Break-Even-Point

Der Break-Even-Point (BEP) ist der Punkt, an dem dein Unternehmen weder Gewinn noch Verlust macht – die Gesamtkosten sind exakt durch die Gesamterlöse gedeckt. Ab diesem Punkt fängst du an, profitabel zu arbeiten. Er ist eine essenzielle Kennzahl für die Finanz- und strategische Planung.

12 Minuten

Patrick Müller

Ich bin Patrick – Tech-Nerd, Hobbyinvestor und seit über 10 Jahren im Startup-Umfeld unterwegs. Mein Herz schlägt für sinnvolle Automatisierung, klare Strategien und ehrliches Wachstum.

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Was ist der Break-Even-Point?

Der Break-Even-Point (BEP), oft auch Gewinnschwelle genannt, markiert den exakten Punkt, an dem dein Umsatz genau ausreicht, um all deine Kosten zu decken. An diesem Punkt machst du 0 € Gewinn, aber eben auch 0 € Verlust. Jedes Produkt, das du darüber hinaus verkaufst, spült dir echten Gewinn in die Kasse.

Er ist die finanzielle Ziellinie, die du als Gründer als Erstes überqueren musst. Die Break-Even-Analyse ist daher kein trockenes Controlling-Instrument, sondern dein Kompass, der dir zeigt, wie viel du verkaufen musst, um zu überleben und profitabel zu werden. Um diesen Punkt zu verstehen und zu berechnen, müssen wir zuerst die Bausteine zerlegen, aus denen er sich zusammensetzt: deine Fixkosten, deine variablen Kosten und der daraus resultierende Deckungsbeitrag.

Was sind Fixkosten?

Fixkosten sind Ausgaben, die du regelmäßig zahlen musst, völlig unabhängig davon, ob du ein einziges Produkt verkaufst oder tausend. Sie sind das finanzielle Grundrauschen deines Unternehmens. Selbst wenn du einen Monat lang die Türen zusperrst und nichts produzierst, fallen diese Kosten an.

Meiner Erfahrung nach unterschätzen viele Gründer anfangs die Wucht der Fixkosten. Mache dir eine ehrliche Liste, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Typische Fixkosten sind:

  • Miete für Büros oder Produktionsflächen
  • Gehälter für fest angestellte Mitarbeiter (Verwaltung, Management)
  • Leasingraten für Fahrzeuge oder Maschinen
  • Versicherungsbeiträge
  • Software-Abonnements (z. B. für Buchhaltung, CRM)
  • Abschreibungen auf Anlagevermögen
  • Grundgebühren für Strom, Internet und Telefon

Was sind variable Kosten?

Variable Kosten entstehen direkt bei der Produktion oder dem Verkauf eines Produkts oder einer Dienstleistung. Sie steigen und fallen proportional zur produzierten Menge. Verkaufst du nichts, liegen deine variablen Kosten bei null. Verkaufst du mehr, steigen sie an.

Diese Kosten sind direkt an deinen Output gekoppelt und entscheidend für die Kalkulation deiner Produktpreise. Es ist essenziell, sie pro Einheit genau zu kennen.

Typische variable Kosten sind:

  • Materialkosten oder Wareneinkauf
  • Fertigungslöhne (Akkordlöhne)
  • Verpackungs- und Versandkosten
  • Provisionen für den Vertrieb
  • Fremdleistungen, die pro Auftrag anfallen
  • Transaktionsgebühren bei Online-Zahlungen

Wie unterscheidet sich der Break-Even-Point von der Gewinnschwelle?

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe Break-Even-Point und Gewinnschwelle synonym verwendet, und das ist in 99 % der Fälle auch völlig in Ordnung. Beide Begriffe bezeichnen den Punkt, an dem Erlöse und Kosten gleich sind.

Streng genommen gibt es in der Betriebswirtschaftslehre feine Unterschiede. Manchmal wird die Gewinnschwelle als der Beginn der Gewinnzone definiert (also das erste verkaufte Stück nach dem BEP), während der Break-Even-Point der exakte Punkt der Kostendeckung ist. Für deine praktische Arbeit als Gründer kannst du diese akademische Unterscheidung aber getrost ignorieren. Konzentriere dich darauf, den Punkt zu berechnen und zu erreichen.

Keyfacts zum Break-Even-Point (BEP)

Dein Break-Even-Point ist die finanzielle Nulllinie: An diesem Punkt deckt dein Umsatz exakt deine gesamten Kosten – du machst weder Gewinn noch Verlust.
Drei Zahlen entscheiden über alles: Um den BEP zu berechnen, brauchst du nur deine gesamten Fixkosten, deine variablen Kosten pro Stück und deinen Verkaufspreis.
Der Deckungsbeitrag ist dein Gewinnmotor: Das ist der Betrag, der nach Abzug der variablen Kosten vom Verkaufspreis übrig bleibt, um deine Fixkosten zu bezahlen.
Er ist der Realitätscheck für deine Geschäftsidee: Die Analyse zeigt dir schonungslos, wie viele Verkäufe du mindestens brauchst, um finanziell zu überleben.
Du hast drei Hebel, um schneller profitabel zu werden: Senke deine Fixkosten, reduziere deine variablen Kosten pro Stück oder optimiere deinen Verkaufspreis.
Dein Break-Even-Point ist kein Fixwert: Da sich Kosten und Preise ständig ändern, solltest du ihn regelmäßig neu berechnen, um auf Kurs zu bleiben.
Die Analyse verrät nicht, ob jemand dein Produkt kauft: Sie zeigt dir nur, was du verkaufen musst, nicht, was du auch tatsächlich verkaufen kannst.

Wie berechnest du den Break-Even-Point?

Die Berechnung des Break-Even-Points ist erfreulich unkompliziert und erfordert keine höhere Mathematik. Du kannst ihn entweder als Stückzahl (Menge) oder als Umsatz (Wert) ermitteln. Die zentrale Logik dahinter: Jedes verkaufte Produkt muss zuerst seine eigenen variablen Kosten decken und danach einen Beitrag zur Deckung der Fixkosten leisten.

Um den BEP zu berechnen, brauchst du nur drei simple Kennzahlen: deine gesamten Fixkosten für einen bestimmten Zeitraum, die variablen Kosten pro Produkteinheit und den Verkaufspreis pro Produkteinheit. Mit diesen drei Werten hast du alles, was du brauchst. Wir schauen uns jetzt an, wie du den wichtigen Deckungsbeitrag ermittelst und dann die beiden einfachen Formeln anwendest.

Schritt 1: Bestimme den Deckungsbeitrag pro Einheit

Der Deckungsbeitrag ist der Betrag, der dir von deinem Verkaufspreis übrig bleibt, nachdem du die variablen Kosten für genau dieses eine Produkt abgezogen hast. Dieser Restbetrag ist dein „Beitrag zur Deckung“ der Fixkosten. Man kann ihn als den Motor deiner Profitabilität bezeichnen.

Schritt 2: Berechne den Break-Even-Point in Stückzahlen

Sobald du deinen Deckungsbeitrag kennst, ist der Rest ein Kinderspiel. Du teilst einfach deine gesamten Fixkosten durch den Deckungsbeitrag pro Stück. Das Ergebnis ist die exakte Anzahl an Produkten, die du verkaufen musst, um bei null herauszukommen.

Schritt 3: Berechne den Break-Even-Point als Umsatz

Manchmal ist es hilfreicher zu wissen, welchen Umsatz du erzielen musst, statt der reinen Stückzahl. Das ist besonders bei Dienstleistungen oder einem breiten Produktportfolio nützlich. Dafür gibt es ebenfalls eine simple Formel, für die du zuerst die Deckungsbeitragsquote (auch Deckungsbeitragssatz) berechnest.

Schritt 4: Interpretiere das Break-Even-Diagramm

Eine grafische Darstellung macht die Zusammenhänge oft noch klarer. Das Break-Even-Diagramm zeigt deine Kosten- und Erlöskurven in einem Koordinatensystem.

  • X-Achse: Verkaufsmenge (Stück)
  • Y-Achse: Umsatz und Kosten (in €)

Die Linien im Diagramm:

  1. Fixkostenlinie: Eine waagerechte Linie, da die Fixkosten immer gleich bleiben, egal wie viel du verkaufst.
  2. Gesamtkostenlinie: Diese Linie startet bei den Fixkosten (auf der Y-Achse) und steigt mit jeder verkauften Einheit um die variablen Kosten an.
  3. Umsatzlinie: Diese Linie startet bei null und steigt mit jedem verkauften Produkt um den Verkaufspreis an.

Der Punkt, an dem sich die Umsatzlinie und die Gesamtkostenlinie schneiden, ist dein Break-Even-Point. Links davon liegt die Verlustzone (Kosten > Umsatz), rechts davon die Gewinnzone (Umsatz > Kosten).

Warum ist der Break-Even-Point für dein Startup überlebenswichtig?

Der Break-Even-Point ist weit mehr als nur eine Zahl für deinen Finanzplan; er ist ein strategisches Werkzeug für fast jede wichtige Entscheidung in der Frühphase deines Unternehmens. Er gibt dir Klarheit über die Mindestanforderungen deines Geschäftsmodells und hilft dir, Risiken realistisch einzuschätzen. Hast du dich je gefragt, wie viele Kunden du wirklich brauchst, um nicht pleitezugehen? Der BEP gibt dir die Antwort.

Die Analyse zwingt dich, deine Kostenstruktur und Preisgestaltung schonungslos ehrlich zu betrachten. Sie ist der erste große Realitätscheck für deine Geschäftsidee. Um das voll zu verstehen, betrachten wir nun seine entscheidende Rolle im Businessplan, analysieren seine Wirkung in Investorengesprächen und zeigen, wie er deine Preisstrategie fundamental beeinflusst.

Fundament für deinen Businessplan

In jedem soliden Businessplan ist die Break-Even-Analyse ein Pflichtkapitel. Sie zeigt, dass du dein Geschäftsmodell bis ins Detail verstanden hast. Sie beantwortet die kritische Frage: „Ab wann trägt sich das Geschäft selbst?“

Für den Businessplan liefert der BEP:

  • Machbarkeitsnachweis: Er zeigt, ob deine Absatzziele realistisch sind, um die Kosten zu decken. Ein extrem hoher BEP kann ein Warnsignal sein, dass dein Modell (zu hohe Kosten, zu niedriger Preis) nicht tragfähig ist.
  • Kapitalbedarfsplanung: Du kannst abschätzen, wie viel Geld du benötigst, um die Phase der Anlaufverluste zu überbrücken, bis du den BEP erreichst.
  • Szenario-Planung: Was passiert, wenn die Miete steigt? Was, wenn der Materialpreis fällt? Mit der BEP-Formel kannst du verschiedene Szenarien durchspielen und Puffer einplanen.

Das wichtigste Argument für Investoren

Investoren wollen wissen, wann sie damit rechnen können, dass dein Unternehmen auf eigenen Füßen steht und keine weiteren Finanzspritzen mehr benötigt. Der Break-Even-Point ist die Kennzahl, die genau das kommuniziert. Er ist ein klares Signal für die finanzielle Reife und Stabilität deines Startups.

In Investorengesprächen hilft der BEP:

  • Risiko zu quantifizieren: Er zeigt, wie weit du noch vom „sicheren Hafen“ der Profitabilität entfernt bist.
  • Skalierbarkeit zu belegen: Wenn du nach dem BEP einen hohen Deckungsbeitrag hast, signalisiert das ein enormes Gewinnpotenzial bei steigenden Verkaufszahlen.
  • Vertrauen zu schaffen: Ein Gründer, der seinen BEP kennt und einen klaren Plan hat, ihn zu erreichen, wirkt kompetent und hat seine Finanzen im Griff.

Grundlage für eine smarte Preisstrategie

Die Break-Even-Analyse ist ein mächtiges Werkzeug für deine Preisgestaltung. Sie zeigt dir die absolute Preisuntergrenze: Dein Verkaufspreis muss höher sein als deine variablen Kosten pro Stück, sonst zahlst du bei jedem Verkauf drauf.

Wie der BEP deine Preisentscheidungen beeinflusst:

  • Preisuntergrenze: Du siehst sofort, welcher Preis nicht verhandelbar ist.
  • Auswirkungen von Rabatten: Du kannst genau berechnen, wie viel mehr du verkaufen musst, wenn du einen Rabatt von 10 % gibst, um den gleichen Deckungsbeitrag zu erzielen.
  • Positionierung: Ein hoher BEP kann ein Anstoß sein, über ein Premium-Preismodell nachzudenken, um mit weniger Verkäufen profitabel zu werden.

Häufige Fehler, die Gründer vermeiden müssen

Meiner Erfahrung nach ist der häufigste Fehler bei der Break-Even-Planung übermäßiger Optimismus. Gründer neigen dazu, Kosten zu niedrig und Verkaufszahlen zu hoch anzusetzen.

Achte auf diese Fallstricke:

  • Versteckte Kosten ignorieren: Hast du wirklich alle Kosten erfasst? Auch Bankgebühren, Marketing-Tools, unvorhergesehene Reparaturen?
  • Fixkosten als variabel behandeln: Marketingausgaben oder die Entwicklung einer neuen Funktion sind oft fixe Investitionen, keine variablen Kosten.
  • Den BEP als einmalige Berechnung sehen: Dein BEP ist nicht in Stein gemeißelt. Preise, Kosten und dein Produktmix ändern sich. Du solltest ihn regelmäßig neu berechnen, mindestens quartalsweise.

Wie kannst du deinen Break-Even-Point aktiv senken?

Ein hoher Break-Even-Point bedeutet hohes Risiko. Du musst sehr viel verkaufen, nur um deine Kosten zu decken. Das Ziel jedes smarten Unternehmers ist es daher, den BEP so niedrig wie möglich zu halten. Glücklicherweise gibt es dafür genau drei Hebel, an denen du ansetzen kannst.

Du kannst deinen Break-Even-Point senken, indem du entweder (1) deine Fixkosten reduzierst, (2) deine variablen Kosten pro Einheit senkst oder (3) deinen Verkaufspreis erhöhst. Jede dieser Maßnahmen verringert die Anzahl der Verkäufe, die du zur Kostendeckung benötigst, und beschleunigt deinen Weg in die Gewinnzone. Sehen wir uns die praktischen Strategien für jeden dieser drei Hebel genauer an.

Strategie 1: Fixkosten reduzieren

Fixkosten sind oft die größte finanzielle Belastung, besonders für junge Unternehmen. Jede Reduzierung hier schlägt direkt auf deinen BEP durch. Sei kreativ und hinterfrage jede einzelne Fixkostenposition.

Praktische Ansätze zur Fixkostensenkung:

  • Mietkosten optimieren: Brauchst du wirklich das teure Büro in der Innenstadt? Ein Co-Working-Space oder ein Remote-Setup können die Kosten drastisch senken.
  • Software-Abonnements prüfen: Nutzt du wirklich alle Features der teuren Premium-Software? Oft reichen günstigere Alternativen oder Open-Source-Tools. Führe einen monatlichen „Abo-Check“ durch.
  • Outsourcing statt Festanstellung: Überlege, welche Aufgaben (z. B. Buchhaltung, IT-Support) du an externe Dienstleister vergeben kannst, anstatt teure Vollzeitstellen zu schaffen.
  • Leasing statt Kauf: Große Anschaffungen wie Maschinen oder Firmenwagen müssen nicht immer gekauft werden. Leasing schont dein Kapital und hält die monatlichen Fixkosten überschaubar.

Strategie 2: Variable Kosten senken

Die variablen Kosten pro Stück zu senken, erhöht direkt deinen Deckungsbeitrag. Das bedeutet, mit jedem Verkauf verdienst du mehr Geld für die Deckung deiner Fixkosten. Schon kleine Einsparungen können hier eine große Wirkung haben.

Praktische Ansätze zur Senkung variabler Kosten:

  • Bessere Einkaufskonditionen verhandeln: Kaufe größere Mengen, um Mengenrabatte zu erhalten. Sprich mit deinen Lieferanten über bessere Preise oder längere Zahlungsziele.
  • Produktionsprozesse optimieren: Gibt es Wege, den Materialverbrauch zu reduzieren oder die Fertigungszeit zu verkürzen? Analysiere jeden Schritt deiner Produktion auf Effizienz.
  • Versandkosten reduzieren: Vergleiche verschiedene Anbieter und bündle Sendungen, wo immer es möglich ist.
  • Materialien substituieren: Gibt es günstigere Materialien, die die gleiche Qualität gewährleisten? Ein häufiger Fehler ist, aus Gewohnheit bei teuren Rohstoffen zu bleiben.

Strategie 3: Verkaufspreis optimieren

Der direkteste Weg, den Deckungsbeitrag zu erhöhen und den BEP zu senken, ist eine Preiserhöhung. Dieser Hebel ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, da er die Nachfrage deiner Kunden direkt beeinflussen kann.

Was du bei Preisänderungen beachten solltest:

  • Kenne deinen Wert: Eine Preiserhöhung ist oft gerechtfertigt, wenn du einen hohen Nutzen, exzellenten Service oder eine einzigartige Qualität bietest. Kommuniziere diesen Wert klar an deine Kunden.
  • Teste schrittweise: Führe Preiserhöhungen nicht flächendeckend über Nacht ein. Teste sie bei neuen Kunden oder für neue Produktversionen.
  • Kombiniere mit Mehrwert: Biete im Gegenzug für einen höheren Preis zusätzliche Features, besseren Support oder schnellere Lieferung an.
  • Analysiere die Konkurrenz: Wo stehst du im Wettbewerbsvergleich? Eine Preiserhöhung ist leichter durchzusetzen, wenn du nicht nur über den Preis konkurrierst.

Letztendlich ist die Kombination aus allen drei Strategien oft der Königsweg. Eine kleine Reduzierung der Fixkosten, gepaart mit etwas besseren Einkaufskonditionen und einer moderaten Preisanpassung, kann deinen Break-Even-Point dramatisch senken.

Was sind die Grenzen der Break-Even-Analyse?

Die Break-Even-Analyse ist ein fantastisches Werkzeug für eine schnelle Orientierung, aber sie ist kein allwissendes Orakel. Sie basiert auf einigen stark vereinfachenden Annahmen, die in der komplexen Realität nicht immer zutreffen. Es ist entscheidend, diese Grenzen zu kennen, um die Ergebnisse richtig einzuordnen.

Im Kern ist die traditionelle Break-Even-Analyse ein statisches Modell, das eine Momentaufnahme deines Geschäfts liefert. Sie geht von konstanten Preisen und linearen Kostenverläufen aus und ignoriert externe Faktoren wie die Marktnachfrage oder Wettbewerbsreaktionen. Um nicht in die Falle dieser Vereinfachungen zu tappen, schauen wir uns die wichtigsten Schwächen an und wie du sie mit ergänzenden Überlegungen ausgleichen kannst.

Statische Momentaufnahme: Die Realität ist dynamisch

Die Break-Even-Berechnung liefert dir einen Wert für einen bestimmten Zeitpunkt, basierend auf den aktuellen Kosten und Preisen. Doch die Geschäftswelt ist alles andere als statisch.

  • Kosten ändern sich: Lieferanten erhöhen ihre Preise, Mieten werden angepasst, neue Software wird benötigt.
  • Preise sind nicht fix: Du gibst vielleicht Rabatte, führst Sonderaktionen durch oder musst auf Preisdruck vom Markt reagieren.
  • Der Produktmix variiert: In einem Monat verkaufst du mehr von Produkt A mit hohem Deckungsbeitrag, im nächsten mehr von Produkt B mit niedrigem Deckungsbeitrag.

Was das für dich bedeutet: Betrachte den Break-Even-Point nicht als eine einmalig berechnete, in Stein gemeißelte Zahl. Er ist ein dynamischer Wert, den du regelmäßig – idealerweise monatlich oder quartalsweise – neu berechnen und anpassen musst.

Annahme linearer Kosten und Erlöse

Das klassische Modell geht davon aus, dass die variablen Kosten pro Stück immer gleich bleiben. In der Praxis ist das oft nicht der Fall.

  • Mengenrabatte (Economies of Scale): Wenn du größere Mengen Material einkaufst, sinken die Kosten pro Stück. Deine variable Kostenkurve ist also nicht linear, sondern flacht ab.
  • Produktionseffizienz: Mit zunehmender Erfahrung und Produktionsmenge wird dein Team vielleicht schneller und effizienter, was die variablen Kosten pro Stück ebenfalls senkt.
  • Rabattstaffeln im Verkauf: Möglicherweise sinkt dein durchschnittlicher Verkaufspreis bei größeren Abnahmemengen.

Diese Nichtlinearitäten können dazu führen, dass dein tatsächlicher BEP von dem berechneten abweicht. Für eine erste Schätzung ist das lineare Modell aber meist ausreichend.

Fehlende Berücksichtigung der Nachfrage

Die Break-Even-Analyse beantwortet die Frage: „Wie viel muss ich verkaufen?“. Sie beantwortet aber nicht die Frage: „Wie viel kann ich verkaufen?“. Sie ignoriert die Marktseite vollständig.

Du kannst einen wunderbar niedrigen Break-Even-Point von nur 50 Einheiten pro Monat berechnen. Wenn der Markt aber nur bereit ist, 30 Einheiten zu deinem festgelegten Preis zu kaufen, ist die Analyse wertlos. Kombiniere die BEP-Analyse daher immer mit einer soliden Marktanalyse und realistischen Absatzprognosen.

Wichtige Ergänzung: Der Cash-Break-Even-Point

Der klassische (buchhalterische) Break-Even-Point berücksichtigt alle Kosten, auch die nicht zahlungswirksamen, wie zum Beispiel Abschreibungen. Abschreibungen reduzieren deinen Gewinn auf dem Papier, aber es fließt kein Geld von deinem Konto ab.

Für deine Liquiditätsplanung ist der Cash-Break-Even-Point oft relevanter. Er berücksichtigt nur die auszahlungswirksamen Kosten.

Wie berechnest du den Break-Even-Point bei mehreren Produkten?

Die einfache Break-Even-Formel funktioniert perfekt, solange du nur ein einziges Produkt verkaufst. Doch die meisten Unternehmen bieten ein Portfolio aus verschiedenen Produkten oder Dienstleistungen an – jedes mit einem eigenen Preis, eigenen variablen Kosten und somit einem eigenen Deckungsbeitrag. Hier stößt die simple Berechnung an ihre Grenzen.

Für ein Multi-Produkt-Unternehmen musst du einen gewichteten durchschnittlichen Deckungsbeitrag ermitteln. Dieser berücksichtigt, in welchem Verhältnis du deine verschiedenen Produkte verkaufst (deinen „Sales-Mix“). Die Logik bleibt gleich, aber die Berechnung erfordert ein paar zusätzliche Schritte. Lass uns das Schritt für Schritt durchgehen.

Schritt 1: Bestimme den Sales-Mix

Der Sales-Mix beschreibt den prozentualen Anteil jedes Produkts am Gesamtverkauf. Du musst also wissen oder realistisch schätzen, wie sich deine Verkäufe auf deine Produkte verteilen.

Beispiel: Du verkaufst drei Produkte:

  • Produkt A: 60 % deiner Verkäufe
  • Produkt B: 30 % deiner Verkäufe
  • Produkt C: 10 % deiner Verkäufe
    Gesamt: 100 %

Diese prozentuale Verteilung ist die Grundlage für die Gewichtung.

Schritt 2: Berechne den gewichteten Deckungsbeitrag

Jetzt berechnest du für jedes Produkt den individuellen Deckungsbeitrag pro Stück (Verkaufspreis – variable Kosten). Anschließend multiplizierst du den Deckungsbeitrag jedes Produkts mit seinem prozentualen Anteil am Sales-Mix. Die Summe dieser Werte ergibt deinen gewichteten durchschnittlichen Deckungsbeitrag.

Beispiel:

  • Produkt A: Deckungsbeitrag 20 € | Anteil 60 % → Gewichteter DB: 20 € * 0,60 = 12,00 €
  • Produkt B: Deckungsbeitrag 40 € | Anteil 30 % → Gewichteter DB: 40 € * 0,30 = 12,00 €
  • Produkt C: Deckungsbeitrag 10 € | Anteil 10 % → Gewichteter DB: 10 € * 0,10 = 1,00 €

Gewichteter durchschnittlicher Deckungsbeitrag = 12,00 € + 12,00 € + 1,00 € = 25,00 €

Im Durchschnitt trägt also jedes verkaufte Produkt – unter Berücksichtigung deines typischen Verkaufsmixes – 25 € zur Deckung deiner Fixkosten bei.

Schritt 3: Wende die angepasste Break-Even-Formel an

Mit diesem gewichteten Deckungsbeitrag kannst du nun die bekannte Break-Even-Formel verwenden, um die gesamte Anzahl der Produkte zu berechnen, die du verkaufen musst.

Um nun zu wissen, wie viele Einheiten du von jedem einzelnen Produkt verkaufen musst, wendest du den Sales-Mix auf dieses Ergebnis an:

  • Produkt A: 400 Stück * 60 % = 240 Stück
  • Produkt B: 400 Stück * 30 % = 120 Stück
  • Produkt C: 400 Stück * 10 % = 40 Stück

Wichtiger Hinweis: Diese Berechnung steht und fällt mit der Genauigkeit deines angenommenen Sales-Mix. Wenn sich das Verkaufsverhältnis stark ändert (z.B. du verkaufst plötzlich viel mehr vom niedrig-margigen Produkt C), verschiebt sich auch dein realer Break-Even-Point. Überprüfe und aktualisiere deine Annahmen daher regelmäßig.

Break-Even-Point: Häufig gestellte Fragen (FAQ)

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