. Dreimonatsreversal (Nur für Large Caps): Haben sich die schlechtesten Aktien des letzten Monats wieder erholt? Das spielt auf den Effekt an, dass Verlierer oft überverkauft werden.
- Wenn ja: +1 Punkt.
13. Gewinnwachstum
Wird für das nächste Jahr ein höherer Gewinn erwartet als dieses Jahr?
- Ja (> 5 %): +1 Punkt.
- Nein: -1 Punkt.
Die Strategie-Regeln: Wann Kaufen & Verkaufen?
Du hast alle Punkte addiert. Was machst du jetzt mit der Summe?
Das Kauf-Signal: Levermann unterscheidet nach Unternehmensgröße, da kleine Firmen riskanter sind und strengere Regeln brauchen.
- Large Caps (Große Firmen): Kaufen ab 4 Punkten.
- Small/Mid Caps (Kleine Firmen): Kaufen ab 7 Punkten.
Das Verkauf-Signal: Du prüfst die Punkte alle 2 Wochen (oder mindestens einmal im Monat).
- Large Caps: Verkaufen, wenn die Punktzahl unter 2 Punkte fällt.
- Small/Mid Caps: Verkaufen, wenn die Punktzahl unter 4 Punkte fällt. Solange sie 4 Punkte hat, darf sie bleiben.
Tipp & Warnung
Warum du das nicht manuell machen solltest: Die 13 Punkte für eine Aktie herauszusuchen, dauert etwa 30 bis 60 Minuten. Um 20 Aktien zu überwachen, brauchst du ein ganzes Wochenende. Zudem ändern sich Analystenschätzungen täglich.
- Lösung: Nutze Tools wie Aktien.guide. Diese berechnen den aktuellen Levermann-Score automatisch jeden Morgen. Das kostet ein paar Euro im Monat, spart dir aber hunderte Stunden Arbeit.
Das Steuer-Problem: Die Levermann-Strategie handelt häufiger als eine reine „Buy & Hold“-Strategie. Da Aktien verkauft werden müssen, sobald der Score fällt, realisierst du Gewinne oft schon nach einigen Monaten oder wenigen Jahren (hohe Umschlagshäufigkeit).
- In Deutschland zahlst du auf jeden Gewinn sofort 25 % Steuer. Das bremst den Zinseszins im Vergleich zu einer „Buy & Hold“-Strategie massiv aus.
- Diese Strategie funktioniert am besten in einem steuerbegünstigten Mantel (z.B. GmbH) oder wenn du extrem hohe Renditen erzielst, die die Steuer wettmachen.
Der Strategie-Check: Levermann
| Kriterium | Beschreibung |
| Profil | Systematisch / Quantitativ. Entscheidung rein nach festen Datenpunkten und Algorithmen. |
| Empfohlene Anzahl | 10 – 15 Aktien. (Strikte Konzentration auf die Top-Scorer der Liste). |
| Zeitaufwand | Mittel. Das Konzept erfordert Disziplin bei der regelmäßigen Überprüfung (mit Tools: Gering). |
| Haupt-Risiko | Seitwärtsmärkte. In Phasen ohne klaren Trend verliert die Strategie oft Geld durch häufiges Hin- und Her-Handeln. |
| Mindset | Disziplin. Emotionen werden eliminiert. Du handelst wie eine Maschine strikt nach Score. |
Investieren ist kein Solo-Sport
Die Strategie steht, aber die Umsetzung wirft Fragen auf? In der Stackfounders Community lassen wir die Hosen runter. Statt theoretischem Bla-Bla bekommst du hier echte Praxis-Einblicke.
Zusatz: Timing-Tool – Momentum & Technische Analyse
Alle bisherigen Strategien (Value, Quality, Growth) beantworten die Frage: WAS soll ich kaufen? Die Momentum-Strategie beantwortet die Frage: WANN soll ich kaufen?
Fundamentalanalysten hassen diesen Teil oft, weil er Charts statt Bilanzen nutzt. Aber der Markt hat recht. Eine Aktie, die fällt, hat einen Grund zu fallen, auch wenn du ihn in der Bilanz noch nicht siehst (Insider verkaufen, Großinvestoren ziehen Geld ab). Wir nutzen Momentum als „Türsteher“, um nicht ins fallende Messer zu greifen.
Werkzeug 1: Die 200-Tage-Linie (Der große Trend)
Das ist der einfachste und wichtigste Indikator der Welt. Er zeigt den Durchschnittskurs der letzten 200 Handelstage.
- Regel: Wir kaufen nur, wenn der Kurs über der 200-Tage-Linie liegt.
- Warum? Wenn der Kurs darunter liegt, ist der langfristige Trend negativ. Institutionelle Anleger bauen Positionen ab. Als Privatanleger gegen diesen Strom zu schwimmen, ist fast unmöglich.
- Anwendung: Bevor du deine Value- oder Growth-Aktie kaufst -> Blick auf den Chart. Kurs unter der Linie? Warte ab, bis er sie zurückerobert.
Werkzeug 2: Die Relative Stärke nach Levy (RSL)
Wir wollen Aktien, die stärker sind als der Markt.
- Die Formel:
Aktueller Kurs / Durchschnittskurs der letzten 27 Wochen. - Der Wert:
- > 1: Die Aktie ist stark (Aufwärtstrend).
- < 1: Die Aktie ist schwach (Abwärtstrend).
- Strategie: Kaufe niemals Aktien mit einem RSL unter 0,9, nur weil sie „billig“ aussehen. Billige Aktien mit schwachem Momentum werden oft noch billiger.
Der 52-Wochen-Hoch-Effekt (Trendfolge): Kaufe eine Aktie erst, wenn sie ein neues 52-Wochen-Hoch macht.
- Klingt paradox: „Warum soll ich am Höchststand kaufen?“
- Die Logik: Am Höchststand gibt es keine Verkäufer mehr, die auf ihren Einstandskurs warten („Leichen im Keller“). Der Weg nach oben ist frei („Blue Sky Breakout“). Statistisch folgen auf neue Hochs oft weitere Hochs.
Portfolio-Bauplan: Wie du die Strategien mischt
Du hast jetzt fünf Profi-Strategien im Werkzeugkasten. Der größte Fehler wäre jetzt, alles wild durcheinander zu kaufen. Ein Portfolio braucht Struktur.
Das Klumpenrisiko vermeiden (Positionsgröße)
Egal wie sicher du bist (selbst bei 10/10 Punkten im Quality-Score): Niemals mehr als 5 % bis 10 % deines Kapitals in eine einzige Aktie stecken.
- Warum? Wirecard war im DAX. Enron war ein Riese. Betrug oder politisches Risiko (z.B. Russland-Aktien) tauchen in keiner Bilanz auf.
- Faustregel: Ein gesundes Aktien-Depot hat 15 bis 30 Werte. Weniger ist Zockerei, mehr ist ein Index-Fonds (ETF).
Die Core-Satellite-Strategie
Mische Sicherheit mit Rendite-Chancen. Stell dir dein Depot wie eine Pyramide vor.
- Der Kern (Core) – 70 %: Hier muss Ruhe herrschen.
- Strategie: Quality Investing oder Dividenden-Adel (oder ein Welt-ETF).
- Ziel: Kapitalerhalt und moderates Wachstum. Diese Positionen fasst du jahrelang nicht an.
- Die Satelliten – 30 %: Hier willst du den Markt schlagen (Alpha generieren).
- Strategie: Deep Value (Turnaround), Growth (High Risk) oder Levermann (Quantitativ).
- Ziel: Maximale Rendite. Hier bist du aktiver, prüfst öfter und verkaufst konsequent nach Regeln.
Der Strategie-Mix (Korrelation)
Vermeide es, Strategien zu mischen, die das Gleiche tun.
- Schlecht: High Growth + Krypto + Momentum. (Wenn die Zinsen steigen, crasht alles gleichzeitig).
- Gut: Value (profitiert oft von Inflation/Zinsen) + Growth (profitiert von niedrigen Zinsen/Innovation). Wenn einer fällt, steigt oft der andere.
Fazit & Deine Auswahl-Matrix
Du hast jetzt den kompletten Werkzeugkasten. Es gibt nicht die eine beste Strategie, sondern nur die, die zu deinem Leben und deinem Nervenkostüm passt.
Nutze diese Übersicht, um zu entscheiden, worauf du dich fokussieren willst:
| Strategie | Eignet sich für… | Aufwand | Risiko | Anzahl Aktien | Rendite-Potential | Dein Fokus (Regel) | Das Profil (Fazit) |
| Quality Investing | Langfristigen Vermögensaufbau, Krisenfestigkeit. | Mittel (Start) Gering (Laufend) | Gering bis Mittel | 10 – 15 | Hoch (Über Markt) | AAQS 9-10 & Burggraben. | ⭐ Der „Sweetspot“ Bester Mix aus Ruhe & Rendite. |
| Dividendenadel | Cashflow-Suchende, die Kursschwankungen ignorieren. | Gering | Mittel (Zins/Inflation) | 15 – 20 | Mittel (Markt-Schnitt) | Div. > 10 Jahre nicht gesenkt. | 🛡️ Der Sicherheits-Puffer Solide Erträge, wenig Stress. |
| Deep Value | Geduldige Bilanz-Leser, antizyklisch. | Hoch (Tiefe Analyse) | Hoch (Value Trap) | 20 – 30 | Sehr Hoch (Bei Turnaround) | Preis < Innerer Wert. | ⛏️ Harte Arbeit Hoher Einsatz für max. Chance. |
| Growth / HGI | Risikoaffine, Tech-Versteher. | Sehr Hoch (Marktverständnis) | Sehr Hoch (Totalverlust) | 15 – 25 | Maximal (Tenbagger) | Umsatzwachstum & Rule of 40. | 🚀 High Risk / High Reward Nichts für schwache Nerven. |
| Levermann | Systematische, emotionslose Anleger. | Mittel (mit Tools: Gering) | Mittel (Marktphasen) | 10 – 15 | Hoch (In Bullenmärkten) | Punktesystem bestimmt Kauf. | 🤖 Die Maschine Emotionslos und datengetrieben. |
| Dogs of the Dow | Passive „Einmal im Jahr“-Anleger. | Minimal (1 Std. / Jahr) | Mittel | Exakt 10 | Mittel | Top 10 Div-Renditen im Index. | 🛌 Minimalismus Geringster Aufwand, solide Basis. |
Dein konkreter Plan für das Wochenende
Lies diesen Artikel nicht nur. Setze ihn um. Hier ist deine Hausaufgabe für maximalen praktischen Mehrwert:
Schritt 1: Der Portfolio-TÜV (Aufräumen): Öffne dein Depot. Nimm deine drei größten Einzelpositionen.
- Warum hast du sie gekauft?
- Passen sie glasklar in eine der Strategien aus der Tabelle oben?
- Der Test: Wenn du eine Aktie hast, die keine Dividende zahlt, nicht wächst und teuer bewertet ist -> Verkaufe sie. Das ist „Totes Kapital“.
Schritt 2: Die Strategie-Wahl (Fokus): Entscheide dich für maximal zwei Strategien.
- Baue deinen Kern (70 %) mit einer stressfreien Strategie (Quality oder Dividende).
- Nutze den Satelliten (30 %) für Rendite-Booster (Growth, Value oder Levermann), wenn du den Markt schlagen willst.
- Warnung: Versuche nicht, alles gleichzeitig zu sein.
Schritt 3: Die Watchlist füllen: Hör auf, heißen Tipps hinterherzurennen. Erstelle heute eine Watchlist für deine gewählte Strategie.
- Beispiel: Du wählst Quality. Suche dir 5 Unternehmen mit einem AAQS von 10/10.
- Setze Kauf-Alarme, wenn diese Aktien korrigieren.
Investieren ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Mit diesen festen Regeln hast du jetzt ein Geländer, an dem du dich festhalten kannst, wenn es an der Börse stürmt. Vertraue dem Prozess, nicht der Schlagzeile.
Häufig gestellte Fragen zur Aktienstrategie
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Disclaimer: Alle Inhalte dienen nur der Information und Bildung. Sie stellen keine Anlageberatung dar. Investitionen an der Börse sind mit Risiken verbunden, bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals. Krypto-Assets sind hochvolatil. Du handelst auf eigene Verantwortung.