Aktien & ETFs kaufen
Dein technischer Guide für Depot, Order & Steuern.
Vom „Ich müsste mal“ zum ersten Klick auf „Kaufen“: Wir überspringen die graue Theorie und gehen direkt in den Maschinenraum. Erfahre exakt, wie du Spread-Verluste vermeidest, den Freistellungsauftrag setzt und Sparpläne automatisiert optimierst. Der operative Guide für deinen Vermögensaufbau.
Du hast die Entscheidung getroffen: Du willst deine Finanzen selbst in die Hand nehmen. Du hast verstanden, dass das Sparbuch dein Geld durch Inflation entwertet. Doch jetzt stehst du vor einer Wand aus Fachbegriffen: Handelsplatz, Spread, Limit-Order, Vorabpauschale, Thesaurierung.
Viele Ratgeber kratzen hier nur an der Oberfläche. Sie sagen dir „Kauf einen ETF“, verraten aber nicht, welchen Knopf du genau drücken musst, um nicht aus Versehen 50 € Gebühren zu zahlen oder steuerliche Nachteile zu erleiden.
Dieser Guide ist anders. Er ist eine technische Betriebsanleitung für deinen Vermögensaufbau im Jahr 2025. Wir gehen tiefer ins Detail. Hier lernst du das echte „Handwerk“ des Investierens, Schritt für Schritt.
Dieser Artikel ist der technische Umsetzungsteil. Den kompletten strategischen Fahrplan, von der Asset-Allocation bis zum Mindset, findest du hier: 👉 Geld anlegen: Der Einsteigerguide.
- Aktien / ETF Kauf: Das Wichtigste in Kürze
- Wie starte ich? Depot eröffnen und Anbieter wählen
- Geld einzahlen & Vorbereiten
- Worauf muss ich vor dem Kauf achten?
- Wie kaufe ich richtig? Orderarten, Spread und Handelszeiten
- Wie automatisiere ich den Kauf? (Der Sparplan)
- Wie funktionieren Steuern bei der Geldanlage?
- Wie sicher ist mein Geld im Depot?
- Was passiert nach dem Kauf? (Das Rebalancing)
- Zusammenfassung & Checkliste für deinen Start
- Häufig gestellte Fragen zum Aktien und ETF Kauf
Aktien / ETF Kauf: Das Wichtigste in Kürze
Depotwahl
Identifikation
Geldfluss
Produktauswahl
Order-Typen
Handelszeiten
Steuern
Sicherheit
Wie starte ich? Depot eröffnen und Anbieter wählen
Das Wertpapierdepot ist dein Werkzeugkasten. Ohne Depot kein Handel. Doch die Wahl des richtigen Anbieters entscheidet darüber, ob deine Rendite später von Gebühren aufgefressen wird oder in deiner Tasche bleibt.
Was ist ein Depot eigentlich technisch?
Ein Depot ist kein Konto, auf dem Geld liegt. Es ist ein Verwahrkonto. Stell es dir wie ein digitales Schließfach vor.
- Girokonto: Hier liegt Geld (Buchgeld).
- Depot: Hier liegen Urkunden (Aktien, Fondsanteile).Wenn du eine Aktie kaufst, wird das Eigentum an diesem Unternehmensanteil digital in dein Depot „gebucht“. Rechtlich gesehen bist du Miteigentümer der AG.
Entscheidungshilfe: Neobroker vs. Klassische Direktbank
Im Jahr 2025 ist die Landschaft zweigeteilt. Für Anfänger ist die Wahl entscheidend für die Kostenstruktur.
A) Die Neobroker (z. B. Trade Republic, Scalable Capital, Finanzen.net Zero)
Diese Anbieter sind „Mobile First“ (App-fokussiert) und extrem günstig.
- Kostenstruktur: Oft 0 € bis 1 € pro Order. Sparpläne sind fast immer kostenlos.
- Technik: Sehr schlanke Apps, reduzierte Funktionen.
- Handelsplätze: Meist eingeschränkt auf 1-2 Partner-Börsen (z. B. Lang & Schwarz oder Gettex). Das ist für Standard-Werte (Apple, Tesla, MSCI World) völlig ausreichend.
- Für wen? Ideal für ETF-Sparer und Anfänger, die keine komplexen Finanzprodukte brauchen.
B) Die klassischen Direktbanken (z. B. ING, Comdirect, DKB, Consorsbank)
Hier bekommst du das „Vollprogramm“.
- Kostenstruktur: Deutlich teurer. Eine Order kann schnell 4,90 € + 0,25 % vom Kurswert kosten (oft 10 € bis 20 € pro Kauf).
- Sparpläne: Viele Aktions-ETFs sind kostenlos, andere kosten oft ca. 1,5 % Gebühr pro Ausführung.
- Handelsplätze: Zugriff auf alle Weltbörsen (New York, Tokio, London, Xetra).
- Service: Oft besserer Telefonsupport, Girokonto und Kreditkarte unter einem Dach.
- Für wen? Für Leute, die alles bei einer Bank haben wollen („All-in-One“) oder exotische Nebenwerte an ausländischen Börsen handeln möchten.
💡 Tipp zur Entscheidung:
Starte als Anfänger mit einem Neobroker. Die Kostenersparnis ist gerade bei kleinen Summen enorm. Wenn du später komplexere Bedürfnisse hast, kannst du jederzeit ein Zweitdepot bei einer Direktbank eröffnen. Ein Depotwechsel oder das Führen mehrerer Depots ist gesetzlich kostenlos.
Depot Vergleich
Günstig handeln, mehr Rendite sichern? Hier kannst du aktuelle Konditionen vergleichen. Filtere nach Kosten und finde den passenden Anbieter für dich.
Der Eröffnungsprozess im Detail
Die Eröffnung erfolgt heute komplett digital und dauert rein operativ oft nur 15 Minuten.
- Registrierung: E-Mail, Handynummer und persönliche Daten eingeben. Wichtig: Gib deinen steuerlichen Wohnsitz korrekt an (Deutschland), damit die Steuern automatisch abgeführt werden.
- Steuer-ID: Halte deine Steueridentifikationsnummer bereit (steht auf deinem Einkommensteuerbescheid oder Gehaltszettel). Der Broker meldet dein Depot beim Bundeszentralamt für Steuern.
- Identifizierung (Der Flaschenhals):
- VideoIdent: Du wirst per App mit einem Callcenter-Agenten verbunden. Du musst deinen Ausweis kippen und schwenken, damit die Sicherheitsmerkmale (Hologramme) sichtbar sind.
- Problem: Oft überlastet am Abend oder Wochenende. Achte auf perfektes Licht und eine stabile WLAN-Verbindung.
- PostIdent: Du bekommst einen Coupon (QR-Code), gehst zur Post und lässt dich vom Schalterbeamten identifizieren. Dauert länger (Postweg), ist aber technisch weniger anfällig.
- eID (Online-Ausweis): Die modernste Methode. Du hältst deinen Personalausweis an dein Smartphone (NFC). Funktioniert bei immer mehr Brokern und dauert nur Sekunden. Du brauchst dafür deine 6-stellige PIN des Ausweises.
- VideoIdent: Du wirst per App mit einem Callcenter-Agenten verbunden. Du musst deinen Ausweis kippen und schwenken, damit die Sicherheitsmerkmale (Hologramme) sichtbar sind.
Wie lange dauert es wirklich?
Nach der Identifizierung prüft die Bank deine Daten im Hintergrund.
- Neobroker: Oft innerhalb von 24 Stunden, manchmal sogar in Echtzeit („In 5 Minuten zum Depot“).
- Direktbanken: In der Regel 2–5 Werktage, da oft noch Briefe mit Zugangsdaten (PIN/TAN) versendet werden.
Geld einzahlen & Vorbereiten
Ein häufiges Missverständnis: Du kannst nicht direkt per PayPal Aktien kaufen. Der Weg des Geldes ist streng reguliert (Geldwäschegesetz).
Das Dreieck der Konten
Verstehe den Geldfluss, um Fehler zu vermeiden:
- Dein Girokonto (Referenzkonto): Dein normales Konto bei deiner Hausbank (Sparkasse, Volksbank, ING, etc.). Von hier kommt das Geld.
- Das Verrechnungskonto: Ein spezielles IBAN-Konto bei deinem Broker. Es dient nur als Parkplatz für Geld, das investiert werden soll oder aus Verkäufen stammt.
- Das Depot: Der Lagerort für die Wertpapiere selbst.
Geld einzahlen: Der korrekte Weg
Du musst eine SEPA-Überweisung von deinem Girokonto auf die IBAN deines Verrechnungskontos tätigen.
- Dauer: Eine Standard-SEPA-Überweisung dauert 1 Werktag.
- Echtzeit-Überweisung (Instant Payment): Wenn deine Hausbank und der Broker das unterstützen, ist das Geld in Sekunden da. Viele Neobroker unterstützen dies mittlerweile eingehend.
- Wichtig: Überweise nur von einem Konto, das auf deinen eigenen Namen läuft. Überweisungen von Ehepartnern oder Eltern werden oft vom Compliance-System des Brokers abgelehnt und automatisch zurückgebucht. Das kann Tage dauern und Nerven kosten.
Lastschrift: Nur für Sparpläne
Für den einmaligen Kauf (z. B. „Ich will jetzt für 1.000 € Tesla kaufen“) musst du Guthaben auf dem Verrechnungskonto haben.
Für Sparpläne (z. B. „Jeden Monat 100 € in den MSCI World“) kannst du fast immer eine Lastschrift (SEPA-Mandat) einrichten. Der Broker zieht das Geld dann pünktlich zum Ausführungstag direkt von deinem Girokonto ein. Du musst also nicht manuell überweisen.
⚠️ Thema Negativzinsen/Verwahrentgelten:
Bis 2022 war es üblich, dass Broker Strafzinsen für hohes Cash-Guthaben verlangten. Das ist 2025 weitgehend Geschichte. Im Gegenteil: Viele Neobroker zahlen mittlerweile Zinsen auf das Guthaben auf dem Verrechnungskonto (z. B. 2 % bis 4 %, je nach EZB-Leitzins). Prüfe, ob du das „Zinskonto“ in der App erst aktiv freischalten musst!
Worauf muss ich vor dem Kauf achten?
Du hast Geld auf dem Verrechnungskonto. Jetzt willst du kaufen. Aber was? Hier passieren Fehler, die dich über Jahre tausende Euro kosten können.
Die Identifikation: ISIN vs. WKN vs. Ticker
Verlass dich niemals nur auf den Namen des Unternehmens. Es gibt oft verschiedene Aktien (Stammaktien, Vorzugsaktien) oder ähnlich klingende Firmen.
- ISIN (International Securities Identification Number): Der Goldstandard. 12-stellig, beginnt mit Ländercode (z. B. DE, US, IE). Benutze immer die ISIN zur Suche. Sie ist weltweit eindeutig.
- WKN (Wertpapierkennnummer): Ein altes deutsches System. Funktioniert meistens, ist aber international bedeutungslos.
- Ticker-Symbol (z. B. AAPL): Wird in US-Foren oder Apps genutzt. Vorsicht: Ticker können an verschiedenen Börsen unterschiedlich sein.
ETF-Auswahl: Die Checkliste
Du willst einen ETF auf den „MSCI World“ (Weltaktienindex) kaufen. Du suchst danach und findest 20 Stück. Welchen nimmst du?
Prüfe diese 5 Kriterien in deinem Broker oder auf Portalen wie JustETF oder ExtraETF:
- TER (Total Expense Ratio): Die Gesamtkostenquote pro Jahr.
- Zielbereich: 0,10 % bis 0,25 % für Standard-Indizes (S&P 500, MSCI World). Alles über 0,50 % ist für Standard-ETFs zu teuer.
- Tracking Difference (TD): Viel wichtiger als die TER! Sie misst, wie gut der ETF den Index wirklich abbildet. Eine negative TD (z. B. -0,1 %) bedeutet, der ETF war sogar besser als der Index (durch Steueroptimierung oder Wertpapierleihe).
- Praxis-Tipp: Achte auf eine TD nahe 0 oder negativ.
- Fondsvolumen: Wie viel Geld liegt im Topf?
- Regel: Wähle ETFs mit > 500 Mio. € Volumen. ETFs unter 100 Mio. € sind unrentabel für den Anbieter und könnten geschlossen oder verschmolzen werden (Steuerstress für dich).
- Replikationsmethode:
- Physisch (Physical / Sampling): Der ETF kauft die echten Aktien. Transparent und sicher. Bevorzugt von den meisten Anlegern.
- Synthetisch (Swap): Der ETF bildet den Index über ein Tauschgeschäft mit einer Bank ab. Vorteil: Bei US-Aktien-ETFs können Swapper steuerlich besser sein (keine Quellensteuer auf Dividenden innerhalb des Fonds). Für Anfänger ist „Physisch“ aber die verständlichere Wahl.
- Ertragsverwendung:
- Thesaurierend (Acc / Accumulating): Dividenden werden automatisch wieder angelegt. Das erhöht den Wert deiner Anteile. Ideal für den langfristigen Vermögensaufbau, da du den Zinseszinseffekt maximal nutzt und keine Transaktionskosten für die Wiederanlage hast.
- Ausschüttend (Dist / Distributing): Dividenden landen auf deinem Konto. Gut, wenn du passives Einkommen brauchst oder den Sparerpauschbetrag (1.000 €) ausnutzen willst.
Entscheidungshilfe: Wenn du jung bist und Vermögen aufbauen willst -> Thesaurierend. Du sparst dir Arbeit und profitierst vom Zinseszins.
Die kryptischen Kürzel verstehen (ESG, SRI & Co.)
Im Jahr 2025 haben fast alle ETFs Nachhaltigkeits-Filter. Das bedeuten die Kürzel im Namen technisch für dich:
- ESG (Environmental, Social, Governance): Ein Basis-Filter. Die schlimmsten Sünder (z. B. Waffen, Tabak) werden oft ausgeschlossen.
- SRI (Socially Responsible Investing): Strenger als ESG. Schließt oft 25 % der „schlechtesten“ Firmen einer Branche aus.
- Paris Aligned / Climate Transition: Sehr strenger Fokus auf CO2-Reduktion.
Technischer Hinweis: Je strenger der Filter, desto stärker weicht dein ETF vom „neutralen“ Weltmarkt ab. Für den Start reicht ein normaler „Core“ oder „ESG“ ETF völlig aus.
Wie kaufe ich richtig? Orderarten, Spread und Handelszeiten
Jetzt wird es technisch. Wir gehen in die Ordermaske.
Der Spread: Dein unsichtbarer Feind
Der Aktienkurs ist kein fester Preis wie im Supermarkt. Es gibt immer zwei Preise:
- Geld-Kurs (Bid): Zu diesem Preis kannst du verkaufen.
- Brief-Kurs (Ask): Zu diesem Preis kannst du kaufen.
Der Brief-Kurs ist immer höher als der Geld-Kurs. Die Differenz ist der Spread.
- Beispiel: Bid 100,00 € / Ask 101,00 €. Spread = 1,00 € (ca. 1 %).
- Wenn du kaufst (für 101 €) und sofort verkaufst (für 100 €), hast du 1 % verloren.
- Der Spread ist die Gewinnmarge des Market Makers (Händlers).
Wie minimiere ich den Spread?
Handle nur, wenn die Referenzbörse (Xetra) geöffnet ist. Das ist Mo–Fr von 09:00 bis 17:30 Uhr.
In dieser Zeit sind die Spreads extrem eng (oft nur 0,05 %).
- Vermeide: Handel vor 9 Uhr, nach 22 Uhr oder am Wochenende. Am Wochenende sind die Spreads oft 2–4 % groß! Du zahlst dann horrende versteckte Gebühren.
Orderarten: Warum „Market“ gefährlich sein kann
1. Market-Order („Billigst“ beim Kauf / „Bestens“ beim Verkauf)
Du sagst dem Broker: „Führe die Order sofort aus, egal zu welchem Preis.“
- Risiko: In normalen Marktphasen okay. Aber wenn der Markt gerade crasht oder illiquide ist, kann der nächste verfügbare Preis 10 % höher liegen als der letzte angezeigte Kurs. Du kaufst dann viel zu teuer.
- Empfehlung: Vermeide Market-Orders, wenn möglich.
2. Limit-Order (Der Profi-Standard)
Du setzt eine Obergrenze. Du sagst: „Kaufe x Aktien, aber zahle nicht mehr als 50,50 € pro Stück.“
- Szenario: Der Kurs steht bei 50,45 €. Du setzt das Limit auf 50,50 €.
- Ergebnis: Deine Order wird sofort ausgeführt, solange der Preis unter 50,50 € bleibt. Springt der Preis plötzlich auf 51,00 €, wird nicht gekauft. Du bist geschützt.
- Empfehlung: Nutze immer Limit-Orders. Setze das Limit minimal über den aktuellen Brief-Kurs (Ask), um eine sofortige Ausführung zu sichern, aber böse Überraschungen („Fat Finger Fehler“ der Börse) auszuschließen. Der „Goldene Schnitt“ für dein Limit:
Wenn der Brief-Kurs (Ask) bei 50,50 € steht, setze dein Limit auf 50,52 €. Warum? Du gibst dem Kurs minimal Luft zum Atmen, falls er sich in der Sekunde des Klickens bewegt, verhinderst aber, dass du versehentlich für 55,00 € kaufst, falls der Markt springt. So garantierst du eine fast sofortige Ausführung zum fairen Preis.
3. Stop-Loss (Die Reißleine)
Eine Verkaufsorder. Du sagst: „Wenn der Kurs auf 40 € fällt, verkaufe meine Aktien automatisch.“
- Zweck: Verluste begrenzen, wenn du nicht ständig ins Depot schaust.
- Achtung: Bei einem Crash kann der Kurs von 41 € direkt auf 35 € springen („Gap“). Deine Stop-Loss bei 40 € wird ausgelöst, aber du verkaufst dann „bestens“ – also evtl. für 35 €.
Handelsplatzwahl: Xetra, Tradegate, Gettex, L&S?
- Xetra (Frankfurt): Die wichtigste deutsche Börse. Höchste Liquidität, beste Preise zu Xetra-Zeiten. Bei Direktbanken oft teurer (Börsengebühr).
- Tradegate / Gettex / Lang & Schwarz (L&S): Private Börsenplätze.
- Vorteil: Längere Handelszeiten (oft 8:00 bis 22:00 Uhr) und oft keine zusätzlichen Börsengebühren (wichtig bei Neobrokern).
- Regel: Diese Plätze sind gesetzlich verpflichtet, während der Xetra-Öffnungszeiten (9:00 – 17:30 Uhr) keine schlechteren Kurse als Xetra zu stellen (Referenzmarktprinzip).
- Fazit: Handle bei deinem Neobroker über Gettex oder L&S, aber tue es zwischen 9:00 und 17:30 Uhr. Dann hast du Xetra-Qualität zum Nulltarif.
Wie automatisiere ich den Kauf? (Der Sparplan)
Der ETF-Sparplan ist die mächtigste Waffe des Kleinanlegers. Er schaltet die Psychologie aus.
Technische Einrichtung
- Intervall: Wähle „monatlich“. Das passt zum Gehaltseingang.
- Ausführungstag: Meist der 1., 7. oder 15. des Monats. Wähle einen Tag kurz nach deinem Gehaltseingang („Pay yourself first“).
- Betrag: Bei vielen Neobrokern ab 1 € möglich.
- Dynamisierung (Optional): Du kannst einstellen, dass die Sparrate automatisch jedes Jahr um z. B. 3 % steigt (Inflationsausgleich). Sehr empfehlenswert!
Das „Bruchstück“-Phänomen
Wenn eine Aktie 100 € kostet, du aber 50 € sparst, kaufst du 0,5 Aktien.
- Das ist bei Sparplänen normal.
- Wichtig zu wissen: Du hast für Bruchstücke kein Stimmrecht auf der Hauptversammlung.
- Bei Depotwechsel: Bruchstücke lassen sich nicht übertragen. Wenn du das Depot wechselst, werden die ganzen Stücke übertragen, die Bruchstücke (z. B. 0,95 Anteile) werden automatisch verkauft und das Geld ausgezahlt.
Ausführungszeitpunkt beim Sparplan
Du hast keinen Einfluss darauf, wann genau am Ausführungstag gekauft wird.
- Broker bündeln alle Sparpläne ihrer Kunden und kaufen einmal groß ein (meist vormittags oder zur Eröffnung der US-Börsen um 15:30 Uhr).
- Manchmal bekommst du einen Kurs, der leicht vom Tagesdurchschnitt abweicht. Das ist bei langfristigem Anlagehorizont (10+ Jahre) statistisch vernachlässigbar. Akzeptiere es als Preis für die Automatisierung und niedrigen Gebühren.
Wie funktionieren Steuern bei der Geldanlage?
Deutschland hat ein komplexes Steuersystem, aber für Depot-Kunden ist es weitgehend automatisiert („Abgeltungssteuer“). Das bedeutet: Die Bank führt die Steuer direkt ans Finanzamt ab. Du musst oft keine Steuererklärung machen.
Die Steuerlast
- 25 % Kapitalertragsteuer
- + 5,5 % Solidaritätszuschlag (auf die 25 %)
- + ggf. 8 % oder 9 % Kirchensteuer (auf die 25 %)
- Summe: ca. 26,375 % (ohne Kirche) bis ca. 28 % (mit Kirche) deines Gewinns.
Wichtig: Der Freistellungsauftrag (FSA)
Jeder Bürger hat einen Sparerpauschbetrag von 1.000 € pro Jahr (Ehepaare 2.000 €). Das heißt: Die ersten 1.000 € Gewinn (durch Dividenden oder Verkäufe) sind steuerfrei.
Dein To-Do:
Logge dich in dein Depot ein, suche „Steuer“ oder „Freistellungsauftrag“ und trage dort 1.000 € ein. Vergisst du das, zieht die Bank ab dem ersten Euro Gewinn 26 % Steuer ab! Du kannst dir das Geld zwar über die Steuererklärung zurückholen, aber bis dahin fehlt es dir für den Zinseszinseffekt.
Die Vorabpauschale (Das „Angst“-Thema)
Seit der Investmentsteuerreform gibt es die Vorabpauschale. Sie soll verhindern, dass Nutzer von thesaurierenden ETFs (die keine Dividenden ausschütten) steuerlich besser gestellt sind als andere.
- Wie es funktioniert: Das Finanzamt unterstellt dir einen fiktiven „Basisertrag“ (abhängig vom Basiszins der Bundesbank).
- Wenn dein ETF im Wert gestiegen ist, musst du auf diesen fiktiven Ertrag Steuern zahlen – obwohl du nichts verkauft hast.
- Die Praxis: Anfang Januar bucht dein Broker die Steuer vom Verrechnungskonto ab.
- Höhe: Bei normalen Zinsen und einem Depot von 10.000 € reden wir oft nur über zweistellige Euro-Beträge.
- Tipp: Sorge dafür, dass im Januar immer etwas Cash auf dem Verrechnungskonto liegt, damit das Konto nicht ins Minus rutscht.
Teilfreistellung (Der Aktien-Bonus)
Bei Aktienfonds (ETFs mit mind. 51 % Aktienquote) sind 30 % des Gewinns steuerfrei.
- Du zahlst die 26,375 % Steuer also nur auf 70 % deines Gewinns.
- Das macht Aktien-ETFs steuerlich attraktiver als Anleihen-ETFs oder Zinsen. Die Bank berücksichtigt das automatisch.
Verlustverrechnungstöpfe
Die Bank führt für dich „Töpfe“.
- Aktien-Verlusttopf: Verluste aus Aktienverkäufen können nur mit Gewinnen aus Aktienverkäufen verrechnet werden.
- Allgemeiner Verlusttopf: Verluste aus ETFs oder Derivaten können mit Gewinnen aus ETFs, Zinsen und Dividenden verrechnet werden.
- FIFO-Prinzip (First In, First Out): Wenn du Anteile verkaufst, geht das Finanzamt davon aus, dass du immer die Anteile verkaufst, die du als Erstes gekauft hast. Da diese (hoffentlich) am meisten im Plus sind, fällt hier die höchste Steuer an.
Wie sicher ist mein Geld im Depot?
Gerade bei Neobrokern herrscht oft Skepsis. „Was, wenn die App verschwindet?“
Sondervermögen: Der ultimative Schutz
Aktien und ETFs sind Sondervermögen. Das bedeutet: Die Wertpapiere gehören dir. Die Bank (oder der Broker) verwahrt sie nur treuhänderisch.
- Geht der Broker pleite (Insolvenz), fallen deine Aktien nicht in die Insolvenzmasse. Die Gläubiger der Bank kommen da nicht ran.
- Du würdest dann einfach einen Depotübertrag zu einer anderen Bank beantragen. Das dauert ein paar Wochen, ist nervig, aber dein Vermögen ist sicher.
Einlagensicherung: Für das Cash
Für das Geld auf dem Verrechnungskonto (Euro) gilt die gesetzliche Einlagensicherung bis 100.000 €.
- Achtung bei Neobrokern: Schau ins Kleingedruckte, wo das Verrechnungskonto liegt. Trade Republic parkt das Geld z. B. bei Partnerbanken (Deutsche Bank, J.P. Morgan, Solaris, HSBC). Es gilt dann die Einlagensicherung dieser Partnerbank. Da das meist seriöse europäische Banken sind, ist das Schutzniveau sehr hoch.
IT-Sicherheit
Das größte Risiko sitzt meist vor dem Bildschirm.
- 2-Faktor-Authentifizierung (2FA): Aktiviere sie unbedingt. Ohne dein Handy (Faktor 2) sollte niemand Geld auszahlen können.
- Referenzkonto-Prinzip: Selbst wenn jemand dein Depot hackt, kann er Geld oft nur auf dein hinterlegtes Girokonto auszahlen. Er kann das Geld nicht auf ein fremdes Konto in der Karibik überweisen. Das ist ein massiver Sicherheitsmechanismus.
Was passiert nach dem Kauf? (Das Rebalancing)
Einmal gekauft, heißt nicht vergessen. Wenn du z. B. beschlossen hast, 70 % in Aktien-ETFs und 30 % in Tagesgeld zu halten, verschiebt sich dieses Verhältnis durch Kursgewinne.
Beispiel: Nach einem Boom hast du plötzlich 80 % Aktien. Dein Depot ist jetzt riskanter als geplant.
Die technische Lösung (1x im Jahr):
Prüfe deine Verteilung. Verkaufe etwas von dem, was gut lief (Aktien), und kaufe davon das nach, was schlechter lief (Tagesgeld/Anleihen), um wieder auf 70/30 zu kommen. Das nennt man Rebalancing. Es zwingt dich technisch dazu, teuer zu verkaufen und billig zu kaufen.
Zusammenfassung & Checkliste für deinen Start
Hier ist dein Fahrplan für die Umsetzung heute:
- Broker wählen: Entscheidung zwischen Neobroker (z. B. Trade Republic/Scalable) für niedrige Kosten oder Direktbank (z. B. ING) für All-in-One.
- Identifizierung: VideoIdent oder eID nutzen.
- Freistellungsauftrag: Sofort nach Eröffnung 1.000 € im Menü „Steuer“ hinterlegen.
- Geldfluss: Dauerauftrag vom Girokonto auf das neue Verrechnungskonto einrichten (oder Lastschrift beim Sparplan nutzen).
- Produktwahl: Einen weltweiten ETF (z. B. MSCI World oder FTSE All-World) suchen. Auf „Thesaurierend“ und niedrige „TD“ achten.
- Kauf: Sparplan einrichten oder bei Einmalkauf Limit-Order nutzen. Wochentags zwischen 9:00 und 17:30 Uhr handeln.
- Liegenlassen: App schließen und das Leben genießen. Depot nur 1x im Jahr prüfen.
Der beste Tag, um anzufangen, war vor 10 Jahren. Der zweitbeste Tag ist heute. Viel Erfolg!
Häufig gestellte Fragen zum Aktien und ETF Kauf
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