🎯 Strategie: Growth, Value

BYD Aktienanalyse

Chinesischer Technologiekonzern und Weltmarktführer für Elektrofahrzeuge, Batterien und elektronische Komponenten.

Stand: 14. Dezember 2025

💶 Kurs: 10,60 €

⚖️ KGV 22,6

💰 Dividendenrendite: 1,37 %

ISIN: CNE100000296

WKN: A0M4W9

Ticker: BY6

21 Minuten

Patrick Müller

Als Full Stack Marketer mit 10+ Jahren Startup-Erfahrung weiß ich, wie Unternehmen skalieren und woran sie scheitern. Dieses Wissen nutze ich doppelt: Um solide Geschäftsmodelle für den Business-Aufbau zu entwickeln und um an der Börse die echte Substanz für den Vermögensaufbau zu erkennen. Hier teile ich meine Strategien für beide Welten: Rational, datenbasiert und ohne Hype.

Teilen:

Unternehmensprofil

💼 Branche: Automobil, Zyklischer Konsum

🌍 Region: Asien, China

📍 Standort: Shenzhen, China

👨‍💼 CEO: Wang Chuanfu

🚢 Large Cap (10 Mrd. – 200 Mrd. €)

👷 Mitarbeiter: 900.000

Sensitivität der Aktie

Steigende Zinsen:

🟡 Neutral

Hohe Inflation:

🔴 Negativ

Konjunktur-Abschwung:

🔴 Negativ

Währungsschwankung:

🟡 Neutral

Strenge Regulierung:

🟡 Neutral

Handelskrieg / Zölle:

🔴 Negativ

Geopolitische Konflikte:

🔴 Negativ

Hohe Rohstoffpreise:

🔴 Negativ

Tech-Wandel / KI:

🟢 Positiv

Personalmangel:

🟡 Neutral

Naturkatastrophen:

🟡 Neutral

Cyber-Angriffe:

🟡 Neutral

BYD aktueller Kurs

Hinweis: Hinweis: Im weiteren Verlauf der Analyse beziehe ich mich auf die CNY-Notierung der A-Aktie in Shenzhen.
Der zum Stichtag verwendete Kurs dieser A-Aktie beträgt 97 CNY (entspricht ungefähr 11,72 €). Der oben angegebene Euro-Kurs von 10,60 € und der Ticker BY6 beziehen sich hingegen auf die in Frankfurt gehandelten Hinterlegungsscheine der H-Aktie. Die Bewertungskennzahlen (KGV, Dividendenrendite etc.) werden in dieser Analyse einheitlich auf Basis der A-Aktie (Kurs 97 CNY) berechnet.

BYD Analyseübersicht (Stand 14.12.2025)

Dominanz mit Preisschild. BYD festigt seine Position als globaler Marktführer für NEVs durch technologische Überlegenheit, erkauft sich dieses Wachstum jedoch aktuell mit einem massiven Cash-Burn. Während der Umsatz weiter klettert, leiden Bilanz und Cashflow unter der aggressiven Expansion, was die historisch günstige Bewertung erklärt. Anleger wetten hier auf den erfolgreichen „Margin-Turnaround“ im Jahr 2026.

Die Chancen (Bullen-Szenario)

Bewertungs-Gap: Mit einem KGV von ca. 22 handelt der unangefochtene Marktführer deutlich unter seinem historischen Schnitt (KGV ~34). Eine Rückkehr zum Mittelwert (Mean Reversion) bietet enormes Kurspotenzial, sobald die Margen wieder anziehen.
Gewinn-Comeback 2026: Nach einem Übergangsjahr 2025 prognostizieren Analysten für 2026 einen Gewinnsprung von rund 20 %. Die hohen Investitionen (Capex) sollen dann durch Skaleneffekte Früchte tragen und die Profitabilität steigern.
Technologie-Burggraben: Durch die extreme vertikale Integration und Innovationen wie die Blade-Battery besitzt BYD die Kostenführerschaft. Das Unternehmen kann Preiskriege gewinnen, die Konkurrenten in die roten Zahlen treiben.
Analysten-Votum: Die Experten sind sich einig: 26 Analysten raten mehrheitlich zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel signalisiert ein Aufwärtspotenzial von rund 30 % auf Sicht von 12 Monaten.
Dividenden-Dynamik: Das Management signalisiert Zuversicht durch eine massive Anhebung der Dividende (+171 %). Dies unterstreicht den Anspruch, Aktionäre stärker am Erfolg zu beteiligen.

Die Risiken (Bären-Szenario)

Cashflow-Lücke: Der Free Cashflow ist negativ (-25 Mrd. CNY). Das Unternehmen verbrennt aktuell Geld für die Expansion. Die Dividende ist operativ nicht gedeckt und wird aus der Substanz gezahlt – ein Zustand, der nicht ewig anhalten darf.
Technisches Bild: Die Aktie notiert klar unter der 200-Tage-Linie. Der langfristige Aufwärtstrend ist gebrochen, und kurzfristig fehlt ein technischer Katalysator für eine schnelle Trendwende.
Geopolitik & Zölle: Strafzölle in der EU und den USA bedrohen die wichtige Auslandsexpansion. Protektionismus könnte BYD zwingen, teure lokale Fabriken zu bauen oder Marktanteile abzugeben.
Zyklisches Risiko 2028: In alternativen Langfristmodellen besteht das Risiko einer Marktsättigung und eines möglichen Gewinnrückgangs. Dies könnte die Aktie langfristig
in eine „Value-Trap“ mit dauerhaft niedrigen Multiples verwandeln.
Effizienz-Mangel: Mit einem HGI-Score von nur 1 Punkt verfehlt BYD die Kriterien für effizientes Wachstum („Rule of 40“). Das Wachstum ist da, aber es ist aktuell extrem kapitalintensiv und teuer erkauft.

1. Geschäftsmodell & Strategie

BYD (Build Your Dreams) hat sich von einem reinen Batteriehersteller zu einem vertikal integrierten Technologie-Konglomerat entwickelt, das heute als einer der ernsthaftesten Herausforderer in der globalen Automobilindustrie gilt. Das Unternehmen agiert nicht nur als reiner Fahrzeughersteller, sondern kontrolliert weite Teile der Wertschöpfungskette selbst, was ihm eine Sonderstellung im Wettbewerb verschafft.

1.1 Wie verdient BYD Geld?

Das Unternehmen generiert seine Umsätze primär über zwei massive Standbeine, die sich gegenseitig technologisch befruchten. Im Geschäftsjahr 2024 erzielte der Konzern einen Gesamtumsatz von 765,7 Milliarden CNY. Dies entspricht einem signifikanten Wachstum von rund 29 % gegenüber dem Vorjahreswert von 594,4 Milliarden CNY.

Der absolute Großteil der Einnahmen entfällt auf das Automobilgeschäft. Dies umfasst den Verkauf von New Energy Vehicles (NEVs), also sowohl reinen Elektroautos (BEVs) als auch Plug-in-Hybriden (PHEVs), sowie kommerziellen Nutzfahrzeugen wie Bussen und Lkws. Das zweite wesentliche Standbein ist die Elektronikfertigung. Hier agiert BYD als Zulieferer und Auftragsfertiger (OEM/ODM) für globale Technologiekonzerne und produziert Komponenten für Smartphones und andere elektronische Geräte. Ergänzend monetarisiert der Konzern seine Forschungsergebnisse durch die Lizenzierung proprietärer Technologien, wie der Blade-Battery, an Dritte.

1.2 Das Modell

Der Kern des Geschäftsmodells von BYD und gleichzeitig der stärkste Wettbewerbsvorteil ist die extrem hohe vertikale Integration. Im Gegensatz zu vielen westlichen Herstellern, die stark auf Zulieferer angewiesen sind, produziert BYD etwa 75 % aller Fahrzeugkomponenten im eigenen Haus. Dazu gehören kritische Schlüsseltechnologien wie Batterien, Elektromotoren, Leistungselektronik und Halbleiter.

Diese Strategie ermöglicht dem Unternehmen eine massive Kostenführerschaft. Interne Berechnungen legen nahe, dass die Produktionskosten eines BYD-Fahrzeugs etwa 15 % unter denen eines vergleichbaren Tesla Model 3 aus der Gigafactory Shanghai liegen6. Durch diese Unabhängigkeit von externen Lieferketten konnte BYD eine hohe Resilienz beweisen. Ein weiterer Baustein ist die Plattformstandardisierung. Mit Architekturen wie der e-Platform 3.0 können neue Modelle in weniger als zwei Jahren zur Marktreife gebracht werden. Technologisch setzt das Modell auf eine duale Strategie: Die „Super DM-Technologie“ bedient den Hybrid-Markt mit hohen Reichweiten, während die reine Elektroschiene durch die LFP-Blade-Batterie abgedeckt wird.

1.3 Welche Probleme löst das Unternehmen?

BYD adressiert mit seinen Produkten sowohl makroökonomische als auch konkrete Konsumentenprobleme. Auf der übergeordneten Ebene positioniert sich das Unternehmen als Akteur gegen den Klimawandel und städtische Luftverschmutzung, indem es durch die Elektrifizierung des öffentlichen und privaten Verkehrs Millionen Tonnen CO₂-Emissionen vermeidet.

Für den Endkunden löst BYD vor allem das Problem der „Reichweitenangst“ und der Sicherheitsbedenken bei Batterien. Die Plug-in-Hybride ermöglichen Gesamtreichweiten von über 1.000 Kilometern. Gleichzeitig bietet die Blade-Batterie eine Lösung für die Brandgefahr herkömmlicher Lithium-Ionen-Akkus, da sie selbst bei physischer Beschädigung (Nagelpenetrationstest) keine thermische Instabilität zeigt. Zudem demokratisiert BYD die Elektromobilität durch aggressive Preisgestaltung. Modelle wie der „Seagull“ machen EVs für breite Bevölkerungsschichten zugänglich, die sich zuvor kein Elektrofahrzeug leisten konnten.

1.4 Der typische Kunde

Die Kundenbasis von BYD ist breit gefächert. Im B2C-Bereich spricht das Unternehmen gezielt eine junge, technikaffine Zielgruppe an. Über 64 % der Käufer des Modells „Han“ sind unter 35 Jahre alt und legen Wert auf Vernetzung und Design. Für diese Gruppe wurde speziell die „Ocean-Serie“ entwickelt. Parallel dazu bedient BYD mit der „Dynasty-Serie“ und geräumigen SUVs preisbewusste Familien. Im B2B-Sektor zählen öffentliche Verkehrsbetriebe in Weltstädten sowie Logistikunternehmen zu den Kunden, die ihre Flotten auf emissionsfreie Antriebe umstellen.

1.5 Die Segmente

Die Analyse der Umsatzverteilung zeigt eine klare Konzentration auf zwei Hauptsegmente, wobei das Automobilgeschäft der unangefochtene Wachstumsmotor ist.

BYD – Segmente – Quelle: aktienfinder.net

Das Segment Automobiles, Automobile-related Products and Other Products erzielte 2024 einen Umsatz von 617,38 Milliarden CNY. Dies entspricht einem Anteil von 79,4 % am Gesamtumsatz. Im Vergleich zum Vorjahr (483,45 Milliarden CNY) konnte dieses Segment um rund 27,7 % zulegen. Diese Sparte profitiert direkt von den steigenden Auslieferungszahlen der NEV-Flotte.

Das Segment Mobile Phone Parts, Assemblies and Other Products bildet das zweite Standbein mit einem Umsatz von 159,61 Milliarden CNY, was 20,5 % der Gesamterlöse ausmacht. Interessanterweise wuchs dieser Bereich prozentual sogar stärker als die Autosparte, mit einem Anstieg von rund 34,6 % gegenüber den 118,58 Milliarden CNY im Jahr 2023. Dies unterstreicht, dass BYD trotz des Fokus auf Autos weiterhin ein Schwergewicht in der Elektronikfertigung ist.

Historisch separat ausgewiesene Segmente wie „Rechargeable Batteries and Photovoltaic“ werden in der aktuellen Berichtsstruktur (2022–2024) nicht mehr als eigenständige Umsatzsäulen in der Hauptübersicht geführt, was auf eine Konsolidierung der Berichterstattung oder eine vollständige Integration dieser Erlöse in die Automobil- und Elektroniksparten hindeutet.

1.6 Die Regionen

Geografisch betrachtet befindet sich BYD in einer aggressiven Expansionsphase, was sich deutlich in der Verschiebung der Umsatzanteile widerspiegelt.

BYD – Regionen – Quelle: aktienfinder.net

Der Heimatmarkt China (inklusive Hong Kong, Macau und Taiwan) bleibt das fundamentale Standbein. Im Jahr 2024 wurden hier 555,22 Milliarden CNY erwirtschaftet, was 71,4 % des Konzernumsatzes entspricht. Das Wachstum im Inland ist mit einem Anstieg von ca. 25,6 % gegenüber 2023 (442,09 Milliarden CNY) weiterhin robust, verliert aber relativ an Dominanz gegenüber dem Auslandsgeschäft.

Das Segment Overseas (Ausland) zeigt die größte Dynamik. Der Umsatz sprang von 160,22 Milliarden CNY im Jahr 2023 auf 221,89 Milliarden CNY im Jahr 2024. Dies entspricht einem massiven Wachstum von rund 38,5 %. Der Anteil des Auslandsgeschäfts am Gesamtumsatz stieg damit auf 28,6 %. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 lag dieser Anteil noch bei knapp 30 %, fiel dann aber durch den extremen Inlandsboom 2022 kurzzeitig ab. Nun erobert sich das Auslandsgeschäft durch die Expansion nach Europa, Südostasien und Lateinamerika signifikante Anteile zurück.

1.7 Vision und Strategie für die kommenden Jahre

BYD verfolgt das ehrgeizige Ziel, die heimische Dominanz in eine globale Marktführerschaft zu übersetzen. Strategisch strebt das Management an, bis 2030 rund 50 % des Umsatzes außerhalb Chinas zu erwirtschaften. Um Handelsbarrieren und Zölle zu umgehen, setzt BYD auf eine Regionalisierung der Produktion. Neue Werke in Ungarn, der Türkei und Brasilien sollen die lokale Versorgung sichern.

Technologisch plant der Konzern den nächsten Sprung mit Feststoffbatterien, deren Serienproduktion zwischen 2027 und 2030 erwartet wird. Zudem forciert BYD das Thema „Intelligentes Fahren“. Mit der „God’s Eye“-Strategie und der Integration von LiDAR und KI sollen fortschrittliche Assistenzsysteme (ADAS) auch in günstigeren Fahrzeugklassen zum Standard werden. Durch die Einführung von Premium-Submarken wie Yangwang versucht BYD zudem, die Margen im Luxussegment deutlich auszubauen.

2. Aktuelle Finanzkennzahlen & Bewertung

Die finanzielle Lage von BYD ist derzeit von einem strategischen Dualismus geprägt: Auf der einen Seite sehen wir ein intaktes Umsatzwachstum und eine beeindruckende Bruttomarge, die die Preissetzungsmacht des Konzerns unterstreicht. Auf der anderen Seite fordert der aggressive Expansionskurs seinen Tribut in Form von sinkender operativer Profitabilität und einem massiven Cash-Burn. Das Unternehmen befindet sich in einer kapitalintensiven Phase, in der Marktanteile über kurzfristige Cashflows gestellt werden.

2.1 Wachstum & Qualität

KennzahlAktueller Wert (TTM)Veränderung (vs. 2024)5J-SchnittBewertung
Umsatz841,12 Mrd. CNY+9,8 %429,4 Mrd. CNY🟢 Wachstumsstark. Der Umsatz wächst weiter, wenngleich sich die Dynamik im Vergleich zum Rekordjahr 2024 normalisiert.
Gewinn je Aktie (EPS)4,30 CNY-6,7 %2,16 CNY🟡 Rückläufig. Erstmals seit Jahren sinkt der Gewinn pro Aktie trotz steigender Umsätze.
Free Cashflow je Aktie-2,72 CNYn.a. (Wechsel ins Minus)4,41 CNY🔴 Negativ. Hohe Investitionen (CapEx) belasten den freien Cashflow massiv und führen zu einem Abfluss.
Aktienanzahl3,49 Mrd.+0,3 %4,26 Mrd.🟢 Stabil. Es findet keine nennenswerte Verwässerung der Altaktionäre statt. (Hinweis: EPS und FCF je Aktie basieren bei TradingView historisch teilweise auf rückgerechneten Stückzahlen (Aktiensplit).)
Bruttomarge17,61 %+0,72 pp15,63 %🟢 Robust. BYD kann die Produktionskosten senken und die Marge trotz Preiskampf ausbauen.
Nettomarge4,01 %-1,25 pp3,69 %🟡 Unter Druck. Gestiegene operative Kosten für Vertrieb und F&E drücken auf das Nettoergebnis.
EBIT-Marge2,94 %-1,74 pp4,52 %🔴 Schwach. Die operative Marge ist im TTM-Zeitraum deutlich eingebrochen.
Free-Cashflow-Marge-2,95 %-7,72 pp11,6 %🔴 Cash-Burn. BYD gibt aktuell mehr Geld für Expansion aus, als operativ erwirtschaftet wird.
ROIC15,41 %-6,78 pp13,17 %🟢 Solide. Trotz Rückgangs liegt die Kapitaleffizienz weit über den Kapitalkosten.
ROA4,58 %-0,88 pp3,62 %🟡 Moderat. Die Gesamtkapitalrendite liegt zwar über dem 5‑Jahres-Schnitt, ist aber gegenüber 2024 rückläufig.
ROE20,33 %-5,73 pp15,63 %🟢 Stark. Die Eigenkapitalrendite bleibt auch im Abschwung auf einem sehr attraktiven Niveau.
BYD – Kennzahlen Wachstum & Qualität – Quelle: tradingview.com

2.1.1 Einordnung & Interpretation

Die Analyse der „Trailing Twelve Months“ (TTM) offenbart ein Unternehmen im aggressiven Verdrängungsmodus, das bereit ist, kurzfristige Profitabilität für die langfristige Marktführerschaft zu opfern. Positiv hervorzuheben ist das weiterhin intakte Umsatzwachstum auf 841 Milliarden CNY sowie die erstaunliche Resilienz der Bruttomarge. Dass diese auf 17,61 % steigen konnte, ist ein starker Qualitätsnachweis für die vertikale Integration des Konzerns. BYD hat die direkten Herstellkosten für Batterien und Fahrzeuge fest im Griff und muss Wachstum nicht durch margenschädliche Rabatte auf Produktebene erkaufen. Auch die Eigenkapitalrendite von über 20 % bleibt für einen produzierenden Automobilhersteller ein exzellenter Wert.

Auf der negativen Seite blinken jedoch Warnsignale bei der operativen Effizienz. Der Einbruch der EBIT-Marge auf unter 3 % zeigt, dass die Kostenstrukturen unterhalb der Bruttomarge – also Vertrieb, Verwaltung und Forschung (SG&A) – überproportional wachsen. Diese Kostenexplosion schlägt direkt auf den Free Cashflow durch, der mit fast -25 Milliarden CNY tief im roten Bereich liegt. BYD finanziert sein Wachstum derzeit nicht aus dem laufenden Cashflow, sondern zehrt von der Substanz. Der rückläufige Gewinn pro Aktie bestätigt, dass das reine Umsatzwachstum aktuell nicht effizient in Gewinnwachstum umgemünzt werden kann. Investoren müssen sich auf eine Phase einstellen, in der Margendruck und Cash-Burn das Bild dominieren, bis die Skaleneffekte der neuen Investitionen greifen.

2.2 Bilanz & Cashflow

Bilanz- und Cashflow-Kennzahlen (auf Basis TradingView, Stand TTM/Q3 2025, 5‑Jahres-Schnitt = 2020–2024)

KennzahlAktueller Wert (TTM/MRQ)Veränderung (vs. 2024)5‑Jahres‑Schnitt (2020–2024)Bewertung / Kommentar
Netto‑Verschuldung‑50,39 Mrd. CNYVerschlechtert (von ‑85,94 Mrd. CNY)‑31,62 Mrd. CNY🟡 Puffer schmilzt. BYD ist noch klar „Net Cash“, aber der Cash‑Überschuss ist im Jahresverlauf spürbar zurückgegangen.
Net Debt / EBITDANegativStabil (Net Cash)🟢 Sehr sicher. Aufgrund der negativen Nettoverschuldung ist das Verhältnis aus Anleger‑Sicht unkritisch.
Debt / Equity (Gearing)0,57+67,6 % (von 0,34)0,52🔴 Verschlechtert. Der Verschuldungsgrad ist deutlich angestiegen und liegt über dem 5‑Jahres‑Schnitt.
Eigenkapitalquote25,8 %+2,57 Prozentpunkte (von 23,2 %)27,24 %🟡 Typisch Automobil. Die Quote ist gegenüber 2024 leicht gestiegen, bleibt aber insgesamt eher niedrig.
Operativer Cashflow117,96 Mrd. CNY‑11,9 % (von 133,92 Mrd. CNY)111,17 Mrd. CNY🟡 Abkühlung. Der Zufluss ist noch sehr stark, liegt aber unter dem Rekordwert von 2024.
Free Cashflow (FCF)‑24,81 Mrd. CNYEinbruch (2024: +36,56 Mrd. CNY)37,96 Mrd. CNY🔴 Cash Burn. Der Free Cashflow ist klar negativ, obwohl er in den letzten fünf Jahren im Schnitt deutlich positiv war.
FCF‑ConversionNegativEinbruch (von positiv auf negativ)🔴 Negativ. Der buchhalterische Gewinn wird aktuell nicht in freie Liquidität umgewandelt.
Capex‑Intensität16,97 %+4,26 Prozentpunkte (2024: 12,72 %)16,33 %🔴 Hochinvestitionsphase. Knapp 17 % des Umsatzes fließen in den letzten zwölf Monaten direkt in neue Anlagen und Kapazitäten.
Zinsdeckungsgrad12,23×Rückgang (2024: 16,51×)10,07×🟢 Solide. Die Zinslast ist weiterhin sehr komfortabel aus dem operativen Ergebnis bedienbar.
BYD – Kennzahlen Bilanz & Cashflow – Quelle: tradingview.com

2.2.1 Einordnung & Interpretation

Die Bilanz- und Cashflow-Struktur von BYD befindet sich in einem radikalen Umbruch. Während die Bilanz 2024 noch als nahezu unangreifbare Festung galt, setzt das Management den starken Finanzpuffer nun gezielt ein, um die aggressive Globalisierungsstrategie zu finanzieren. BYD weist per Q3 2025 weiterhin eine Netto‑Verschuldung von ‑50,39 Mrd. CNY aus – das heißt: mehr Barmittel und kurzfristige Anlagen als zinstragende Schulden. Dieser Netto‑Cash‑Überschuss ist ein klarer strategischer Vorteil gegenüber hoch verschuldeten Wettbewerbern und sichert die Handlungsfähigkeit.

Der Zinsdeckungsgrad von 12,23× (EBIT im Verhältnis zu Zinsaufwand) liegt deutlich über dem 5‑Jahres‑Durchschnitt von 10,07×, auch wenn er gegenüber 2024 (16,51×) zurückgegangen ist. Akute Solvenzrisiken sind damit nicht erkennbar. Die Eigenkapitalquote von 25,8 % ist für einen Automobilkonzern typisch: nicht komfortabel hoch, aber robust genug, um den aktuellen Investitionszyklus zu tragen.

Die Risikoseite wird vom dramatischen Einbruch des Free Cashflows dominiert. Statt eines positiven Free Cashflows von 36,56 Mrd. CNY im Jahr 2024 verzeichnet BYD im TTM‑Zeitraum einen Abfluss von 24,81 Mrd. CNY. Ursächlich ist vor allem die stark gestiegene Capex‑Intensität von 16,97 %: In den letzten zwölf Monaten wurden 142,78 Mrd. CNY – knapp 17 % des TTM‑Umsatzes von 841,12 Mrd. CNY – in Sachanlagen wie neue Werke, Produktionslinien und internationale Kapazitäten investiert.

Parallel dazu ist die Gesamtverschuldung von 57,74 Mrd. CNY (Ende 2024) auf 124,86 Mrd. CNY (Q3 2025) angewachsen, während der Cash‑Bestand zwar weiterhin hoch ist, aber nicht mehr so weit über der Verschuldung liegt wie im Vorjahr. Das spiegelt sich im Gearing von 0,57 wider. BYD nutzt seine starke Bilanz als Kriegskasse und nimmt bewusst einen temporären Substanzverzehr in Kauf. Finanziell ist dieser Kraftakt derzeit noch gut tragbar, der Puffer für externe Schocks oder einen längeren Marktabschwung ist im Laufe des Jahres 2025 aber sichtbar geschrumpft.

2.3 Dividende & Bewertung

Basis: TradingView‑Daten (A‑Aktie), Kurs 97 CNY, Stand 14.12.2025.

KennzahlAktueller WertVeränderung (vs. 2024)5‑Jahres‑SchnittBewertung / Kommentar
Dividende je Aktie1,04 CNY (TTM, split‑bereinigt)+171,4 %0,58 CNY🟢 Starke Anhebung. Die Dividende je Aktie wurde gegenüber dem Vorjahr deutlich mehr als verdoppelt.
Letzte Dividende je Aktie3,974 CNYℹ️ Letzte Zahlung pro Aktie laut TradingView; Ex‑Tag 29.07.2025, Zahlungsdatum 29.07.2025. (Nicht split‑bereinigt.)
Dividendenrendite (indiziert)1,37 %+0,30 Prozentpunkte0,40 %🟡 Niedrig. Die Rendite ist gegenüber den Vorjahren gestiegen, bleibt aber für klassische Dividendenjäger eher unattraktiv.
Dividendenrendite (TTM)0,46 %ℹ️ Summe der Dividenden der letzten 12 Monate im Verhältnis zum aktuellen Kurs.
Dividendenwachstum171,4 %Beschleunigt🟢 Aggressiv. Die Ausschüttung wurde in kurzer Zeit massiv angehoben.
Payout‑Ratio (Gewinn)23,6 %+1,3 Prozentpunkte10,6 %🟢 Gesund. Knapp ein Viertel des Gewinns wird ausgeschüttet, historisch lag die Quote niedriger.
Payout‑Ratio (Free Cashflow)negativn. a.6,9 %🔴 Ungedeckt. Da der Free Cashflow aktuell negativ ist, wird die Dividende faktisch aus der Liquidität bezahlt.
KGV (P/E, TTM)22,6×+8,1 %110,0×🟢 Fundamental attraktiv. Das aktuelle KGV liegt deutlich unter dem historischen Durchschnitt.
KBV (P/B)4,02×−16,6 %5,95×🟢 Normalisierung. Das Kurs‑Buchwert‑Verhältnis ist deutlich zurückgekommen und liegt unter dem 5‑Jahres‑Schnitt.
BYD – Kennzahlen Dividende & Bewertung- Quelle: tradingview.com

2.3.1 Einordnung & Interpretation

Die Bewertung der BYD‑Aktie spiegelt ein Spannungsfeld wider: Optisch erscheint der Titel so günstig wie selten zuvor, doch diese Bewertung basiert auf Gewinnen, die aktuell nicht durch Cashflows unterfüttert sind. Das Kurs‑Gewinn‑Verhältnis von 22,6 ist für ein Unternehmen, das seinen Umsatz zuletzt zweistellig steigerte, historisch betrachtet sehr moderat – in den vergangenen Jahren waren im Schnitt deutlich höhere Multiples (teils im dreistelligen Bereich) üblich. Wer an die Nachhaltigkeit der Margen glaubt, findet auf diesem Niveau eine attraktive Einstiegsgelegenheit.

Ein starkes Signal des Selbstbewusstseins sendet das Management mit der Dividendenpolitik. Die Dividende je Aktie wurde gegenüber dem Vorjahr um rund 171 % erhöht. Die Ausschüttungsquote auf den Gewinn liegt mit 23,6 % weiterhin in einem komfortablen Bereich und lässt Spielraum für künftige Erhöhungen. Gleichzeitig sollten Anleger beachten, dass die Dividende derzeit nicht durch den Free Cashflow gedeckt ist: Die Payout‑Ratio auf den Free Cashflow ist negativ, weil BYD in einer Phase hohen Investitionsbedarfs mehr Geld ausgibt, als operativ zufließt. Das zentrale Risiko der Bewertung liegt damit in der Diskrepanz zwischen Buchgewinn und Cashflow. Der Markt bewertet BYD nicht mehr als überteuerten Hype‑Titel, sondern als etablierten Industriekonzern – verlangt im Gegenzug aber die Bereitschaft, eine Phase der kapitalintensiven Expansion mit negativem Free Cashflow auszuhalten.

2.4 Der Burggraben Check

BYD verfügt über einen der interessantesten und zugleich widersprüchlichsten Burggräben der modernen Automobilindustrie. Während traditionelle Hersteller oft über Markenstärke (Brand Equity) agieren, baut BYD auf industrielle Dominanz.

KategorieBewertungDetails & Erklärung
Marktstellung🟢 ExzellentGlobaler Volumens-König. Mit über 4 Millionen verkauften NEVs (2024/25) und einem Marktanteil von rund 33 % in China hat BYD Skaleneffekte erreicht, die selbst Tesla in Bezug auf das reine Volumen in den Schatten stellen. Die Umsatzdaten bestätigen diese Dominanz mit einem Sprung auf rund 766 Mrd. CNY, getrieben durch die massive Inlandspräsenz.
Kundenstruktur🟢 Sehr gutGranular & Diversifiziert. Es gibt kein Klumpenrisiko. Der Absatz verteilt sich auf Millionen von privaten Endkunden (B2C) sowie institutionelle Flotten wie Taxis und Busse. Die Expansion nach Südamerika und Europa (Auslandsumsatz >28 %) diversifiziert die Einnahmequellen zusätzlich.
Reputation & Zugang🟡 Gut (Regional)Zweigeteilt. In Schwellenländern gilt BYD als „das bessere Tesla für weniger Geld“. Im Westen kämpft die Marke noch gegen Vorurteile („Billig-China-Import“), gewinnt aber durch technische Überlegenheit der Blade-Battery zunehmend an Anerkennung.
Kostenvorteile🟢 Der BurggrabenMassive vertikale Integration. Dies ist der Kern des Burggrabens. BYD produziert Batterien, Halbleiter und Motoren selbst. Dies führt zu einem strukturellen Kostenvorteil von geschätzt 15–20 % gegenüber westlichen Konkurrenten.
Wechselkosten🔴 NiedrigBranchentypisch schwach. Ein Autokäufer kann problemlos zu Xiaomi, Tesla oder VW wechseln. Es fehlt (noch) ein geschlossenes Software-Ökosystem, das den Kunden bindet.
Regulatorik🟡 DurchwachsenProtektionismus-Risiko. Während Peking BYD stützt, errichten die EU und USA Handelsbarrieren (Strafzölle). BYD umgeht diese zunehmend durch den Bau lokaler Fabriken in Ungarn, der Türkei und Brasilien.
Netzwerkeffekte🔴 KeineHardware-Fokus. Der Nutzen eines BYD-Fahrzeugs steigt für den einzelnen Nutzer kaum, nur weil mehr Menschen die Marke fahren. Daten-Netzwerkeffekte beim autonomen Fahren spielen noch eine untergeordnete Rolle.
Preissetzungsmacht🟡 MittelPreissetzer nach unten. BYD diktiert die Preise im Massenmarkt durch aggressive Senkungen, denen die Konkurrenz folgen muss. Dies zeugt von Stärke, übt aber deflationären Druck auf die eigenen Margen aus.
Gesamtbewertung8 / 10Industriell unantastbar. Der Kosten-Burggraben ist extrem tief. Die Schwachstellen liegen fast ausschließlich in der „Soft Power“ (Marke, Software) und der Geopolitik.
BYD Burggraben Check – Eigene Bewertungslogik

2.4.1 Einordnung & Interpretation

Die detaillierte Analyse offenbart, dass der Schutzwall von BYD nicht auf Emotionen oder Software basiert, sondern auf radikaler industrieller Effizienz.

Der „Tiefe“ Burggraben: Kostenführerschaft durch Integration

BYD agiert nicht als klassischer Autohersteller, sondern primär als Batterie- und Technologiekonzern, der Fahrzeuge baut. Durch die vollständige Kontrolle der Wertschöpfungskette – vom Lithium-Bergbau bis zum fertigen Mikrochip – hat das Unternehmen die Produktionskosten so weit gesenkt, dass es selbst in brutalen Preiskämpfen profitabel bleibt. Während Konkurrenten wie VW oder Stellantis Margen opfern müssen, um mitzuhalten, nutzt BYD seine Bruttomarge als Waffe. Dieser strukturelle Vorteil ist für Wettbewerber, die auf Zulieferer angewiesen sind, kurzfristig kaum kopierbar.

Das Risiko: Geopolitik als Angriffsfläche

Der Burggraben weist jedoch Risse an der geopolitischen Front auf. Da BYD als Symbol für Chinas industrielle Macht wahrgenommen wird, ist das Unternehmen Zielscheibe westlicher Protektionsmaßnahmen. Zwar kann BYD Zölle aufgrund seines Kostenvorteils besser absorbieren als andere chinesische Hersteller, doch zwingt dies den Konzern zu kapitalintensiven Investitionen in lokale Werke im Ausland, um den Marktzugang langfristig zu sichern.

Fazit Burggraben

BYD besitzt den breitesten Kosten-Burggraben der Industrie. Solange der Wettbewerb primär über den Preis, die Batterie-Reichweite und die Hardware-Effizienz ausgetragen wird, ist BYD kaum angreifbar. Die größte Gefahr droht nicht durch direkte Konkurrenten, sondern durch politische Marktbarrieren, die den Zugang zu kaufkräftigen westlichen Kunden erschweren könnten.

🔒 Die folgenden Kapitel sind nur für Mitglieder sichtbar

Diese Inhalte sind Teil der Stackfounders-Bibliothek. Als Mitglied erhältst du Zugriff auf alle Analysen, Guides & Templates – plus Feedback im Mitgliederbereich (von mir & der Community). Werde jetzt Mitglied und bau dir mehr Freiheit auf. Mit strategischem und realistischem Vermögens- und Businessaufbau neben dem Job.

👉 Zugang freischalten für 19,99 € / Monat (jährliche Zahlung) oder 24,99 € / Monat (jederzeit kündbar).
👉 Hast du bereits einen Zugang? Hier einloggen.

3.4 Gesamtbild & Fazit

BYD ist im Dezember 2025 keine „Selbstläufer-Aktie“, sondern eine Wette auf die erfolgreiche Transformation vom reinen Volumen-Hersteller zum profitablen Weltmarktführer. Der Konzern opfert bewusst den aktuellen Cashflow, um Wettbewerber durch Preisdruck aus dem Markt zu drängen.

Disclaimer

Die hier veröffentlichten Beiträge stellen keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung dar. Sie dienen ausschließlich der Information und Unterhaltung. Ich bin kein Finanzberater. Anlagen an der Börse sind mit Risiken verbunden. Für Verluste oder Entscheidungen, die auf Basis dieser Informationen getroffen werden, übernehme ich keine Haftung. Jeder handelt eigenverantwortlich.


Dein Autor