PEG Ratio

Das PEG Ratio (Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis) setzt das KGV einer Aktie ins Verhältnis zu ihrem erwarteten Gewinnwachstum. Es hilft Investoren zu erkennen, ob eine Aktie mit hohem KGV aufgrund ihres Wachstums fair bewertet oder tatsächlich überteuert ist.

6 Minuten

Patrick Müller

Als Full Stack Marketer mit 10+ Jahren Startup-Erfahrung weiß ich, wie Unternehmen skalieren und woran sie scheitern. Dieses Wissen nutze ich doppelt: Um solide Geschäftsmodelle für den Business-Aufbau zu entwickeln und um an der Börse die echte Substanz für den Vermögensaufbau zu erkennen. Hier teile ich meine Strategien für beide Welten: Rational, datenbasiert und ohne Hype.

Teilen:

PEG Ratio: Das Wichtigste auf einen Blick

Definition: Das PEG Ratio (Price/Earnings to Growth) erweitert das klassische KGV um die entscheidende Komponente des Gewinnwachstums, um teure Wachstumsaktien fairer bewerten zu können als das KGV allein.
Formel: Du berechnest es, indem du das aktuelle KGV durch die erwartete jährliche Wachstumsrate des Gewinns (in Prozent) teilst.
Bedeutung: Ein PEG von 1,0 gilt klassisch als „fair“ (der Preis entspricht genau dem Wachstum); Werte unter 1,0 deuten auf Unterbewertung hin, Werte über 2,0 oft auf Überbewertung.
Vergleichbarkeit: Das PEG macht unterschiedliche Unternehmen vergleichbar: Eine Aktie mit KGV 30 kann laut PEG „billiger“ sein als eine mit KGV 15, wenn sie deutlich schneller wächst.
Branchen-Kontext: Tech- und Wachstumssektoren haben strukturell höhere PEG-Werte als Banken oder Versorger; vergleiche eine Aktie daher immer nur mit ihrer direkten Peer-Group.
Zins-Einfluss: In Phasen hoher Zinsen sollten Anleger strenger sein und niedrigere PEG-Werte fordern, da zukünftiges Wachstum (Gewinne) aus heutiger Sicht weniger wert ist.
Grenzen: Das PEG ignoriert Dividenden (hier hilft das PEGY-Ratio) und basiert auf unsicheren Analystenschätzungen für die Zukunft, die oft fehlerhaft sein können.
Warnsignal: Ein extrem niedriges PEG (z. B. unter 0,5) ist meist kein Kauf-Signal, sondern warnt oft vor erwarteten Gewinneinbrüchen oder fundamentalen Risiken im Unternehmen.

Was ist das PEG Ratio? (Definition)

Das PEG Ratio (Price/Earnings to Growth Ratio) ist eine Kennzahl, die das klassische Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) um die entscheidende Komponente des Gewinnwachstums erweitert. Während das KGV nur eine statische Momentaufnahme liefert, setzt das PEG den Preis einer Aktie in Relation zur Geschwindigkeit, mit der das Unternehmen wächst. Ein niedriger Wert signalisiert oft eine Unterbewertung relativ zum Wachstumspotenzial. Ziel ist es, Wachstumsaktien fairer bewerten zu können als mit dem KGV allein.

Viele Anleger machen den Fehler, Aktien mit einem hohen KGV (z. B. 30 oder 40) sofort als „teuer“ abzustempeln. Das ist oft vorschnell. Ein Unternehmen, das seinen Gewinn jährlich um 40 % steigert, ist bei einem KGV von 40 „billiger“ als ein stagnierendes Unternehmen mit einem KGV von 15.

Hier schlägt das PEG die Brücke. Es gilt als der „Equalizer“ unter den Bewertungskennzahlen, weil es Value- und Growth-Investing verbindet. Es beantwortet nicht nur die Frage „Was zahle ich heute für einen Euro Gewinn?“, sondern „Was zahle ich heute für das Wachstum dieses Gewinns?“. Um dieses Werkzeug effektiv zu nutzen, müssen wir uns zunächst ansehen, wie es sich zusammensetzt und welche Varianten es gibt.

Der Unterschied zum KGV (P/E Ratio)

Das KGV ist blind für die Zukunft, das PEG versucht, sie einzupreisen. Das KGV sagt dir lediglich, wie viele Jahre es dauern würde, bis das Unternehmen seinen Aktienkurs durch aktuelle Gewinne „verdient“ hat. Es ignoriert komplett, ob sich diese Gewinne im nächsten Jahr verdoppeln oder halbieren.

Das PEG Ratio korrigiert diesen blinden Fleck. Besonders in Sektoren wie Technologie oder Biotech, wo Gewinne oft reinvestiert werden und exponentiell steigen, führt das reine KGV in die Irre. Das PEG normalisiert die Bewertung, indem es den Preis pro Einheit Wachstum angibt. Aber Vorsicht: Da Wachstumsschätzungen unsicher sind, ist das PEG anfälliger für Fehler als das rein faktenbasierte KGV.

Wie berechnet man das PEG Ratio? (Formel & Beispiel)

Die Berechnung des PEG ist mathematisch simpel, aber die Qualität des Ergebnisses steht und fällt mit der Wahl der richtigen Input-Daten für das Wachstum. Du teilst einfach das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis durch die jährliche Wachstumsrate des Gewinns pro Aktie (EPS).

Es gibt hierbei keine universelle Norm, welchen Wachstumszeitraum du nimmst. In der Praxis nutzen Profis meist das geschätzte Wachstum der nächsten 3 bis 5 Jahre (CAGR), da an der Börse die Zukunft gehandelt wird. Manchmal wird auch das historische Wachstum der letzten Jahre genutzt, was jedoch weniger aussagekräftig für die zukünftige Kursentwicklung ist.

Rechenbeispiel aus der Praxis

Lass uns zwei fiktive Unternehmen vergleichen, um zu sehen, wie das PEG die Wahrnehmung verändert.

Szenario:

  • Unternehmen A (Langweiler Corp): KGV von 15, wächst jährlich um 5 %.
  • Unternehmen B (Raketen Start-up): KGV von 30, wächst jährlich um 30 %.

Auf den ersten Blick wirkt Unternehmen A mit KGV 15 viel günstiger (halber Preis). Rechnen wir nach:

Berechnung für Unternehmen A:

PEGA=155=3.0\text{PEG}_A = \frac{15}{5} = 3.0

Berechnung für Unternehmen B:

PEGB=3030=1.0\text{PEG}_B = \frac{30}{30} = 1.0

Das Ergebnis: Obwohl Unternehmen B ein doppelt so hohes KGV hat, ist es laut PEG-Ratio dreimal günstiger bewertet als Unternehmen A. Du zahlst bei Unternehmen B deutlich weniger für jeden Prozentpunkt Wachstum. Das zeigt eindrücklich, warum das KGV allein dich bei Wachstumsaktien in die Irre führen kann.

Wie interpretiert man das Ergebnis? (Bewertung)

Die klassische Daumenregel, popularisiert durch die Investoren-Legende Peter Lynch, besagt: Ein PEG von 1.0 ist „fair“. Das bedeutet, das KGV entspricht exakt der Wachstumsrate (z. B. KGV 20 bei 20 % Wachstum). Alles darunter gilt als potenziell günstig, alles darüber als zunehmend teuer.

Doch Vorsicht: Diese „Regel der Eins“ ist kein Naturgesetz. In der heutigen Marktphase, insbesondere bei Qualitätsaktien mit Burggraben, werden oft Aufschläge gezahlt. Ein PEG von unter 1.0 ist bei soliden Unternehmen selten geworden und kann manchmal sogar ein Warnsignal sein (z. B. wenn der Markt nicht glaubt, dass die prognostizierten Wachstumsraten wirklich eintreffen).

Hier ist eine realistische Einordnung für den aktuellen Markt:

  • PEG < 0,8: Unterbewertet (oder das Risiko wird vom Markt sehr hoch eingeschätzt).
  • PEG 0,8 – 1,2: Faire Bewertung (Growth at a Reasonable Price – GARP).
  • PEG 1,3 – 2,0: Ambitioniert bewertet, aber für Marktführer oft normal.
  • PEG > 2,0: Überbewertet (die Aktie muss extrem liefern, um diesen Preis zu rechtfertigen).

Einfluss der Zinssätze

Du darfst das PEG nie im luftleeren Raum betrachten. Das allgemeine Zinsniveau spielt eine massive Rolle. In Niedrigzinsphasen (wie 2010–2021) akzeptieren Investoren höhere KGVs und damit höhere PEG-Ratios, weil Alternativen wie Anleihen keine Rendite bringen.

Steigen die Zinsen, werden zukünftige Gewinne (Wachstum) heute weniger wertvoll („diskontiert“). In einem Hochzinsumfeld sollte deine Toleranzgrenze für das PEG sinken. Ein PEG von 1,5 mag bei 0 % Zinsen okay sein, bei 5 % Zinsen ist es oft zu teuer.

Welche Werte sind in welcher Branche normal? (Benchmarks)

Ein branchenübergreifender Vergleich ist gefährlich. Du kannst ein Software-Unternehmen nicht mit einem Stahlproduzenten vergleichen. Tech-Werte haben fast immer höhere PEGs, weil ihre Skalierbarkeit höher ist und sie weniger Kapital binden. Versorger hingegen wachsen kaum, zahlen aber Dividenden (was das Standard-PEG ignoriert).

Hier gilt: Vergleiche eine Aktie immer mit dem Durchschnitt ihrer eigenen Branche (Peer Group). Wenn die Konkurrenz ein PEG von 2,5 hat und dein Kandidat liegt bei 1,5, hast du vielleicht eine Perle gefunden.

Benchmark-Tabelle nach Sektoren

Diese Werte sind Richtwerte und schwanken je nach Marktzyklus. Sie helfen dir aber, ein Gefühl für die „Normalität“ zu entwickeln.

SektorTypisches KGVTypisches WachstumPEG-Bereich (Richtwert)Kommentar
Technologie / Software25 – 50+15 – 30 %1,2 – 2,5Hohe Toleranz für hohe Bewertungen aufgrund von Skalierung.
Basiskonsumgüter18 – 255 – 8 %2,5 – 3,5Oft sehr hohes PEG, da Sicherheit bezahlt wird, nicht Wachstum. Hier ist PEG oft ungeeignet.
Industrie / Zykliker10 – 205 – 15 %0,9 – 1,5Stark abhängig vom Konjunkturzyklus.
Finanzen / Banken8 – 153 – 10 %0,8 – 1,2Wachsen oft langsam, niedrige Bewertung üblich.
Biotech (Growth)Variabel20 – 50 %0,5 – 1,5Extrem volatil; Schätzungen oft unzuverlässig.

Hinweis: Bei Sektoren mit sehr niedrigem Wachstum (z. B. Versorger, Immobilien) ist das PEG oft nutzlos, da der Nenner zu klein wird und die Dividende nicht berücksichtigt wird.

Wo liegen die Grenzen und Risiken des PEG?

Das PEG Ratio ist mächtig, aber auch manipulierbar. Das größte Risiko liegt im Nenner: dem „G“ (Growth). Analysten sind notorisch schlecht darin, das Wachstum korrekt vorherzusagen. Wenn du das PEG auf Basis von erwarteten Gewinnen berechnest (Forward PEG), stützt du deine Investition auf reine Spekulation.

Ein weiteres Problem ist, dass das PEG keine Dividenden berücksichtigt. Ein Unternehmen, das „nur“ 5 % wächst, aber 5 % Dividende zahlt, sieht beim PEG schlecht aus, liefert aber für den Aktionär 10 % Rendite. Für solche Fälle gibt es das PEGY-Ratio (Price/Earnings to Growth and Dividend Yield), bei dem die Dividendenrendite zum Wachstum addiert wird.

Warnsignale beim PEG

Sei skeptisch, wenn das PEG extrem niedrig ist (z. B. 0,3). Das ist selten ein „Geschenk“ des Marktes. Oft signalisiert es:

  1. Der Markt glaubt den Analysten-Prognosen nicht (Gewinne werden wohl einbrechen).
  2. Es handelt sich um einen einmaligen Gewinnsprung (Sondereffekt), der das KGV künstlich drückt.
  3. Das Unternehmen hat massive strukturelle Probleme oder Schulden.

Verlasse dich niemals auf eine einzelne Kennzahl. Das PEG ist ein Filter, keine Entscheidungsgrundlage.

Wo finde ich das PEG Ratio? (Tools & Praxis)

Du musst das PEG selten selbst berechnen. Fast alle großen Finanzportale liefern den Wert. Aber – und das ist entscheidend – du musst prüfen, welches PEG dort angezeigt wird. Meistens ist es das „Trailing PEG“ (Vergangenheit) oder das „Forward PEG“ (Zukunft).

Das Forward PEG ist für deine Investmententscheidung relevanter, da Aktienkurse die Zukunft antizipieren.

Beste Quellen & Vorgehen

  1. Yahoo Finance / Seeking Alpha / Morningstar:
    • Suche nach der Aktie.
    • Gehe auf den Reiter „Statistics“ oder „Valuation“.
    • Suche nach „PEG Ratio (5 yr expected)“. Das ist meist der beste Richtwert.
  2. Marketscreener / Finviz:
    • Hervorragend, um Aktien nach PEG zu filtern (Screener).
    • Beispiel: „Zeige mir alle Tech-Aktien mit PEG < 1,5 und Marktkapitalisierung > 2 Mrd. $“.
  3. Der manuelle Check (Empfohlen):
    • Verlasse dich nicht blind auf das Tool. Schau dir die Gewinnschätzungen für die nächsten 2-3 Jahre an. Sind die realistisch? Wenn ein Portal ein Wachstum von 20 % annimmt, das Unternehmen aber zuletzt nur 10 % geschafft hat, ist das angezeigte PEG zu optimistisch.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum PEG-Ratio

Wichtiger Hinweis & Haftungsausschluss

Dieser Beitrag dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Rechts- oder Steuerberatung im Sinne des Steuerberatungsgesetzes dar. Obwohl die Inhalte mit größter Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt wurden, kann keine Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen werden. Jede unternehmerische Situation ist individuell. Für eine verbindliche Beratung und zur Klärung deiner persönlichen steuerlichen Situation, wende dich bitte unbedingt an einen qualifizierten Steuerberater oder einen Rechtsanwalt.

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 5 / 5. Anzahl Bewertungen: 29

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.


Dein Autor


* Hinweis zu den Empfehlungen:

Die genannten Tools und Services sind Empfehlungen, die auf meinen eigenen positiven Erfahrungen aus der Praxis und einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis basieren. Die mit einem Link* gekennzeichneten Verweise sind Affiliate-Links. Das bedeutet, wenn du über diese Links ein Produkt kaufst oder einen Dienst abonnierst, erhalte ich möglicherweise eine kleine Provision. Damit unterstützt du meine Arbeit und hilfst mir, auch weiterhin hochwertige Inhalte wie diesen Guide zu erstellen. Für dich entstehen dabei keinerlei zusätzliche Kosten oder Nachteile. Im Gegenteil, manchmal profitierst du sogar von exklusiven Angeboten, die durch diese Partnerschaften ermöglicht werden. Meine Empfehlungen sind stets ehrlich und basieren auf meiner Überzeugung von der Qualität der Produkte.