Portfolio aufbauen: Dein ultimativer Guide

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Patrick Müller

Ich bin Patrick – Tech-Nerd, Hobbyinvestor und seit über 10 Jahren im Startup-Umfeld unterwegs. Mein Herz schlägt für sinnvolle Automatisierung, klare Strategien und ehrliches Wachstum.

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Nachhaltiger Vermögensaufbau ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis eines klaren, strategischen Plans. Viele Anleger fokussieren sich zu Beginn auf den Kauf einzelner, oft willkürlich ausgewählter Produkte. Das ist aber nur der letzte, operative Schritt. Der eigentliche Hebel, der über den langfristigen Erfolg entscheidet, ist die Architektur des Gesamtportfolios. Diese Struktur ist der entscheidende Faktor, der darüber bestimmt, ob finanzielle Ziele sicher und effizient erreicht werden.

Portfolio aufbauen: Das Wichtigste auf einen Blick

Denke wie ein Architekt

Dein Portfolio ist der Gesamtplan, dein Depot nur das Werkzeug.

Kenne dein Ziel

Deine persönlichen Ziele, deine Zeit und dein Risikoprofil sind der Kompass für alle Entscheidungen

Die Mischung macht’s

Die Aufteilung deines Vermögens (Asset Allocation) ist der mit Abstand wichtigste Erfolgsfaktor.

Streuen, streuen, streuen

Eine breite Diversifikation ist dein bester Schutz gegen unliebsame Überraschungen.

Kurs halten

Regelmäßige Justierungen (Rebalancing) sorgen dafür, dass deine Strategie nicht vom Weg abkommt.

Beherrsche dich selbst

Dein größter Feind ist oft die eigene Psyche. Eine feste Strategie ist der beste Schutz vor emotionalen Fehlentscheidungen.

Was ist ein Portfolio und warum ist es mehr als nur ein Depot?

Ein Portfolio ist deine strategische Gesamtheit aller Anlagen und Vermögenswerte, während das Depot nur das technische Konto bei einer Bank ist, in dem deine Wertpapiere wie Aktien und ETFs verwahrt werden. Diesen Unterschied zu verstehen, verändert alles. Er macht dich vom reaktiven Beobachter täglicher Kursschwankungen zum proaktiven Architekten deines eigenen Vermögens, der eine klare Strategie verfolgt.

Stell es dir wie den Bau eines Hauses vor. Dein Portfolio ist der komplette Bauplan, der alles von der Statik bis zur Einrichtung berücksichtigt. Dein Depot ist nur das Bankkonto, mit dem du die Handwerker bezahlst. Wer nur auf das Konto schaut, verliert das große Ganze aus den Augen.

Dieses strategische Denken ist keine reine Philosophie, sondern basiert auf den Erkenntnissen der Modernen Portfoliotheorie, für die der Ökonom Harry Markowitz den Nobelpreis erhielt. Der Kerngedanke ist, dass das Risiko eines Gesamtportfolios durch die geschickte Kombination von Anlagen, die sich nicht im Gleichschritt bewegen, deutlich gesenkt werden kann.

Je nachdem, welches Ziel du verfolgst, kann ein Portfolio eine ganz unterschiedliche Ausrichtung haben. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen verschiedenen Typen:

  • Wachstumsportfolio: Der Fokus liegt auf maximalem Kapitalzuwachs, oft mit einem sehr hohen Aktienanteil.
  • Einkommensportfolio: Das Ziel ist die Generierung regelmäßiger Ausschüttungen (z.B. Dividenden und Zinsen), oft mit einem höheren Anteil an Anleihen und dividendenstarken Aktien.
  • Wertstabilitäts-Portfolio: Hier steht der Kapitalerhalt im Vordergrund, mit einem sehr hohen Anteil an sicheren Anlagen.

Wie legst du das Fundament für dein Portfolio?

Jede gute Strategie braucht ein solides Fundament. Bevor du auch nur einen Gedanken an konkrete Anlagen verschwendest, musst du drei Fragen für dich beantworten: Was sind meine Ziele? Wie viel Zeit habe ich dafür? Und wie viel Risiko kann und will ich eingehen? Diese drei Punkte sind die Basis für alles Weitere und bestimmen, welche Kompromisse du später eingehen musst.

Infografik: Fundament eines Anlageportfolios

Wie definierst du deine Anlageziele und den Anlagehorizont?

Du gibst deiner Strategie eine klare Richtung, indem du deine Ziele nach dem SMART-Prinzip (Spezifisch, Messbar, Erreichbar, Relevant, Terminiert) definierst. Damit verwandelst du vage Wünsche in konkrete Arbeitsaufträge. Der jeweilige Zeitrahmen für ein Ziel – ob Altersvorsorge in 30 oder Eigenkapital in 5 Jahren – bestimmt deinen Anlagehorizont.

Ein klares Ziel könnte lauten: „Ich möchte in 25 Jahren 400.000 € angespart haben, um meine Rentenlücke zu schließen.“ Ein langer Zeithorizont ist dabei dein größter Vorteil. Er gibt dir die nötige Zeit, um auch starke Marktschwankungen zu überstehen.

Was ist das „Magische Dreieck“ der Geldanlage?

Das „Magische Dreieck“ zeigt den ständigen Zielkonflikt zwischen Rendite (wie viel Gewinn ist möglich?), Sicherheit (wie hoch ist das Verlustrisiko?) und Liquidität (wie schnell komme ich an mein Geld?). Der Punkt ist: Du kannst nie alle drei Ziele auf einmal haben. Deine persönlichen Ziele, die du zuvor festgelegt hast, geben vor, worauf du den Fokus legst.

Infografik: Das magische Dreieck der Geldanlage

Wie ermittelst du dein persönliches Risikoprofil?

Dein Risikoprofil findest du heraus, indem du zwei Seiten ehrlich beleuchtest: deine finanzielle Risikofähigkeit und deine emotionale Risikobereitschaft. Deine Anlagestrategie sollte sich immer am vorsichtigeren der beiden Werte ausrichten. Nur so vermeidest du, in einer Krise aus Panik die falsche Entscheidung zu treffen.

Checkliste zur Selbsteinschätzung:

  • Zur Risikofähigkeit (dein Kopf):
    • Wie stabil ist mein monatliches Einkommen? (z.B. Feste Anstellung vs. volatile Einnahmen als Selbständiger)
    • Wie hoch sind meine monatlichen Fixkosten und Schulden? Wie viel Puffer bleibt danach?
    • Wie groß ist mein Notgroschen für unvorhergesehene Ausgaben? (Ideal: 3-6 Monatsausgaben)
    • Wie lange kann ich auf das investierte Geld definitiv verzichten?
  • Zur Risikobereitschaft (dein Bauch):
    • Habe ich bereits Erfahrung mit Wertschwankungen gemacht? Wie habe ich reagiert?
    • Verfolge ich täglich die Börsenkurse oder kann ich das Thema auch für Wochen ausblenden?
    • Was ist mir wichtiger: die Chance auf hohe Gewinne oder die Sicherheit, keine großen Verluste zu erleiden?

Auf welchen 5 Säulen basiert ein strategischer Portfolio-Aufbau?

Dein Fundament aus Zielen und Risikobereitschaft steht. Jetzt blicken wir auf das große Ganze: die Architektur deines Portfolios. Ein stabiles und erfolgreiches Portfolio-Gebäude stützt sich auf fünf zentrale Säulen, die den gesamten Prozess vom ersten Entwurf bis zur langfristigen Pflege definieren.

Das folgende Schaubild fasst diese fünf Bausteine deines Plans perfekt zusammen. Betrachte es als die Legende zu deiner strategischen Landkarte.

Infografik: Struktur eines Anlageportfolios

Lass uns diese Säulen nun eine nach der anderen genauer unter die Lupe nehmen, angefangen bei den richtigen „Baumaterialien“. Den Anlageklassen.

Was ist die Asset Allocation und warum ist sie entscheidend für deinen Erfolg?

Die Asset Allocation ist die bewusste Aufteilung deines Geldes auf verschiedene Anlageklassen (wie Aktien, Anleihen etc.) und sie ist der mit Abstand wichtigste Baustein deines Erfolgs. Warum? Weil Studien zeigen, dass diese Grundsatzentscheidung für über 90 % der Schwankungen deiner Rendite verantwortlich ist. Deine Energie solltest du also hier investieren, nicht in die Suche nach Einzelwetten.

Infografik: Hauptbestandteile eines Anlageportfolios

Welche Haupt-Anlageklassen solltest du kennen?

Jede Anlageklasse übernimmt eine bestimmte Aufgabe in deinem Portfolio:

  • Aktien sorgen für das langfristige Wachstum. Als Miteigentümer eines Unternehmens partizipierst du direkt an dessen Gewinnen (durch Kurssteigerungen und Dividenden), trägst aber auch das volle unternehmerische Risiko, was zu den höchsten Schwankungen führt.
  • Anleihen bringen Stabilität und dämpfen Schwankungen. Du gibst einem Staat oder Unternehmen einen Kredit und erhältst dafür einen festen Zins. Ihr Wert kann bei Zinsänderungen ebenfalls schwanken, aber in der Regel deutlich geringer als bei Aktien.
  • Immobilien können zur Streuung beitragen und Einnahmen generieren. Sie gelten als inflationsgeschützt, sind aber auch illiquide (nicht schnell verkäuflich) und mit hohem Verwaltungsaufwand verbunden.
  • Rohstoffe dienen oft als Absicherung in Krisen. Sie werfen jedoch keine laufenden Erträge ab und ihre Preisentwicklung ist oft spekulativ.
  • Geldmarkt/Tagesgeld ist dein sicherer Hafen für den Notgroschen. Es bietet maximale Sicherheit und Verfügbarkeit, aber in der Regel eine Rendite unterhalb der Inflationsrate.

Wie findest du die richtige Mischung für dich?

Die richtige Mischung für dich ergibt sich direkt aus deinem Risikoprofil. Es geht darum, eine Aufteilung zwischen dem Wachstumsteil (z.B. Aktien) und dem Sicherheitsteil (z.B. Anleihen) festzulegen, mit der du dich wohlfühlst. Ob deine Strategie am Ende konservativ (z.B. 30/70) oder wachstumsorientiert (z.B. 70/30) ist, hängt allein von dir ab – deine Strategie muss zu dir passen, nicht zu einer pauschalen Regel.

Was bedeutet Diversifikation und wie setzt du sie um?

Diversifikation oder Risikostreuung ist das einfache Prinzip, nicht alles auf eine Karte zu setzen. Du verteilst dein Geld so geschickt, dass du unliebsame Überraschungen vermeidest, ohne dafür auf Renditechancen verzichten zu müssen. Im Kern schaltest du damit das unsystematische Risiko aus – also Gefahren, die nur einzelne Unternehmen treffen, nicht aber den gesamten Markt.

Infografik: So diversifizierst du dein Portfolio richtig

Warum ist Diversifikation das einzige „Free Lunch“ an der Börse?

Man muss zwei Risikoarten kennen: Das unsystematische Risiko (z.B. die Pleite einer einzelnen Firma) kannst du durch Streuung praktisch ausschalten. Da dich diese Risikominimierung nichts an erwarteter Rendite kostet, nennt man es das „kostenlose Mittagessen“ an der Börse. Übrig bleibt nur das systematische Risiko (z.B. eine Weltwirtschaftskrise), für dessen Inkaufnahme du langfristig durch eine Marktrendite entlohnt wirst.

Auf welchen Ebenen solltest du streuen?

Gute Streuung findet auf mehreren Ebenen statt. Am wichtigsten ist die Aufteilung auf verschiedene Anlageklassen (Aktien, Anleihen etc.). Darüber hinaus streust du innerhalb jeder Anlageklasse weiter, zum Beispiel bei Aktien nach verschiedenen Regionen, Branchen und Unternehmensgrößen.

Wie vermeidest du gefährliche Klumpenrisiken?

Ein Klumpenrisiko entsteht, wenn dein Erfolg zu stark von einer einzelnen Anlage abhängt. Der Schlüssel zur Vermeidung liegt im Verständnis von Korrelation – also der Frage, ob sich deine Anlagen im Gleich- oder Gegentakt bewegen. Ein Portfolio nur aus deutschen und europäischen Aktien ist schlecht diversifiziert, da beide bei einer Krise in Europa gemeinsam fallen werden. Echte Streuung erreichst du, wenn du Anlagen kombinierst, die auf unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklungen reagieren. Achte aber auch darauf, nicht in die Falle der „Diworsification“ zu tappen: Der Kauf von Dutzenden sich stark überschneidender Produkte erhöht nur die Komplexität und Kosten, ohne einen echten Mehrwert an Streuung zu bieten.

So startest du mit dem Portfolioaufbau: Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Der Weg vom Konzept zum fertigen Portfolio lässt sich in fünf klare, systematische Schritte unterteilen. Diese Anleitung führt dich strukturiert von der Idee bis zur Umsetzung.

Schritt 1: Analyse & Planung – Dein persönliches Fundament gießen

  • Definiere deine Ziele (SMART). Schreibe 1 bis 3 konkrete, messbare und terminierte finanzielle Ziele auf.
  • Bestimme deinen Anlagehorizont. Leite aus jedem Ziel den genauen Zeitraum ab, für den das Geld investiert werden kann.
  • Ermittle dein Risikoprofil. Bewerte ehrlich deine finanzielle Risikofähigkeit und deine emotionale Risikobereitschaft mithilfe der Checkliste oben.

Schritt 2: Strategische Asset Allocation – Der Bauplan deines Vermögens

  • Lege deine Haupt-Aufteilung fest. Wähle basierend auf deinem Risikoprofil die prozentuale Aufteilung zwischen deinem Wachstums- und deinem Sicherheitsbaustein.
  • Definiere die Diversifikation innerhalb der Klassen. Plane die weitere Streuung, z.B. die geografische Aufteilung im Aktienteil.
  • Schreibe deine Strategie auf! Dokumentiere deine Ziele und deine finale Ziel-Allokation schriftlich. Man nennt dies auch ein „Investment Policy Statement“ (IPS).

Schritt 3: Praktische Umsetzung – Die Werkzeuge wählen

  • Eröffne ein passendes Wertpapierdepot. Wähle einen Anbieter mit geringen Kosten (z.B. eine Direktbank oder einen Neobroker).
  • Wähle die Umsetzungsmethode. Entscheide dich für eine Einmalanlage oder einen automatisierten monatlichen Sparplan.

Depot Vergleich

Schritt 4: Investment & Umsetzung – Die Strategie mit Leben füllen

  • Wähle konkrete Produkte. Wähle für jeden Baustein deiner Asset Allocation ein passendes Anlageprodukt. Achte auf Kriterien wie breite Streuung, niedrige laufende Kosten, ein ausreichend hohes Volumen und eine transparente Anlagemethode.
  • Führe die Käufe durch / Richte den Sparplan ein. Setze deine Strategie aktiv um.

Schritt 5: Überwachung & Management – Auf Kurs bleiben

  • Plane dein Rebalancing. Lege fest, wann und wie du deine Strategie wieder ins Gleichgewicht bringst (z.B. jährlich).
  • Optimiere deine Steuerlast. Richte bei deiner Depotbank einen Freistellungsauftrag ein.
  • Lass das Portfolio arbeiten. Vertraue deinem Plan und widerstehe der Versuchung, auf Marktlärm zu reagieren.

Wie managst du dein Portfolio langfristig?

Das langfristige Management deines Portfolios besteht aus zwei Kernaufgaben: dem regelmäßigen Rebalancing zur Risikokontrolle und der seltenen, aber wichtigen strategischen Anpassung bei fundamentalen Lebensänderungen. Dies erfordert Disziplin, aber keinen großen Zeitaufwand.

Infografik: Langfristiges Portfoliomanagement Zyklus

Was ist Rebalancing und warum ist es so wichtig?

Rebalancing ist der Prozess, bei dem du die ursprüngliche Gewichtung deiner Anlageklassen wiederherstellst, nachdem sie sich durch Marktbewegungen verschoben hat. Stell dir vor, dein Portfolio von 100.000 € startet mit einer 70/30-Aufteilung (70.000 € Aktien, 30.000 € Anleihen). Nach einem starken Börsenjahr sind deine Aktien 20 % im Wert gestiegen, die Anleihen aber nur um 1 %. Dein Portfolio ist nun 114.300 € wert, aber die Aufteilung hat sich auf ca. 73,5 % Aktien (84.000 €) und 26,5 % Anleihen (30.300 €) verschoben. Dein Portfolio ist damit riskanter geworden als geplant. Rebalancing stellt die ursprünglichen 70/30 wieder her und ist wichtig, weil es erstens dein Risiko kontrolliert und zweitens eine emotionslose Disziplin erzwingt.

Wann und wie führst du ein Rebalancing durch?

Eine pragmatische Methode ist die jährliche Überprüfung, bei der eine Anpassung nur dann vorgenommen wird, wenn eine signifikante Abweichung (z.B. ±5 Prozentpunkte) vorliegt. Die Umsetzung erfolgt entweder durch klassische Umschichtung (Verkauf und Kauf) oder – steuerlich cleverer in der Ansparphase – indem du neue Sparraten gezielt in die untergewichteten Klassen lenkst (Cash-Flow Rebalancing).

Wann solltest du deine Strategie grundlegend ändern?

Eine grundlegende Änderung deiner Ziel-Allocation ist nur dann gerechtfertigt, wenn sich deine ursprünglichen Planungsgrundlagen – deine Ziele, dein Anlagehorizont oder dein Risikoprofil – maßgeblich und dauerhaft ändern. Eine solche Anpassung sollte niemals eine Reaktion auf kurzfristige Marktschwankungen sein. Gültige Gründe sind z.B. eine Erbschaft, der nahende Ruhestand oder neue, große Lebensziele.

Welche Strategien gibt es für fortgeschrittene Anleger?

Für fortgeschrittene Anleger, die über ein rein passives Investment hinausgehen und gezielt eigene Akzente setzen möchten, bietet sich vor allem die Core-Satellite-Strategie an. Dieser hybride Ansatz kombiniert einen stabilen, breit gestreuten Portfolio-Kern mit gezielten, kleineren Investments (Satelliten), um zusätzliche Renditechancen zu verfolgen, ohne das Fundament zu gefährden.

Infografik: Core Sattelite Strategie beim Portfolioaufbau

Der Kern (Core): Das Fundament für stabile Rendite

Der Kern macht den Großteil deines Portfolios aus, typischerweise 70 % bis 90 %. Er besteht aus einem oder mehreren breit diversifizierten und kostengünstigen Basisinvestments, wie zum Beispiel einem einzigen globalen Aktien-ETF (auf den MSCI ACWI oder FTSE All-World). Dieses Kerninvestment wird langfristig nach dem „Buy-and-Hold“-Prinzip gehalten und soll eine stabile, marktübliche Rendite sichern.

Die Satelliten (Satellites): Die Beimischung für Renditechancen

Die restlichen 10 % bis 30 % deines Portfolios bilden die Satelliten. Dieser Teil wird aktiv von dir gemanagt und in gezielte Wetten investiert, um potenziell eine Überrendite zu erzielen. Beispiele für Satelliten sind:

  • Themen-ETFs: Investitionen in Megatrends wie Künstliche Intelligenz, saubere Energien oder Cybersicherheit.
  • Branchen- oder Länder-ETFs: Eine gezielte Übergewichtung von Sektoren oder Regionen, von denen du dir eine überdurchschnittliche Entwicklung versprichst.
  • Einzelaktien: Gezielte Investitionen in ausgewählte Unternehmen.
  • Spekulativere Anlageklassen: Eine kleine Beimischung von z.B. Kryptowährungen.

Vorteile und Nachteile der Core-Satellite-Strategie

  • Vorteile:
    • Psychologisches Ventil: Sie befriedigt den Wunsch, aktiv am Marktgeschehen teilzunehmen und eigene Ideen umzusetzen, ohne das Gesamtportfolio zu gefährden.
    • Chance auf Überrendite: Mit den Satelliten besteht die Möglichkeit, eine höhere Rendite als der breite Markt zu erzielen.
  • Nachteile:
    • Höherer Aufwand: Die Auswahl und Überwachung der Satelliten erfordert deutlich mehr Recherche und Zeit.
    • Höheres Risiko: Die Satelliten sind oft risikoreicher und volatiler als der Kern. Fehlentscheidungen können die Gesamtrendite schmälern.

Welche unsichtbaren Erfolgsfaktoren musst du noch kennen?

Zwei oft übersehene Faktoren können über Erfolg oder Misserfolg deines Portfolios entscheiden: deine eigene Psychologie und die Auswirkungen von Kosten und Steuern. Diese zu verstehen und zu managen, ist ein entscheidender Teil deiner Portfoliostrategie.

Infografik: Unsichtbare Fehler beim Portfolio Aufbau

Warum du die Psychologie des Anlegens verstehen musst

Studien der Verhaltensökonomie zeigen immer wieder: Der größte Feind des Anlegers ist nicht der Markt, sondern er selbst. Unsere Emotionen und psychologischen Fallstricke führen zu systematischen Fehlern, die die Rendite erheblich schmälern. Wer die häufigsten mentalen Fallen kennt, kann sich besser davor schützen.

Dazu gehören vor allem:

  • Herdenverhalten (Herding): Die Tendenz, zu kaufen, wenn alle kaufen (Gier) und zu verkaufen, wenn alle verkaufen (Panik). Dies führt fast zwangsläufig dazu, dass man zu hohen Preisen einsteigt und zu tiefen Preisen aussteigt.
  • Verlustaversion (Loss Aversion): Der Schmerz über einen Verlust wird etwa doppelt so stark empfunden wie die Freude über einen gleich hohen Gewinn. Das führt dazu, dass Anleger Verlustpositionen zu lange halten (in der Hoffnung auf Erholung) und Gewinnpositionen zu früh verkaufen (um den Gewinn „zu sichern“).
  • Selbstüberschätzung (Overconfidence): Anleger neigen dazu, ihre eigenen Fähigkeiten bei der Marktanalyse und Prognose systematisch zu überschätzen. Die Folge ist übermäßiges Handeln, was die Rendite durch Transaktionskosten und Fehlentscheidungen schmälert.
  • Bestätigungsfehler (Confirmation Bias): Die Neigung, gezielt nach Informationen zu suchen, die die eigene Meinung bestätigen, während widersprüchliche Fakten ignoriert werden.
  • Home Bias: Die übermäßige Konzentration auf den bekannten Heimatmarkt, obwohl dieser nur einen kleinen Teil des globalen Aktienmarktes ausmacht. Dies führt zu einem Klumpenrisiko und dem Verzicht auf globale Wachstumschancen.

Das wirksamste Gegenmittel gegen all diese Fallstricke ist die Entwicklung eines rationalen, regelbasierten und langfristigen Investmentprozesses – genau so, wie er in diesem Leitfaden dargelegt wird. Deine schriftlich fixierte Strategie ist dein Schutzschild gegen potenziell schädliche Emotionen.

Warum ein Blick auf Kosten und Steuern entscheidend ist

Jeder Euro, den du für Gebühren oder unnötige Steuern zahlst, kann nicht für dich arbeiten. Achte daher auf geringe Kosten bei Depot und Produkten. Nutze zudem legale Steuervorteile in Deutschland, wie den Sparerpauschbetrag (mittels Freistellungsauftrag) und die Teilfreistellung von 30 % für Aktienfonds. Beachte bei thesaurierenden (wiederanlegenden) Fonds zudem die sogenannte Vorabpauschale, eine jährliche, vorab gezahlte Steuer auf fiktive Gewinne, die aber beim späteren Verkauf angerechnet wird.

Fazit

Ein starkes Portfolio ist kein Hexenwerk und hat nichts mit Glück zu tun. Es ist das Resultat eines disziplinierten, strategischen Prozesses. Dieser Prozess beginnt nicht mit dem Kauf eines Wertpapiers, sondern mit einer ehrlichen Auseinandersetzung mit dir selbst – deinen Zielen, deinem Zeithorizont und deinen Ängsten. Er wird durch diszipliniertes Festhalten am Plan und mechanische Anpassungen zum Erfolg geführt, nicht durch hektischen Aktionismus.

Der erste Schritt ist immer der wichtigste. Nutze die Anleitung in diesem Guide, nimm dir jetzt bewusst die Zeit, deine Ziele und dein Risikoprofil schriftlich zu definieren und starte deinen Weg zu einem erfolgreichen und vor allem stressfreien Vermögensaufbau.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Portfolioaufbau

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