Was ist der ROI (Return on Investment)?
Definition
Der Return on Investment (ROI), auch Kapitalrendite oder Anlagenrentabilität genannt, ist eine Kennzahl, die die Rentabilität einer Investition misst. Er setzt den erzielten Gewinn ins Verhältnis zum eingesetzten Kapital und drückt das Ergebnis als Prozentsatz aus. Ein positiver ROI bedeutet, dass Dein Gewinn höher war als Deine Ausgaben.
Für Dich als Gründer oder Selbständiger ist eine „Investition“ dabei viel mehr als nur Geld. Es kann das Budget für eine Marketingkampagne sein, die Entwicklungskosten für eine neue App-Funktion oder die Arbeitszeit Deines Teams. Der „Return“ ist der Netto-Gewinn, der direkt aus dieser Investition entsteht. Der ROI ist somit Dein ehrliches Werkzeug, um den Erfolg von Entscheidungen zu bewerten und verschiedene Vorhaben objektiv miteinander zu vergleichen.
Keyfacts zum Return on Investment (ROI)
Wie berechnest Du den ROI richtig?
Du berechnest den ROI, indem Du die Investitionskosten vom Gewinn abziehst und das Ergebnis durch die Investitionskosten teilst. Um den Wert in Prozent zu erhalten, multiplizierst Du das Ergebnis mit 100. Die Genauigkeit Deiner Berechnung hängt entscheidend davon ab, wie vollständig Du alle relevanten Kosten und den direkten Gewinn erfasst.
Die grundlegende ROI-Formel einfach erklärt
Die universelle Formel zur Berechnung der Kapitalrentabilität ist unkompliziert. Wichtig ist, dass Du für den „Gewinn“ den Reingewinn nach Abzug aller Kosten verwendest und nicht den Umsatz. Nur so erhältst Du ein aussagekräftiges Ergebnis, das Dir wirklich bei Entscheidungen hilft und nicht nur die Realität beschönigt.
ROI
Die Formel lautet:
ROI = (Gewinn aus Investition − Kosten der Investition) / Kosten der Investition * 100%
Oder einfacher ausgedrückt:
ROI = Nettogewinn / Investitionskosten * 100%
Ein Ergebnis von 50 % bedeutet zum Beispiel, dass Du für jeden investierten Euro 1,50 Euro zurückbekommen hast (1 Euro Einsatz + 0,50 Euro Nettogewinn).
Was genau gehört in die Investitionskosten?
Hier passieren die meisten Fehler, die zu einem geschönten und damit nutzlosen ROI führen. Eine ehrliche, unternehmerische Berechnung schließt ausnahmslos alle Kosten ein, die zur Realisierung des Gewinns notwendig waren. Sei hier penibel und denke an folgende Posten, um eine solide Grundlage zu schaffen.
Direkte Kosten
Das sind die offensichtlichen Ausgaben, die Du direkt einem Projekt zuordnen kannst. Dazu gehören zum Beispiel der Kaufpreis für eine Maschine, die Klickkosten einer Google-Ads-Kampagne oder die Honorare für beauftragte Freelancer wie Texter oder Webdesigner.
Personalkosten (intern)
Die Arbeitszeit, die Deine Mitarbeiter und Du selbst in ein Projekt investiert haben, ist echtes Geld wert und muss bilanziert werden. Multipliziere die aufgewendeten Stunden mit den internen Stundensätzen (Bruttogehalt inkl. Lohnnebenkosten / produktive Jahresstunden). Diese Kosten zu ignorieren, ist einer der häufigsten Fehler.
Gemeinkosten (anteilig)
Wenn ein Projekt Ressourcen Deines Unternehmens bindet, musst Du auch die anteiligen Gemeinkosten berücksichtigen. Dazu gehören Miete für das Büro, Strom, Software-Lizenzen oder Abschreibungen für genutzte Hardware. Eine einfache Methode ist, einen prozentualen Gemeinkostenzuschlag auf die Personalkosten aufzuschlagen.
Opportunitätskosten (für Fortgeschrittene)
Was hättest Du mit dem Geld oder der Zeit stattdessen tun können? Wenn Du Dich für Projekt A entscheidest, entgeht Dir der potenzielle Gewinn aus Projekt B. Diese strategische Überlegung fließt meist nicht direkt in die Formel ein, ist aber für Deine Gesamtstrategie und die Priorisierung von Projekten entscheidend.
Ein praktisches Rechenbeispiel für Dein Startup
Stell Dir vor, Dein E-Commerce-Startup investiert in eine professionelle Social-Media-Kampagne auf Instagram, um eine neue Produktlinie zu bewerben.
- Direkte Kosten: 1.500 € für Werbeanzeigen (Ad Spend) und 1.000 € für einen Influencer.
- Interne Personalkosten: Dein Marketing-Manager hat 25 Stunden für die Planung, Steuerung und Auswertung aufgewendet. Bei einem internen Stundensatz von 50 €/Stunde sind das 1.250 €.
- Gemeinkosten: Du rechnest mit einem Zuschlag von 15 % auf die Personalkosten für Lizenzen und Büroanteil. Das sind 187,50 €.
- Gesamte Investitionskosten: 1.500 € + 1.000 € + 1.250 € + 187,50 € = 3.937,50 €
Nachdem die Kampagne lief, steigt der Umsatz dieser Produktlinie im Kampagnenzeitraum um 12.000 €. Deine Marge auf diese Produkte beträgt 50 %.
- Gewinn aus der Investition berechnen:
- Zusätzlicher Umsatz × Marge = 12.000 € × 0,50 = 6.000 €
- Nettogewinn der Investition ermitteln:
- Gewinn aus Investition – Gesamte Investitionskosten = 6.000 € – 3.937,50 € = 2.062,50 €
- ROI berechnen:
- ROI = (2.062,50 € / 3.937,50 €) × 100 % ≈ 52,4 %
Dein Ergebnis: Die Investition hat eine Rendite von rund 52 % erzielt. Diese Zahl dient Dir nun als wertvoller Benchmark für zukünftige Social-Media-Kampagnen.
Was ist ein guter ROI?
Es gibt keine universelle Zahl für einen „guten“ ROI. Ein guter Wert hängt stark von Deiner Branche, dem Risiko, dem Geschäftsmodell und Deiner Unternehmensphase ab. Grundsätzlich ist ein guter ROI immer höher als Deine Kapitalkosten und entschädigt Dich angemessen für das eingegangene unternehmerische Risiko.
Branchen-Benchmarks als Orientierung
Jede Branche hat ihre eigene Dynamik, Kostenstruktur und Gewinnmarge. Die folgenden Werte sind grobe Anhaltspunkte, die Dir eine erste Orientierung geben, aber kein starres Regelwerk darstellen. Nutze sie als grobe Leitplanke, nicht als unumstößliches Gesetz.
- Dienstleistungen (z. B. Agentur, Beratung): Da hier oft mit geringem Kapitaleinsatz (primär Zeit) gearbeitet wird, sollten die ROIs für Projekte hoch sein, häufig im Bereich von 100 % bis 300 %.
- SaaS & Software: Anfängliche Investitionen in die Entwicklung sind sehr hoch. Ein positiver ROI wird oft erst nach Jahren erreicht. Investoren achten hier eher auf das Verhältnis von Customer Lifetime Value (LTV) zu Customer Acquisition Cost (CAC), das idealerweise über 3:1 liegen sollte.
- Produktion & Handel: Aufgrund hoher Material- und Lagerkosten und oft geringerer Margen können hier bereits jährliche ROIs von 15 % bis 25 % auf Investitionen in Maschinen oder Marketing als sehr gut gelten.
Die entscheidende Rolle von Risiko und Zeithorizont
Ein ROI von 50 % ist nicht immer gleich 50 %. Der Kontext aus Risiko und Zeit ist entscheidend. Je höher das Risiko einer Investition, desto höher muss die erwartete Rendite sein, um sie attraktiv zu machen. Die folgende Tabelle hilft Dir, das einzuordnen.
Risiko-Level | Beispiel-Investition | Realistische ROI-Erwartung | Zeithorizont |
Gering | Prozessoptimierung (neue Software) | 20 – 50 % | < 1 Jahr |
Mittel | Expansion in einen neuen Marketingkanal | 50 – 150 % | 1-2 Jahre |
Hoch | Entwicklung einer komplett neuen Technologie | > 500 % | 3-5+ Jahre |
Sehr Hoch | Gründung eines Startups (für Investoren) | > 1.000 % (10x) | 5-10 Jahre |
Diese Übersicht macht klar, warum ein Investor von Deinem Startup eine so hohe Rendite erwartet: Er kompensiert damit das hohe Ausfallrisiko vieler anderer Investments in seinem Portfolio. Für Dich bedeutet das: Eine riskante Wette muss auch einen potenziell riesigen Ertrag versprechen.
Warum ist der ROI für Gründer und KMU so entscheidend?
Der ROI ist für Dich als Unternehmer ein zentrales Steuerungsinstrument. Er zwingt Dich zur Klarheit, macht Erfolge messbar und hilft Dir, Deine knappen Ressourcen intelligent zu verteilen. Er ist die Sprache, die Fakten schafft – sowohl intern im Team als auch extern bei Kapitalgebern.
Grundlage für datengestützte Entscheidungen
Dein Bauchgefühl ist wichtig, aber es kann täuschen und ist oft von persönlichen Vorlieben geprägt. Der ROI liefert Dir die harten Fakten, um Deine Intuition zu überprüfen und zu objektivieren. Sollst Du 10.000 € in eine Messebeteiligung oder in Google Ads investieren? Berechne für beide Szenarien den erwarteten ROI. Diese Übung schafft eine rationale Basis für Deine Entscheidung.
Der ROI als ehrliches Frühwarnsystem
Ein konstant niedriger oder negativer ROI bei neuen Initiativen ist ein lautes Warnsignal. Er zeigt Dir schonungslos, dass etwas in Deiner Strategie, Deiner Zielgruppe oder der Umsetzung nicht stimmt. Ignoriere dieses Signal nicht. Nutze es, um Deine Taktik zu hinterfragen, bevor Du noch mehr Geld und Zeit in einen unrentablen Ansatz versenkst.
Argumentationshilfe gegenüber Investoren und Banken
Investoren und Banken geben Dir kein Geld für eine nette Idee. Sie investieren in ein Geschäftsmodell, das eine attraktive Rendite verspricht. Wenn Du in Deinem Pitch Deck oder Businessplan einen sauber hergeleiteten, realistisch prognostizierten ROI präsentierst, zeigst Du Professionalität. Du beweist, dass Du Dein Geschäft verstehst und den Fokus auf profitables Wachstum legst.
Welche Nachteile und Grenzen hat der ROI?
Der ROI ist ein mächtiges Werkzeug, aber er ist nicht perfekt. Wenn Du seine Grenzen kennst, kannst Du ihn klüger einsetzen und gefährliche Fehlinterpretationen vermeiden. Eine alleinige Fokussierung auf den ROI kann Dich und Dein Unternehmen in die Irre führen und langfristige Schäden verursachen.
Die Gefahr des ROI-Tunnelblicks
Wenn Du Entscheidungen nur danach triffst, wo der schnellste und am einfachsten messbare ROI zu holen ist, riskierst Du die langfristige Gesundheit Deines Unternehmens. Du könntest zum Beispiel den Kundenservice reduzieren. Die Kosteneinsparung führt kurzfristig zu einem exzellenten ROI, doch langfristig zerstören unzufriedene Kunden und ein schlechter Ruf Dein Geschäft.
Immaterielle Werte werden nicht erfasst
Viele wichtige Investitionen lassen sich nur schwer in einen direkten finanziellen Return umrechnen. Dazu gehören Maßnahmen zum Markenaufbau, zur Verbesserung der Unternehmenskultur oder zur Steigerung der Kundenzufriedenheit. Diese Faktoren sind überlebenswichtig, haben aber oft einen ROI, der sich erst nach Jahren oder nur indirekt zeigt.
Der fehlende Zeit- und Risikofaktor
Die einfache ROI-Formel ignoriert die Zeit und das Risiko. Ein ROI von 30 % über 3 Monate ist weitaus besser als ein ROI von 30 % über 3 Jahre. Für langfristige Projekte solltest Du daher fortgeschrittenere Methoden wie den Net Present Value (NPV) oder den Internal Rate of Return (IRR) in Betracht ziehen, da diese den Zeitwert des Geldes berücksichtigen.
Wie unterscheidet er sich von ROAS, ROE und Co.?
Der ROI ist eine zentrale, aber nicht die einzige Kennzahl für Deinen Erfolg. Ihn richtig einzuordnen und von ähnlichen Metriken abzugrenzen, bewahrt Dich vor teuren Fehlinterpretationen. So stellst Du sicher, dass Du für jede Fragestellung das richtige Werkzeug zur Hand hast und souverän argumentieren kannst.
ROI vs. ROAS (Return on Advertising Spend): Der entscheidende Unterschied
Der ROAS misst die Effizienz Deiner Werbeausgaben, der ROI misst die tatsächliche Profitabilität. Der ROAS setzt den generierten Umsatz ins Verhältnis zu den reinen Werbekosten. Der ROI hingegen betrachtet den Nettogewinn im Verhältnis zu den Gesamtkosten der Kampagne (inkl. Personal, Tools etc.).
Ein hoher ROAS kann trügerisch sein. Stell Dir vor, Du erzielst mit 1.000 € Werbebudget einen Umsatz von 5.000 €.
- Dein ROAS ist hervorragend: 5.000 € / 1.000 € = 500 % (oder 5:1).
- Die Realität: Deine Produktmarge beträgt nur 30 % (1.500 € Rohgewinn). Zusätzlich hattest Du 800 € Personalkosten für die Kampagnensteuerung.
- Dein ROI ist negativ: (1.500 € Gewinn – 1.000 € Werbung – 800 € Personal) / (1.000 € + 800 €) = -300 € / 1.800 € = -16,7 %.
Trotz des fantastischen ROAS-Wertes hat die Kampagne Geld verbrannt. Der ROAS ist ein guter Indikator für die Performance einer Anzeige, aber nur der ROI sagt Dir, ob Du wirklich Gewinn gemacht hast.
ROI vs. ROE (Return on Equity): Was interessiert Investoren mehr?
Der ROI bewertet den Erfolg einer einzelnen, spezifischen Investition (z. B. ein Projekt, eine Maschine). Der Return on Equity (ROE), die Eigenkapitalrendite, zeigt hingegen, wie effizient Dein gesamtes Unternehmen mit dem Eigenkapital der Gesellschafter und Investoren wirtschaftet.
Für Dich als Gründer ist der ROI das Werkzeug für operative Entscheidungen im Tagesgeschäft. Für einen Investor ist der ROE oft die entscheidendere Kennzahl, da er zeigt, wie profitabel das gesamte Geschäftsmodell im Verhältnis zu seinem Investment ist. Beide Kennzahlen sind wichtig, beantworten aber Fragen auf unterschiedlichen Flughöhen.
Wann Du statt ROI den NPV oder IRR nutzen solltest
Die einfache ROI-Formel hat eine Schwäche: Sie ignoriert den Faktor Zeit. Ein ROI von 50 % in einem Jahr ist deutlich mehr wert als 50 % in fünf Jahren. Hier kommen fortgeschrittenere Methoden ins Spiel, die vor allem bei großen, langfristigen Investitionen wichtig sind.
- Net Present Value (NPV) / Kapitalwert: Diese Methode berechnet den heutigen Wert aller zukünftigen Gewinne einer Investition. Ein positiver NPV bedeutet, die Investition ist rentabler als eine alternative Anlage zum festgelegten Zinssatz.
- Internal Rate of Return (IRR) / Interner Zinsfuß: Der IRR ist der Zinssatz, bei dem der NPV einer Investition null wird. Er gibt die durchschnittliche jährliche Rendite eines Projekts an und lässt sich gut mit Deinen Kapitalkosten vergleichen.
Für Deine täglichen Entscheidungen im Marketing oder Vertrieb reicht der ROI meist aus. Planst Du aber eine große Anschaffung, die sich über Jahre amortisiert, geben Dir NPV und IRR eine fundiertere Entscheidungsgrundlage.
Wie misst Du den ROI im Marketing wirklich sinnvoll?
Den Marketing-ROI zu messen, ist eine der größten Herausforderungen für Gründer, aber auch eine der wirkungsvollsten Übungen. Es zwingt Dich, die Effektivität Deines Budgets knallhart zu hinterfragen. Eine exakte Messung bis auf den letzten Cent ist oft unmöglich, aber eine fundierte Annäherung ist entscheidend für profitables Wachstum.
Die Herausforderung der Attribution: Welcher Kanal bekommt den Applaus?
Selten sieht ein Kunde eine einzige Anzeige und kauft sofort. Die Realität ist eine „Customer Journey“ über mehrere Berührungspunkte (Touchpoints). Ein Nutzer sieht vielleicht eine Instagram-Anzeige, googelt Dich später, liest einen Blogartikel und kauft erst Tage danach über Deinen Newsletter. Welcher Kanal hat den Kauf nun ausgelöst?
- First-Touch-Attribution: Der erste Kanal (Instagram) bekommt 100 % des Verdienstes. Gut, um zu sehen, welche Kanäle neue Kunden auf Dich aufmerksam machen.
- Last-Touch-Attribution: Der letzte Kanal (Newsletter) bekommt 100 % des Verdienstes. Einfach zu messen, ignoriert aber alle vorherigen Schritte.
Moderne Analyse-Tools bieten komplexere Modelle (z. B. lineare Attribution), aber für den Start ist es wichtig, dass Du dieses Problem kennst. Fokussiere Dich nicht blind auf einen Kanal, sondern betrachte das Zusammenspiel.
So berechnest Du den Social Media ROI (Beispiel)
Nehmen wir an, Du hast eine LinkedIn-Kampagne zur Lead-Generierung für Dein B2B-Startup durchgeführt.
- Investitionskosten:
- Werbebudget (Ads): 1.500 €
- Personalkosten (Erstellung & Management): 20 Stunden à 50 € = 1.000 €
- Gesamtkosten: 2.500 €
- Ergebnis: Du hast 50 qualifizierte Leads generiert. 10 davon werden in den nächsten 3 Monaten zu Kunden. Der durchschnittliche Auftragswert pro Kunde beträgt 800 €. Deine Marge liegt bei 60 %.
- Gewinn aus der Investition:
- Umsatz: 10 Kunden × 800 € = 8.000 €
- Rohgewinn: 8.000 € × 60 % = 4.800 €
- ROI-Berechnung:
- Nettogewinn: 4.800 € – 2.500 € = 2.300 €
- ROI: (2.300 € / 2.500 €) × 100 % = 92 %
Die Herausforderung bei Social Media ist der Wert von nicht direkt messbaren Ergebnissen wie neuen Followern, gesteigerter Markenbekanntheit oder Community-Engagement. Diese Faktoren zahlen langfristig auf Deinen Erfolg ein, fließen aber nicht direkt in diese Formel ein.
Wichtige KPIs zur Marketing-ROI-Messung
Um Deinen Marketing-ROI zu steuern, brauchst Du mehr als nur die finale Zahl. Die folgenden Kennzahlen (Key Performance Indicators) sind Deine wichtigsten Frühindikatoren und Stellschrauben.
- Customer Acquisition Cost (CAC): Wie viel kostet es Dich im Durchschnitt, einen neuen Kunden zu gewinnen? (Gesamte Marketing- & Vertriebskosten / Anzahl Neukunden).
- Customer Lifetime Value (LTV): Welchen durchschnittlichen Gewinn erwirtschaftest Du mit einem Kunden über seine gesamte Lebensdauer?
- LTV-zu-CAC-Verhältnis: Dies ist eine der wichtigsten Kennzahlen für Startups. Ein gesundes Verhältnis liegt bei mindestens 3:1. Du solltest also dreimal so viel an einem Kunden verdienen, wie Du für seine Akquise ausgibst.
- Conversion Rate: Wie viel Prozent der Besucher einer Seite führen eine gewünschte Aktion aus (z. B. Kauf, Anmeldung)? Eine höhere Conversion Rate verbessert Deinen ROI direkt.
Wie kannst Du Deinen ROI systematisch verbessern?
Um Deinen ROI zu verbessern, hast Du zwei grundlegende Hebel: Du kannst entweder den Gewinn bei gleichen Kosten erhöhen oder die Kosten bei gleichem Gewinn senken. Eine systematische Verbesserung erfordert das kontinuierliche Messen, Testen und Optimieren Deiner Investitionen.
Hebel 1: Gewinne steigern (bei gleichen Kosten)
- Conversion Rate optimieren: Teste verschiedene Ansprachen, Bilder oder Designs auf Deiner Website, um mehr Besucher in Kunden zu verwandeln (A/B-Testing).
- Preise anpassen: Analysiere den Wert, den Du Deinen Kunden bietest. Oft gibt es Spielraum für Preiserhöhungen, die direkt auf den Gewinn durchschlagen.
- Kundenwert steigern (LTV): Entwickle Strategien für Folgekäufe oder Premium-Versionen (Up- & Cross-Selling), um mehr Umsatz pro Kunde zu generieren.
- Fokus auf profitable Segmente: Konzentriere Dein Marketingbudget auf die Kundengruppen oder Produkte, die die höchsten Margen und den besten ROI bringen.
Hebel 2: Kosten senken (bei gleichem Gewinn)
- Prozesse automatisieren: Identifiziere manuelle, repetitive Aufgaben im Marketing oder in der Verwaltung und prüfe, ob Software sie effizienter übernehmen kann.
- Konditionen verhandeln: Sprich regelmäßig mit Lieferanten, Dienstleistern und Software-Anbietern über bessere Konditionen oder Jahresverträge.
- Unrentables eliminieren: Schalte Marketingkanäle oder Projekte ab, die nachweislich einen negativen ROI haben und keine strategische Bedeutung besitzen.
- Tool-Stack überprüfen: Überprüfe regelmäßig, welche Software-Abonnements wirklich genutzt werden und den größten Mehrwert für ihr Geld bringen.
Der Optimierungs-Zyklus: Dein Weg zur ROI-Maschine
Eine nachhaltige ROI-Steigerung ist ein Kreislauf, kein einmaliges Projekt. Etabliere diesen einfachen 4-Schritte-Prozess für Deine wichtigsten Investitionen, um kontinuierlich besser zu werden:
- Messen & Analysieren: Schaffe eine saubere Datengrundlage. Wo stehst Du gerade? Was ist der Basis-ROI Deiner aktuellen Maßnahmen?
- Hypothese aufstellen: Formuliere eine klare Annahme. Zum Beispiel: „Wir glauben, dass Kundenbewertungen auf der Produktseite die Conversion Rate um 10 % steigern und so den Kampagnen-ROI verbessern.“
- Test durchführen: Definiere einen klaren Test mit festem Zeitrahmen und Budget, um Deine Hypothese zu überprüfen (z. B. ein A/B-Test für einen Monat).
- Entscheiden & Skalieren: War der Test erfolgreich? Dann rolle die Änderung für alle aus. Wenn nicht, lerne daraus und starte mit der nächsten Hypothese.
Spezialfall Startup: Wie gehst Du mit dem ROI in der Gründungsphase um?
Gerade in der Anfangsphase ist die ROI-Messung schwierig und die Ergebnisse können frustrierend sein. Hohe Anfangsinvestitionen in Produkt und Marke zahlen sich erst langfristig aus. Ein negativer ROI ist hier oft die Norm und kein automatisches Zeichen für ein Scheitern.
Umgang mit einem negativen ROI in der Anfangsphase
Ein negativer ROI in den ersten ein bis zwei Jahren ist für viele Startups völlig normal. Du baust in dieser Zeit erst das Fundament: Produkt, Marke, Community. Konzentriere Dich deshalb auf Frühindikatoren (Leading KPIs), die auf einen zukünftigen positiven ROI hindeuten und zeigen, dass Du auf dem richtigen Weg bist.
Leading KPIs statt ROI: Dein Kompass in der Frühphase
Anstatt auf einen finanziellen ROI zu schielen, der noch nicht existiert, solltest Du Deinen Fortschritt an diesen Kennzahlen messen. Sie zeigen Dir und Deinen Investoren, dass Dein Geschäftsmodell Potenzial hat.
- Nutzerwachstum (User Growth)
- Engagement-Raten (z. B. täglich aktive Nutzer, Verweildauer)
- Kundenzufriedenheit (NPS, Churn Rate)
- Conversion Rate von Test- zu Bezahlkunden
Der „Return on Learning“ als wichtigste Rendite
In der absoluten Frühphase (Pre-Seed) ist eine finanzielle ROI-Messung sinnlos. Hier investierst Du Zeit und Kapital, um Deine Hypothesen zu validieren. Dein „Return“ ist hier kein Geld, sondern Wissen. Nenne es Return on Learning (ROL). Jede validierte (oder widerlegte) Annahme über Deine Zielgruppe, Dein Wertversprechen oder Deinen Markt ist ein wertvoller Fortschritt, der den Grundstein für den späteren finanziellen Erfolg legt.